• Das Rudolstadt Festival 2025 ist ohne neuen Besucherrekord zu Ende gegangen.
  • Ein besonderes Erlebnis waren die Konzerte im Länderschwerpunkt Mali.
  • Das Festival will seiner Philosophie der Vielfalt treu bleiben, sich aber stärker "verjüngen".

Mit 90.000 Besucherinnen und Besuchern ist das Rudolstadt Festival am Sonntag zu Ende gegangen. "Das ist das, was wir angepeilt haben", erklärte Festivalchefin Petra Rottschalk im Gespräch mit MDR KULTUR. "Wir wollen und werden die Vor-Corona-Zahlen nicht mehr erreichen", erläuterte sie mit Verweis darauf, dass nun mehr Gäste mit Caravan oder Auto anreisten und die Kapazität der Stellplätze begrenzt sei.

Außerdem setze das Sicherheitskonzept eine Grenze bei maximal 20.000 Dauergästen, die sei nun mit durchschnittlich je 19.800 Menschen pro Festivaltag erreicht worden, weitere 10.000 Besucherinnen und Besuchern seien darüber hinaus zum Festival gekommen, so Rottschalk.

Fast 120 Acts aus 30 Ländern waren auf Bühnen im Heinepark oder auf der Heidecksburg zu erleben, auch in den Straßen wurde wie immer musiziert, getanzt und die Welt der Musik, Vielfalt und Gemeinschaft bis spät in die Nacht gefeiert. Das Wetter sei optimal gewesen, sonnig, aber nicht zu warm. Glücklicherweise sei der rund 30 Kilometer südlich ausgebrochene Waldbrand auf der Saalfelder Höhe ohne Auswirkungen auf das Festival geblieben.

Länderschwerpunkt 2025: Mali

Beim Rudolstadt Festival stand 2025 das westafrikanische Mali als musikalisches Gastland im Fokus. "Ökonomisch bitterarm, aber ganz ohne Zweifel eines der musikalisch reichsten Länder in Afrika", erklärte Hanneken vorab die Auswahl. Zehn Acts waren dann im Programm vertreten. Den Auftakt gestaltete die malische Künstlerin Sadio Sidibe mit einem Konzert auf der Großen Bühne im Heinepark. Zu erleben waren außerdem "Gitarrengott" Vieux Farka Touré, Baba Sissoko oder das Le Mali 70 Earkestra.

"Gitarrengott" Vieux Farka Touré, einer von zehn Acts beim Gastland-Auftritt Mali beim Rudolstadt Festival 2025.Bildrechte: MDR/Joachim Blobel

Highlights waren nach Angaben der Organisatoren auch der Auftritt der Soulsängerin Ledisi gemeinsam mit den Thüringer Symphonikern oder das Konzert mit Mine, das von MDR KULTUR live übertragen wurde.

"Festival der Festivals"

Das Line-Up war wie jedes Jahr bunt gemixt. Regionale Künstlerinnen und Künstler trafen auf Acts aus Deutschland und der Welt, traditionelle irische Lieder auf alternativen Hip Hop und Indie-Rock. Gerade diese Vielfalt mache das Festival eben so besonders, betont Bernhard Hanneken: "Es gab mal einen Musikwissenschaftler, der gesagt hat, das Festival sei ein Festival der Festivals. Und damit meinte er nicht irgendeinen Superlativ, sondern dass es sich aus vielen kleinen Einzelfestivals zusammensetzt, die jeder Besucher für sich kreiert." 

Das Rudolstadt Festival kreiert jeder Besucher für sich.

Bernhard Hanneken, Programmdirektor Rudolstadt Festival

Tickets 2025 teurer

Bis zu 25.000 Besucherinnen und Besucher hatte Hanneken pro Festivaltag erwartet – und das trotz teurer gewordener Ticketpreise. Die wurden in diesem Jahr um zehn Prozent angehoben, von 120 auf 132 Euro. Für den Programmdirektor war das ein unausweichlicher Schritt, um das Festival langfristig zu sichern: "Das ist ein Thema, dem wir uns auch stellen müssen."

Jugendfolkorchester feierte Comeback

Auf dem Festivalprogramm stehen immer wieder neue Bands, Künstlerinnen und Künstler, denn eine goldene Regel lautet: Alle Acts dürfen nur einmal auftreten. Eine Ausnahme gibt es: das Jugendfolkorchester spielte nach seiner Rudolstadt-Premiere 2024 auch in diesem Jahr wieder. Das passt dennoch ins Konzept, denn es ist kein festes Ensemble, sondern gründet sich jedes Jahr wieder neu. Dafür gehen Bewerbungen aus ganz Deutschland ein. Am Ende spielen 40 junge Menschen im Alter zwischen 12 und 26 Jahren zusammen, die die Liebe zur Folk-Musik vereint. 

Das Jugendfolkorchester gründet sich jedes Jahr neu. Bildrechte: F. Gabriel/ Jugendfolkorchester

Eine Woche vor dem Festival trafen sich alle in Thüringen, um gemeinsam zu proben, ohne Noten, ohne Dirigent. Eine Woche Zeit, um unterschiedlichste Instrumente von Dudelsack bis Harfe, Klangfarben und Charaktere zu arrangieren, wie Leiterin Sabrina Palm die Herausforderung beschreibt: "Wir können Gott sei Dank auf wirklich große Kompetenz bei den jungen Leuten bauen. Also die sind auf ihrem Feld echte Experten."

Das Jugendfolkorchester fühlt sich wie eine kleine Familie an.

Stina, Mitglied des Jugendfolkorchesters

Sebastian und Stina, die Geige spielen, finden, das Jugendfolkorchester fühle sich für sie wie eine kleine Familie an: "Wir verstehen uns alle richtig gut und wachsen in dieser Woche auch echt sehr zusammen", so die 18-Jährige über das Jugendfolkorchester, das bei drei Konzerten traditionelle Tanzstücke und Lieder aus ganz Deutschland präsentierte.

Ausblick: Festival muss sich verjüngen

Programmdirektor Bernhard Hanneken freut sich über den Nachwuchs: "Ich glaube, dass es dem Festival und dem Image dieser Art von Musik gut tut." Hanneken organisiert das Programm seit fast 35 Jahren. 1991 krempelte er das Konzept des einstigen DDR-Tanz- und Folklorefests um, entwickelte es zum größten Festival für Roots, Folk und Weltmusik in Deutschland, jedes Jahr mit einem neuen Länderschwerpunkt.

Bernhard Hanneken ist seit 1991 Programmdirektor des Rudolstadt Festivals.Bildrechte: Frank Diehn/ Rudolstadt Festival

Langfristig muss es sich aus seiner Sicht verjüngen, ohne seinen Markenkern zu verlieren. Die alten Folkies aus den Anfängen seien bald nicht mehr da, begründete er. Genug Künstlerinnen und Künstler aus den Bereichen Folk, Roots und Weltmusik gebe es allemal, so Hanneken: "Bis heute sind wir noch nicht auf dem Trockenen."

Der Weltmusikpreis "Ruth" wurde 2025 an den aus Burkina Faso stammenden und in Dresden lebenden Musiker Ezé vergeben, Tanzmeisterin Sigrid Doberenz erhielt zudem die Ehren-"Ruth" für ihr Lebenswerk.

 

Angaben zum Festival

33. Rudolstadt Festival
3. bis 6. Juli 2025
An mehr als 20 Spielstätten in der Stadt

Karten online und an Vorverkaufsstellen
Nur vor Ort in Rudolstadt gibt es von Freitag bis Sonntag auch reine Innenstadt-Karten.
Die wichtigsten Informationen für einen Besuch haben wir hier gebündelt.

1955 wurde es als DDR-Tanz- und Folklorefest gegründet, heute ist es das größte Festival für Folk, Roots und Weltmusik in Deutschland. Die nächste Ausgabe findet vom 2. bis 5. Juli 2026 statt.

Quelle: MDR KULTUR, Redaktionelle Bearbeitung: ks, awi, hki

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