Einfuhren von medizinischem Cannabis sprunghaft gestiegen
- Die Importmenge von medizinischem Cannabis ist deutlich gestiegen, die Zahl der von den Krankenkassen bezahlten Verschreibungen hingegen nicht.
- Die Einschränkung des Online-Versands könnte lange Wartezeiten und Versorgungsprobleme für tatsächlich Betroffene verursachen.
- Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände fordert eine strengere Verschreibungspraxis, um Risiken für Patienten zu verringern.
Es ist nicht schwierig, im Netz die Seiten zu finden, über die man ein Onlinerezept für medizinisches Cannabis bekommt. In wenigen Minuten ist der obligatorische Fragebogen ausgefüllt. Dann den Personalausweis hochladen, das Rezept anfordern und die passenden Blüten bestellen.
In solchen Fällen könne man tatsächlich von Missbrauch sprechen, sagt Franjo Grotenhermen, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft für Cannabis in der Medizin. "Die Berufsordnung für Ärzte sieht vor, dass eine medizinische Behandlung nicht ausschließlich über elektronische Medien durchgeführt werden kann. Das darf nur in Ausnahmefällen geschehen. Wir haben ja jetzt zum Teil die Situation, dass man einfach online geht und nicht mal einen Kontakt zu irgendeinem Arzt hat. Das ist keine gute Medizin."
Cannabis-Importe steigen innerhalb eines Jahres deutlich
Wie viele Menschen über diesen Weg Cannabis bestellen, obwohl es medizinisch vielleicht nicht notwendig wäre, ist kaum zu beziffern. Die Bundesregierung macht die Dimension des Missbrauchs an den wachsenden Importmengen fest. Die Einfuhr beaufsichtigt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. Sprecher Maik Pommer erklärt: "Im ersten Quartal 2024 wurden rund acht Tonnen zu medizinischen und medizinisch-wissenschaftlichen Zwecken importiert und im ersten Quartal 2025, also im Vergleichsquartal, wurden bereits 37 Tonnen importiert."
Die von den Krankenkassen bezahlten Verschreibungen seien nicht annähernd so stark gestiegen. Bundesgesundheitsministerin Nina Warken will deshalb, dass der Besuch beim Arzt wieder verpflichtend wird.
Apothekenpflicht statt Online-Versand
Medizinisches Cannabis soll Warken zufolge auch nur noch in Apotheken und nicht mehr per Versand zu bekommen sein. Für die Betroffenen ist das ein Problem, meint Antonia Menzel. Sie ist Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands pharmazeutischer Cannabinoidunternehmen.
"In der Praxis bedeutet das lange Wartezeiten auf Termine für die Patienten. Außerdem eine fehlende Versorgung in strukturschwachen und ländlichen Räumen." Daraus folge eine zusätzliche Belastung, insbesondere für chronisch und schwer erkrankte Menschen. "Der Zugang wird dadurch faktisch für viele blockiert", so Menzel.
Apothekerverbände fordern strengere Verschreibungspraxis
Widerspruch kommt von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Warkens Gesetzentwurf sei richtig, sagt Präsident Thomas Preis. Denn schon früher seien Zweifel aufgekommen, ob das medizinische Cannabis die richtige Zielgruppe erreiche. So habe man 2021 bei Untersuchungen gesehen, dass besonders viele Verschreibungen per Privatrezept an junge Männer gingen. "Wir haben ja die fatale Entwicklung, dass Menschen denken, dass das, was legal ist, auch ungefährlich ist. Aber Cannabis ist eine Suchtdroge."
Auch ältere Menschen, die regelmäßig Cannabis anwenden, hätten Probleme. "Das sehen wir in den USA und Kanada, dass eben diese Menschen oft an Alzheimer und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erkranken. Mehr als andere." Eine strengere Verschreibungspraxis könne dem entgegenwirken, so Preis.
Auch Antonia Menzel und Franjo Grotenhermen sagen: An einzelnen Stellen müsse man nachschärfen. Der Vorschlag der Gesundheitsministerin gehe aber zu weit. Es reiche, die Online-Plattformen zu kontrollieren und auf die Einhaltung der ärztlichen Sorgfaltspflicht zu achten.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke