Wie das Unternehmen Flixbus so riesig wurde
Inhalt des Artikels:
- Übernahme anderer Anbieter
- Zweifelhafte Maschen im Wettbewerb: Tickets der Konkurrenz kaufen
- Auf breites Streckennetz setzen
Übernahme anderer Anbieter
Neben dem Auto oder der Bahn sind seit einigen Jahren auch Fernbusse eine etablierte Alternative. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren 2024 über zehn Millionen Fahrgäste in Deutschland im Fernverkehr mit Bussen unterwegs. In Deutschland ist Flixbus mit Abstand das größte Fernbusunternehmen, wie die Wirtschaftswoche 2023 berichtet: "Mit 95 Prozent Marktanteil hat das Unternehmen auf dem deutschen Fernbusmarkt praktisch eine Monopolstellung." Dass Flixbus so groß werden konnte, liege an der Übernahme mehrerer Konkurrenten wie Mein Fernbus oder Postbus.
So fusionierten Anfang 2015 Mein Fernbus und Flixbus. Dieser Zeitpunkt war nach Recherchen des Funk-Formats "Was kostet die Welt?" nicht zufällig gewählt, denn die Unternehmen lagen damals noch unter der Umsatz-Grenze von 500 Millionen Euro, ab der das Kartellamt eingreifen darf. Auf Anfrage von Funk teilt das Bundeskartellamt mit, dass die Fusion aus wettbewerblicher Sicht unerfreulich gewesen sei.
Zweifelhafte Maschen im Wettbewerb: Tickets der Konkurrenz kaufen
Früher durften in Deutschland Strecken nicht von Fernbussen bedient werden, wenn es bereits eine Eisenbahnverbindung gab. Seit 2013 ist das anders. "Der Verbraucher hat seitdem die Möglichkeit, auch über längere Strecken kostengünstig und umweltfreundlich mit dem Bus zu reisen", schreibt dazu das Bundesministerium für Verkehr auf seiner Webseite. Direkt gab es viel Konkurrenz auf dem Markt, darunter unter anderem IC Bus von der Deutschen Bahn oder den englischen Anbieter Megabus – Flixbus war also nur einer unter vielen. Wie aber schaffte es das Unternehmen, sich durchzusetzen?
Megabus wollte Deutschland zum Beispiel mit Tickets zum Preis von einem Euro erobern. Wie im MDR-Format Eine Minute Geld berichtet wird, habe ein Flixbus-Gründer mit seiner privaten Kreditkarte alle 1€-Tickets, die er bekommen konnte, gekauft, damit die Aktion ins Leere lief. Der Stern befragte Gründer Jochen Engert 2018 zu dieser Praxis. Seine Antwort: "Wir haben als Team die Fähigkeit entwickelt, uns im harten Wettbewerb kreative Lösungen zu überlegen. In diesem Fall waren wir vielleicht zu kreativ."
Ein anderer Fall: Die Post und der ADAC wollten als "ADAC-Postbus" zusammen arbeiten. Daraufhin sicherte sich Flixbus die Internet-Domain "ADAC Postbus", damit die Konkurrenz sich eine kompliziertere Internetadresse suchen musste. Davon erzählen die Gründer selbst in einer Folge des Podcasts "Chefgespräch" der Wirtschaftswoche.
Auf breites Streckennetz setzen
Von Erfurt nach Berlin oder von Chemnitz nach Prag: Wenn man einen Blick auf die Website von Flixbus werft, sieht man ein breites Angebot an möglichen Start- und Zielorten. Auch das gehört zur Strategie des Unternehmens: Es werden nicht nur Millionenstädte angefahren, sondern auch kleinere und mittelgröße Städte. Flixbus sammelt auf Nebenstrecken Fahrgäste ein und kann so auch auf beliebten Strecken mit mehr Auslastung fahren. "Auf wettbewerbsschwachen Strecken kann das Unternehmen zudem höhere Ticketpreise verlangen", so die Wirtschaftswoche in einem Artikel von 2016.
Hinzu kommt: Je mehr Strecken Flixbus anbietet, desto mehr lernt das Unternehmen über das Reiseverhalten seiner Kunden – also zum Beispiel welche Strecken zu welcher Zeit viel gebucht werden. Diese Daten können sehr wertvoll sein. "Wir sind sehr klar ein Tech-Unternehmen. Wir sind es mehr, als ich das jemals gedacht hätte", sagt André Schwämmlein, einer der drei Gründer von Flixbus, im Interview für das Funk-Format "Was kostet die Welt?". Es handelt sich also viel mehr um ein Tech-Unternehmen als um ein Busunternehmen.
Besitzt Flixbus nur einen Bus?
So beauftragt der Fernbusanbieter fast ausschließlich andere Busfirmen damit, die Fahrten für ihn durchzuführen. Flixbus selbst erstellt die Fahrpläne und verkauft die Tickets. Wie mehrere Medien berichten, unter anderem auch Eine Minute Geld, besitzt die Firma selbst auch nur einen Bus – um offiziell als Busunternehmen gelten zu können.
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