Elbe in Magdeburg erreicht neuen Tiefststand seit Beginn der Messungen
- Das Wasser der Elbe in Magdeburg steht so niedrig wie nie.
- Der Wasserstand könnte in den kommenden Wochen weiter sinken. Baden sollte man in der Elbe dennoch nicht.
- Schon jetzt können viele Schiffe nicht mehr fahren. Güterschifffahrt auf der Elbe lohne sich nicht mehr, sagt der BUND.
Die Elbe in Magdeburg hat einen neuen Tiefststand seit Beginn der modernen Messungen erreicht. Der Pegelstand an der Strombrücke lag am Donnerstagmorgen bei 44 Zentimetern. Das zeigen die Daten, die das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Elbe (WSA) veröffentlicht.
Damit ist der Wasserstand niedriger als Ende Juli 2019, als er den bislang bekannten Tiefststand von 45 Zentimeter erreichte. Allerdings handle es sich um einen Tagesdurchschnittswert. Die statisch korrekte Berechnung werde einige Zeit in Anspruch nehmen, hieß es. Der mittlere Pegelstand an der Magdeburger Strombrücke beträgt 1,52 Meter. Beim Jahrhunderthochwasser im Juni 2013 wurden hier 7,48 Meter gemessen.
BUND: Elbe als Wasserstraße zunehmend unbrauchbar
Nach Ansicht des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Sachsen hat die Elbe als Wasserstraße ausgedient. Der Fluss sei als Güterverkehrsweg faktisch nicht mehr nutzbar. "Güterschifffahrt auf der Elbe lohnt sich nicht mehr", sagte der Landesvorsitzende Felix Ekardt am Freitag in Dresden. Die klimatischen Bedingungen hätten sich grundlegend verändert, Niedrigwasserperioden nähmen mit der Erderwärmung deutlich zu. Die eingetiefte Elbe beschleunige zudem die Wasserableitung und verschärfe damit die Dürre in der Region.
Trotz Investitionen in Höhe von rund 430 Millionen Euro zwischen 2013 und 2022 für Unterhalt und Ausbau der Wasserstraße habe sich die Lage nicht verbessert. "Es fehlen also nicht nur Wasser, sondern auch die Güterschiffe", kritisierte Ekardt. Weitere Baumaßnahmen brächten ohne ausreichenden Wasserstand keine Verbesserung, richteten aber Schäden an sensiblen Ökosystemen wie Auenwäldern an. Ein Umdenken in der Elbe-Politik sei unausweichlich.
Niedriger Elbwasserstand macht Tourismus zu schaffen
Der niedrige Wasserstand der Elbe bereitet auch Tourismusunternehmen in Sachsen-Anhalt Probleme. So haben Anbieter von Kanutouren zum Beispiel Fahrten storniert und Anfragen abgelehnt. Niels Wedler von Biber-Kanu-Touristik in Magdeburg teilte MDR SACHSEN-ANHALT mit, der Wasserstand in Verbindung mit der Versandung der Alten Elbe habe enorme Auswirkungen. Man sei nicht mehr in der Lage, Touren mit Drachenbooten durchzuführen.

Im besten Fall habe man die Möglichkeit, auf Kleinboote umzubuchen. Die Gäste müssten diese dann aber über Flachstellen tragen. Auf der Stromelbe sei Paddeln zwar möglich, bestimmte Ziele wie den Mönchsgraben oder den Wissenschaftshafen im nördlichen Stadtzentrum könne man aber nicht mehr erreichen. Auch SUP-Kurse und -Touren (Stand up paddling) seien kaum noch möglich. Es bestehe die Gefahr hängen zu bleiben. Die Ausflugsschiffe der "Weißen Flotte" fahren wegen des niedrigen Elbpegels bereits seit Anfang Juli nicht mehr im Stadtgebiet von Magdeburg, sondern ab dem Schiffshebewerk.
Fischsterben in in den Prester Seen
Auch Angler melden zunehmende Probleme. Edgar Appenrodt vom Magdeburger Anglerverein sagte MDR SACHSEN-ANHALT, in den Prester Seen an der Elbe sei es seit Donnerstag vergangener Woche zu einem Fischsterben gekommen. Man habe am vergangenen Wochenende etwa 400 Kilogramm toter Fische beseitigt. Der Verein sieht einen unmittelbaren Zusammenhang mit der Trockenheit. Wenn der Elbpegel sinke, litten auch die angeschlossenen Gewässer.
Wasserstand der Elbe könnte noch weiter sinken, wenn der Sommer trocken bleibt
Dem WSA zufolge kann das Wasser bis Freitag sogar noch weiter zurückgehen. Danach sei mit Regen und etwas Entspannung zu rechnen. "Für die nächste Woche wird wahrscheinlich erstmal eine leichte Wasserstandserhöhung einsetzen", sagte der Leiter des Fachgebiets Schifffahrt, Martin Gellner, MDR SACHSEN-ANHALT.
Wenn das Wetter ansonsten so bleibe wie zuletzt, könne es sein, dass die Wasserstände jahreszeit- und trockenheitsbedingt erneut auf den aktuellen Stand sinken – oder sogar darunter. "Das ist dann abhängig vom Wettergeschehen der nächsten Wochen", sagte Gellner.
DLRG rät vom Baden in der Elbe ab
Auch, wenn die Elbe nun besonders ruhig aussieht, rät die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) davon ab, darin baden zu gehen. Das gelte auch für andere Flüsse. Innerhalb weniger Meter könne das ruhige Wasser in eine starke Strömung übergehen, vor allem im Bereich der Fahrrinne für Schiffe, sagte Arne Brandenburger von der Ortsgruppe Magdeburg Ende Juni. Die Polizei weist deshalb darauf hin, dass der Pegelstand nicht der tatsächlichen Wassertiefe entspricht. Die Elbe könne nach wie vor nicht zu Fuß durchquert werden. Etwaige Versuche seien wegen der Strömung lebensgefährlich.
Im Juni hatte eine junge Frau in Magdeburg versucht, in der Elbe zu baden und wurde von der Strömung abgetrieben. Sie konnte sich ans Ufer retten, musste aber anschließend von Notarzt und Rettungsdienst betreut und in ein Krankenhaus gebracht werden.
Niedrigwasser behindert Schiffe in Magdeburg
Die Weiße Flotte hatte wegen des Niedrigwassers bereits Ende Juni ihre Ausflugsfahrten in Magdeburg umgestellt. Die Schiffe legen seitdem nicht mehr am Petriförder in der Innenstadt ab, sondern am Schiffshebewerk.
Ähnlich betroffen sei auch der Güterverkehr auf der Elbe, sagte Martin Gellner. Die Schiffe seien auf eine bestimmte Fahrrinnentiefe angewiesen. "Da gibt es bloß noch ganz, ganz wenige, wenn überhaupt, die quasi unter den Bedingungen wirtschaftlich Güter transportieren können." Aktuell müssten deshalb Fahrten ausfallen oder verlegt werden.
Blindgänger tauchen auf
Durch das wenige Wasser in der Elbe könnten aktuell auch Blindgänger oder Schrott im Fluss freigelegt und sichtbar werden, sagte Gellner. Erst am Mittwoch hatte der Kampfmittelbeseitigungsdienst in Stendal mehrere Panzergranaten aus der Elbe geräumt. Die Polizei warnt davor, Kampfmittel zu berühren, die im Fluss zum Vorschein kommen. Stattdessen sollte die Polizei informiert werden.
So meldete eine Zeugin den Fund stark verrosteter Munition an der Elbe. Durch die Polizeibeamten wurde zur Bergung der Kampfmittelbeseitigungsdienst angefordert. Anschließend wurde das Ordnungsamt informiert und verblieb bis zum Bergen der Munition am Einsatzort.
MDR (Sören Thümler, Maren Wilczek), dpa, zuerst veröffentlicht am 10.7.2025
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