Behörden faxen noch immer regelmäßig – trotz erheblicher Datenschutzmängel
- Obwohl die Nutzung insgesamt immer weiter zurückgeht, wird in einigen Behörden und rund einem Fünftel der Unternehmen noch immer regelmäßig gefaxt.
- Laut dem Sprecher der Sächsischen Datenschutzbeauftragten müssen Behörden aber Datensicherheit garantieren, was mit einem Faxgerät nicht möglich ist.
- Faxgeräte bleiben oft nur noch als Notlösung im Einsatz, etwa für technische Ausfälle oder andere Ausnahmefälle.
Wie lange es her ist, dass er das letzte Mal ein Fax gesendet oder empfangen hat, weiß Volker Strotmann, Leiter des Digitalisierungszentrums beim Technischen Hilfswerk, gar nicht mehr genau. "Das ist bestimmt vor Corona gewesen, aber wahrscheinlich schon länger her. Ich würde mal vermuten, acht oder zehn Jahre."
Und das, obwohl beim THW in jedem Gebäude mindestens ein Faxgerät steht. Insgesamt hat das THW noch um die Tausend klassische, alte Maschinen, die auch wirklich nur faxen können, erzählt er. Zum Einsatz kämen sie aber kaum. "Die sind halt da. Das sind Faxgeräte, die in unserem Hausnetz völlig separat laufen. Die sind nicht in die IP-Verbindungen integriert und die stehen da noch, weil sie kein Brot fressen und weil man, wenn denn die IT ausfällt, noch eine Möglichkeit hat, über eine einfache Telefonleitung zu kommunizieren."
Laut Bitkom hat das Fax keine Zukunft
Mehr als nur ein Backup sind die rund 50 Faxgeräte in den Büros der Stadt Jena. "Oh, es kommen noch erstaunlich viele Faxe an – und zwar täglich mehrere", sagt Stadtsprecherin Roswitha Putz. "Zum Teil sind das Anträge, die gestellt werden, Gewerbeunterlagen oder andere juristische Sachen. Wir selbst verschicken Faxe nur noch in Ausnahmefällen, wenn die Schriftform gewahrt werden muss. Das ist eine juristische Geschichte."
Aus dem Grund sind auch Justiz, Gesundheitswesen und Behörden laut dem Digitalverband Bitkom die Bereiche, in denen nach wie vor viele Faxe hin und her gehen. Das sagt Felix Lesner, Referent für digitale Geschäftsprozesse bei Bitkom. "Rund 18 Prozent der Unternehmen in Deutschland nutzen das Fax sogar häufig oder sehr häufig. Wenn man das beispielsweise mit 2023 vergleicht – da waren es noch 33 Prozent – sieht man auf jeden Fall, wo die Reise hingeht, sozusagen. Das Fax verliert an Bedeutung." Langfristig hat es keine Zukunft, ist Lesner überzeugt.
So sicher wie eine unverschlüsselte E-Mail
Das liegt aber nicht nur an der überholten Technik, auch der Datenschutz kann zum Problem werden. Behörden zum Beispiel sind verpflichtet, die Sicherheit von Daten nachweisbar zu garantieren, sagt Björn-Henrik Lehmann, Sprecher der Sächsischen Datenschutzbeauftragten. Das könne man mit einem Faxgerät aber nicht. "Denn man muss sich das so vorstellen: Sicherheitstechnisch ist ein Faxgerät ungefähr auf dem Niveau einer unverschlüsselten E-Mail oder einer Postkarte."
Das weiß man auch in den Fax-intensiven Branchen wie der Justiz. Rechtsanwalt Marcus Werner sitzt beim Deutschen Anwaltverein im Ausschuss Elektronischer Rechtsverkehr und erinnert sich: "Früher wurde sehr, sehr viel, extrem viel gefaxt. Jetzt ist das ein im Gesetz teilweise so vorgesehenes Ersatzmittel. Das heißt, es wird deutlich weniger gefaxt."
Gefaxt wird meist nur noch in Ausnahmefällen
Laut Marcus Werner vom Deutschen Anwaltverein wird heute nur noch per Fax kommuniziert, wenn das sogenannte besondere elektronische Anwaltspostfach ausfällt. Auch die Stadt Jena will immer mehr über das verschlüsselte elektronische Behördenpostfach kommunizieren – und trotzdem ein Notfall-Faxgerät behalten. Für Bürgerinnen und Bürger, die das Behördenpostfach nicht nutzen oder damit sich in Notfällen Personen mit Sprachbehinderung bei der Stadt melden können. Und beim THW ist der Plan, die Faxgeräte noch so lange stehen zu lassen, bis sie kaputt gehen. Ersetzt werden sollen sie dann aber nicht mehr.
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