• Die Bundesagentur für Arbeit ist davon überzeugt, dass die Jobberatung in staatlicher Hand bleiben sollte.
  • Die Bertelsmann-Stiftung sagt, dass es mehr individuelle Förderung bräuchte. Dafür fehlen allerdings die Ressourcen.
  • Beispiele aus Großbritannien haben gezeigt, dass Jobvermittlung in privater Hand eher noch mehr neue Probleme schafft.

Vor elf Jahren konnte die Arbeitsagentur noch knapp 14 Prozent der arbeitslosen Hartz-IV-Bezieher einen bezahlten Job vermitteln. Bis 2022 ist diese Quote auf unter sechs Prozent gesunken.

Als Sprecher der Bundesagentur ärgert sich Kristian Veil über diese Zahl. Nicht unbedingt, weil sie so niedrig ist: Veil hält sie für kaum aussagekräftig. Die Quote erfasse längst nicht alle Vermittlungen, sondern nur solche, die aus dem Stand ohne zusätzliche Fördermaßnahmen gelungen seien: "Auf der anderen Seite ist es so, dass wir einen hohen Fachkräftebedarf haben, aber bei den Arbeitslosen auch viele Menschen haben, die gefördert werden müssen, so dass sich das nicht in dieser Quote abbildet."

Bundesagentur: Hochwertige Beratung privat nicht leistbar

Die Bundesagentur arbeite durchaus mit privaten Anbietern zusammen. Dass diese ihren Auftrag aber komplett übernehmen würden, kann sich Kristian Veil nicht vorstellen: "Es geht nicht nur um die reine Vermittlung, sondern es geht auch um Beratung. Und das deckt einen großen Teil unserer Arbeit ab, den wahrscheinlich Private nicht in der Qualität und in dem Umfang erreichen können."

Bertelsmann-Stiftung: Mehr Förderung nötig, aber Ressourcen fehlen

Bei Roman Wink kommt die Agentur damit nicht durch. Der Arbeitsmarkt-Experte der Bertelsmann-Stiftung hat sich weitere Zahlen angeschaut. Und sagt zunächst: Nicht alles sei den Behörden anzulasten: "44 Prozent der arbeitslosen Bürgergeldempfänger haben mindestens zwei Vermittlungshemmnisse, also sind beispielsweise gesundheitlich eingeschränkt, haben fehlende Qualifikationen. Deswegen sagen wir in unserer Studie, dass es mehr individuelle Förderung braucht, aber genau hierfür fehlen die Ressourcen."

Für jene Beratung also, die Arbeitsagentur-Sprecher Veil so hervorgehoben hat. Für sie sind die Jobcenter zuständig. Und die haben laut Bertelsmann-Studie in den letzten zehn Jahren ihre Ausgaben für die Verwaltung um 40 Prozent erhöht. Die Mittel für die Eingliederung von Arbeitslosen sind dagegen gleich geblieben.

Negativbeispiel Großbritannien

Dennoch sieht Roman Wink die Lösung nicht darin, die Vermittlung zu privatisieren. Er verweist auf Erfahrungen aus Großbritannien, wo die Regierung vor etwa 15 Jahren genau das versucht habe: "Der Wettbewerb hat dazu geführt, dass es zu Innovationen gekommen ist, aber in der Summe haben private Anbieter dazu tendiert, insbesondere die leicht vermittelbaren Personen zu priorisieren."

Politik steht zu Arbeitsvermittlung in staatlicher Hand

Diese Bedenken gibt es auch in der Politik. Eine Privatisierung der Arbeitsvermittlung wurde letztmals von der FDP in den Bundestag eingebracht – das ist inzwischen mehr als 20 Jahre her. Die AfD will zwar laut Parteiprogramm die Bundesagentur auflösen – ihre Aufgaben dann aber nicht Privaten, sondern den Jobcentern übertragen.

Und aus den Regierungsfraktionen hat CDU-Arbeitsmarktpolitiker Kai Whittaker diese Einwände: "Gerade die Vermittlung von Langzeitarbeitslosen braucht einen sehr langen Atem. Und das können private Anbieter nicht in dem Umfang leisten: Zum Teil haben sie schlicht selber Personalprobleme, wie viele andere auch."

Zusammengefasst: MDR-AKTUELL-Hörer Kurt Löhnicker ist nicht allein, wenn er die Arbeitsagentur als ineffizient einschätzt. Die Vermittlung komplett an Private zu übertragen, sehen jedoch viele kritisch – speziell bei jenen, für die sich nur schwer eine Stelle finden lässt.

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