Große Mehrheit der Befragten will auch in Zukunft bar bezahlen können
- Überwiegende Mehrheit möchte Bargeld auch in Zukunft beibehalten.
- Kleine Cent-Münzen sehen viele Befragte als unnötig an.
- Die Obergrenze für Zahlungen mit Bargeld spaltet MDRfragt-Gemeinschaft.
"In Sachen bargeldlos Bezahlen sollte Deutschland schnellstmöglich sein Angebot ausbauen", schreibt Kathrin (38) aus dem Burgenlandkreis.
Mit ihrer Haltung steht Kathrin nicht allein da, denn in der MDRfragt Gemeinschaft befürworten zwei Drittel (67 Prozent) die flächendeckende Möglichkeit, ohne Bargeld zu bezahlen. Das ist das Ergebnis des aktuellen Stimmungsbildes, an dem sich fast 23.000 Menschen beteiligt haben.
Im Vergleich der Altersgruppen fällt auf, dass junge Menschen sich bargeldlose Zahlungsmöglichkeiten häufiger wünschen. Lucie (27) aus dem Saalekreis ist ein gutes Beispiel dafür: "Es wäre schön, wenn überall Kartenzahlung möglich wäre und Institutionen auch die Gebühren für kleine Unternehmen runter schrauben würden. 30 Cent pro Überweisung sind nicht mehr zeitgemäß. In den Niederlanden kann man selbst auf dem Markt kleine Euro-Beträge mit Karte zahlen."
Am Vorbild anderer europäischer Länder möchte sich auch die aktuelle Bundesregierung orientieren. Im Koalitionsvertrag machen sich CDU/CSU und SPD für die flächendeckende Möglichkeit der bargeldlosen Bezahlung stark.
Doch es gibt im aktuellen Stimmungsbild auch Menschen, die sich gegen den Ausbau bargeldloser Zahlmöglichkeiten aussprechen. 29 Prozent sind dagegen. Michael (72) aus Leipzig hat unter anderem Sicherheitsbedenken: "Solange es nicht gelingt, die Menschen vor Kriminellen zu schützen, die auf mein Konto Zugriff über das Internet haben, zahle ich lieber mit Bargeld und nicht mit Karte."
Holger (68) aus dem Harz stören dagegen die Gebühren: "Wenn ich als Solo-Selbstständiger Kartenzahlung akzeptiere, ergeben sich für mich höhere Kosten, die ich dann an meine Kunden weitergeben muss. Die Einzigen, die von Kartenzahlung profitieren, sind sogenannte Finanzdienstleister. Wenn ich die Dauer des Bezahlvorgangs an der Kasse im Supermarkt vergleiche, kann ich keinen Unterschied ausmachen."
Überwiegende Mehrheit sieht Notwendigkeit von Bargeld
Die aktuelle Befragung zeigt auch, dass Bargeld nach wie vor eine hohe Bedeutung für die Befragten hat. 86 Prozent sind der Meinung, dass es beibehalten werden sollte. Sie lehnen die Abschaffung von Bargeld ab.
Ernsthafte politische Bestrebungen zur Abschaffung gibt es derzeit ohnehin nicht. Im Gegenteil: Die Europäische Zentralbank hält nach wie vor am Bargeld fest.
Für die MDRfragt-Gemeinschaft ist das Bargeld aus verschiedenen Gründen wichtig. Silvia (44) aus dem Landkreis Görlitz sagt: "Bargeld ist mir wichtig, um meinen Kindern den Umgang mit Geld beizubringen und in der Spardose zu sparen. Zudem habe ich sonst keinen Überblick was ich ausgebe. Und es gibt mittlerweile auch Banken, die für jede Zahlung Geld verlangen."
Auch Reinhard (72) aus Jena ist für das Bargeld. Er genießt die Anonymität: "Bargeld muss erhalten bleiben. Ich möchte nicht, dass man nachvollziehen kann, wann ich wo, mir etwas geleistet habe." Für Evelyn (47) aus dem Wartburgkreis ist vor allem der Kostenfaktor von Bedeutung: "Bargeld ist Freiheit. Ich habe ein Nebengewerbe. Für mich rentiert sich das bargeldlose Bezahlen nicht. Es sind Mehrkosten, welche ich dann umverlegen müsste."
Doch auch Sicherheitsaspekte spielen bei den Teilnehmenden eine Rolle. Heike (61) aus dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld schreibt: "Ohne Bargeld sind wir bei jeglichem Stromausfall aufgeschmissen. Wir sind aufgeschmissen, wenn wir die Karte verloren haben. Wir sind aufgeschmissen, wenn die Technik mal versagt und wir können niemandem mit einem 'Scheinchen' danke sage oder einem wohnungslosen Menschen helfen. Für alte, behinderte oder motorisch eingeschränkte Menschen bedeutet das sogar Isolation."
Doch 13 Prozent der Befragten sprechen sich für eine Abschaffung des Bargeldes aus. Ein häufig genannter Grund ist dabei die Eindämmung von Kriminalität. So sieht es Marco (45) aus Dresden: "Schon allein um Geldwäsche und Bandenkriminalität einzudämmen, sollte es kein Bargeld mehr geben." Stimmen wie seine sind allerdings in der Minderheit.
Aus Sicht der Befragten: Kleine Cent-Münzen sind überflüssig
Einen breiter Konsens herrscht hingegen beim Thema Kleingeld. 80 Prozent der Befragten befürworten die Abschaffung von kleinen Cent-Münzen. Eine der Befürworterinnen ist Ute (63) aus dem Eichsfeld. Sie sagt: "1- und 2-Cent-Münzen abschaffen, dafür bin ich schon lange! Das würde auch Ressourcen schonen. In den deutschen Haushalten liegen Millionen von diesen Münzen. Die meisten Menschen tuen sie erstmal in die Schublade und dort kommen sie meistens nicht wieder raus."
Auch Nicole (40) aus Erfurt ist für die Abschaffung der Münzen: "Diese Augenwischerei mit Preisen von 19,99 Euro und dergleichen und somit auch die beiden kleinsten Cent-Münzen, können definitiv abgeschafft werden."
In anderen europäischen Ländern sind die kleinen Münzen bereits jetzt überflüssig. Beispielsweise wird in Finnland auf den nächstgelegenen Fünf-Cent-Betrag gerundet. Auch in den Niederlanden, Irland oder in Italien gibt es ähnliche Regeln.
17 Prozent der Befragten lehnen die Abschaffung dennoch ab. Häufig wird die Sorge vor weiteren Preissteigerungen als Grund angegeben. So auch bei Grit (52) aus dem Landkreis Leipzig. Sie kommentiert: "Die Abschaffung der 1- und 2-Cent-Münzen würde zu einem Aufrunden der Preise führen - wäre also eine mehr oder minder versteckte Preiserhöhung."
Geteilte Meinungen zur Obergrenze bei Bargeldzahlungen
Ab 2027 gilt in der EU eine Obergrenze für Zahlungen mit Bargeld. Diese liegt bei 10.000 Euro. Für Privatpersonen gibt es Ausnahmen. Das Ziel der Maßnahme ist die Bekämpfung von Geldwäsche.
Einer grundsätzlichen Obergrenze für Zahlungen mit Bargeld steht die MDRfragt Gemeinschaft zwiegespalten gegenüber. Eine knappe Mehrheit von 53 Prozent spricht sich dafür aus. 40 Prozent sind dagegen.
Befürworterinnen wie Lisa (34) aus Nordsachsen sehen darin eine sinnvolle Maßnahme: "Aufgrund von kriminellen Aktivitäten wie Geldwäsche, finde ich es grundsätzlich in Ordnung, dass es eine Obergrenze gibt bei Barzahlung."
Auch Heidi (41) aus Magdeburg befürwortet eine Obergrenze: "Von mir aus kann die Grenze noch weiter herabgesetzt werden. Diese großen Summen in der Portokasse haben doch nur gut laufende Geschäfte und besser Verdienende. Sie können ruhig mehr Transparenz in ihren Geldgeschäften pflegen."
Viele Gegner der Obergrenze glauben dagegen nicht, dass Geldwäsche verhindert werden kann. Karl-Heinz (70) aus dem Landkreis Zwickau kommentiert: "Wer lieber unterm Kopfkissen spart, weil er den Banken nicht traut, sollte diese Möglichkeit haben. Geldwäscher finden andere Wege."
Auch Stefan (42) aus dem Landkreis Sömmerda schreibt: "Wofür sollte es diese Grenze brauchen? Wenn, muss das System angepasst werden, um missbräuchliche Verwendung zu verhindern."
Über diese Befragung
Die Befragung: "36 Grad und es wird noch heißer: Zwischen Urlaubslust und Bargeldfrust" lief vom 02. bis 07. Juli 2025. Insgesamt haben 22.761 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen mitgemacht.
Bei MDRfragt können sich alle anmelden und beteiligen, die mindestens 16 Jahre alt sind und in Sachsen, Sachsen-Anhalt oder Thüringen wohnen, denn: Wir wollen die Vielfalt der Argumente kennenlernen und abbilden. Die Kommentare der Befragten erlauben, die Gründe für die jeweiligen Positionen und das Meinungsspektrum sichtbar zu machen.
Da sich jede und jeder beteiligen kann, der möchte, sind die Ergebnisse von MDRfragt nicht repräsentativ. Die Ergebnisse von MDRfragt werden nach bewährten wissenschaftlichen Kriterien und Methoden anhand verschiedener soziodemografischer Merkmale wie Alter, Geschlecht oder Bildungsgrad gewichtet, um sie an die tatsächliche Verteilung in der mitteldeutschen Bevölkerung anzupassen.
Damit wird die Aussagekraft der Ergebnisse erhöht und es ergibt sich ein valides und einordnendes Stimmungsbild aus Mitteldeutschland. MDRfragt wird wissenschaftlich beraten und begleitet. Dabei geht es um die Weiterentwicklung des Angebotes ebenso wie über die Überprüfung der Aussagekraft, beispielsweise durch regelmäßige Validitätstests.
Aufgrund von Rundungen kann es dazu kommen, dass die Summe der Prozentpunkte bei Kreisdiagrammen von 100 abweicht. Aus diesem Grund wurden die Werte in den Grafiken auf 100 Prozentpunkte gerundet.
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