Klarna: Angeblich bald pleite, weil Kunden Kredite nicht zurückzahlen – stimmt das?
Inhalt des Artikels:
- Gerücht auf Tiktok: Klarna soll bald pleite sein
- Kreditausfallquote nahezu gleich geblieben
- Verlust durch gescheiterten Börsengang
Gerücht auf Tiktok: Klarna soll bald pleite sein
Ein paar Markenschuhe, ein Smartphone oder Computerspiele: Wer online shoppt, kann bei vielen Händlern mit Klarna bezahlen. Das schwedische Unternehmen bietet verschiedene Zahlungsmethoden an. Dazu gehört die Möglichkeit, das gewünschte Produkt auf Ratenzahlung zu kaufen – man bekommt also von dem Finanzdienstleister einen Kredit. Diese sogenannte "Buy now, pay later"-Option (auf Deutsch: "Kaufe jetzt, zahle später"-Option) hat zuletzt auf Tiktok für Wirbel gesorgt. Dort kursieren Videos, dass Klarna pleite gehen könnte, weil Kunden und Kundinnen ihre Schulden nicht zurückzahlen.
Kreditausfallquote nahezu gleich geblieben
Auf Anfrage des MDR in Bezug auf das online kursierende Pleite-Gerücht antwortet Klarna: "Zwar stiegen die Kreditverluste im ersten Quartal 2025 in absoluten Zahlen an, doch ist dies einfach darauf zurückzuführen, dass unser Geschäft gewachsen ist und wir deutlich mehr Kredite vergeben haben." Es sei normal, dass der Gesamtwert der Verluste in Dollar bei einem solchen Wachstum steigt. Das heißt: Durch mehr vergebene Kredite steigt auch die Anzahl an Kunden, die ihre Schulden nicht zurückzahlen. Die Kreditausfallquote ist nahezu gleich geblieben. Laut Klarna ist diese von 0,51 Prozent auf 0,54 Prozent gestiegen.
Was das bedeutet, erläutert Tobias Berg, Professor für Banking am House of Finance der Goethe-Universität Frankfurt: "Ungefähr einen von 200 Kunden muss Klarna abschreiben, weil die Kredite nicht zurückbezahlt werden können." Das sei zurzeit noch überschaubar. "Im klassischen Konsumentenkredit-Geschäft von Banken liegt diese Rate bei ungefähr zwei Prozent pro Jahr, also einer von 50, der das nicht zurückzahlen kann", so Berg. Das ist also etwa viermal so viel wie bei Klarna. Allerdings haben laut dem Experten diese Konsumentenkredite eine längere Laufzeit, während bei Klarna viele der Fälle Rechnungskäufe sind, bei denen die Kunden drei bis vier Wochen später zahlen und es sich damit um eine deutlich kürzere Laufzeit handelt. Deshalb seien die Daten nicht eins zu eins vergleichbar.
Hinzu kommt: Klarna habe die Kreditausfallquote bereits einkalkuliert und legt Gelder dafür zurück. Aber könnte es mal zum Problem werden? "Ja, natürlich: Wenn wirklich viele Kunden diese Kredite nicht zurückzahlen können, dann bleibt Klarna entsprechend auf diesen Verlusten sitzen", sagt Tobias Berg.
Verlust durch gescheiterten Börsengang
Sicherlich auch ein Grund für die Videos auf TikTok, in denen über eine Pleite von Klarna spekuliert wird: Das Unternehmen hat im ersten Quartal 2025 einen Nettoverlust von 99 Millionen US-Dollar gemacht.
Warum Klarna eigentlich den Verlust verzeichnen musste, lässt sich laut Finanzexperte Tobias Berg auf einen abgesagten Börsengang in den USA zurückführen. "Der wurde im Rahmen der Turbulenzen, die wir in den USA gesehen haben, abgesagt. Das war aber trotzdem mit Kosten verbunden. Diese Kosten schlagen dann einfach durch und haben zu diesen Verlusten geführt", so Berg.
Der Verlust der 99 Millionen Dollar lasse sich also auf eine bisher einmalige Abschreibung in Zusammenhang mit dem gescheiterten Börsengang zurückführen. Das operative Geschäft laufe laut Klarna dennoch weiterhin gut. Nach Unternehmensangabe war es das vierte profitable Quartal in Folge.
MDR (jvo)
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