Auch wenn sie oft den Eindruck von "Zeitlosigkeit" erwecken – Schulbücher sind ein Produkt ihrer Zeit und sind Zeugen von unterschiedlichen didaktischen Ansätzen ebenso wie vom politischen und gesellschaftlichen Umfeld, in dem sie erscheinen. Jahrzehnte nach ihrer Verwendung werden sie damit zu einem interessanten Forschungsobjekt der Zeitgeschichte.

Ein Digitalisierungsprojekt der Forschungsbibliothek des Leibniz-Instituts für Bildungsmedien, Georg-Eckert-Institut (GEI), will dafür sorgen, dass Schulbücher der DDR, insbesondere solche aus den Fächern Geschichte und Staatsbürgerkunde, der Wissenschaft erhalten bleiben, und hat damit begonnen, rund 1.000 Schulbücher digital zu erfassen. Papierqualität und Papierversäuerung haben dazu geführt, dass die Bücher inzwischen stark verbräunt sind und das Papier brüchig geworden ist. Die digitale Sicherung dient somit dem Erhalt der Bücher als Kulturgut ebenso wie als Forschungsgegenstand.

"Durchsetzung der marxistisch-leninistischen Weltanschauung"

"Mit dem einzigartigen digitalen Korpus im Umfang von rund 120.000 Seiten", schreibt das GEI in seiner Presseinformation, "wird eine Quellengrundlage für Forschungen geschaffen, die auch mit digitalen Methoden Kontinuitäten und Diskontinuitäten bei der Entwicklung von Schulbuch- und Bildungsinhalten untersuchen können. Zentrale Fragen sind dabei unter anderem: Welche Themen prägten die schulische Bildung in der DDR? Wie veränderte sich die Darstellung bestimmter Inhalte im Verlauf der Jahre? Diesen und weiteren Fragestellungen werden sich Wissenschaftler*innen am GEI künftig intensiv widmen."

Das GEI weist darauf hin, dass "Schulbüchern in der DDR als staatlich gesteuertem Massenmedium eine grundlegende Rolle bei der Durchsetzung der marxistisch-leninistischen Weltanschauung und einer staatlichen Identifikation" zukam. "Ihre Bedeutung", erklärt Dr. Anke Hertling, die Leiterin der Forschungsbibliothek, "reichte deshalb über den Klassenraum hinaus bis weit in die Gesellschaft". Das Projekt wird von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gefördert und läuft bis Juli 2027.

Links/Studien

Veröffentlichung des GEI: Digitalisierung von DDR-Schulbüchern

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