Depressionen im Alter: Wie man sie erkennt und was die Ursachen sind
- Das Risiko für eine Depression steigt im Alter deutlich an. Vor allem in Altersheimen gibt es eine hohe Dunkelziffer.
- Frauen begeben sich häufiger wegen Depressionen in Behandlung als Männer.
- Die neue Lebenssituation im Alter begünstigt die Entstehung einer Depression. Doch viele alte Menschen sträuben sich gegen eine Therapie.
Altersdepressionen sind ein Thema, das noch immer mit Vorwürfen und Scham behaftet ist – das spürt Torsten Kudela in seinem Praxisalltag häufiger. Er ist Hausarzt in Magdeburg und Vorsitzender des Hausärzteverbandes Sachsen-Anhalt.
Depressionen im Alter zu erkennen, sei gar nicht immer so einfach, erklärt Kudela: "Es ist so, dass die Patienten so einen sozialen Rückzug haben. Dass die dann auch natürlich viele körperliche Befindlichkeitsstörungen entwickeln und darüber klagen. Und dann ist es auch schwierig, das Ganze gegen den normalen Alterungsprozess abzugrenzen. Und das merkt man dann schon, dass die dann so ein bisschen wehleidiger werden, sich zurückziehen, sich nicht mehr freuen können, traurig sind und auch wirklich traurig gucken. Und da muss man dann eben so sensibel sein, das auch rauszufinden."
Depressionen im Alter deutlich häufiger – hohe Dunkelziffer
Das versucht Kudela über gezieltes Nachfragen. Der Hausarzt weist auch auf eine hohe Dunkelziffer hin, die in Altersheimen bei etwa 40 Prozent liege.
Auch Zahlen des neuesten Gesundheitsatlas der AOK zeigen: Mit zunehmendem Alter treten Depressionen deutlich häufiger auf. Den höchsten Wert haben Frauen zwischen 80 und 84 Jahren - von ihnen sind knapp 28 Prozent betroffen. Bei den Männern ist es die Altersgruppe ab 90, da leiden knapp 18 Prozent unter Depressionen.
Frauen häufiger in Behandlung als Männer
Ines Keita ist Diplompsychologin und stellvertretende Geschäftsführerin der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Dass Frauen generell häufiger erkranken, erklärt sie unter anderem mit hormonellen Faktoren, aber auch mit einem anderen Hilfesuchverhalten: "Frauen gehen mit Beschwerden eher zum Arzt als Männer und haben dann natürlich eher die Chance auf eine korrekte Diagnose und somit Behandlung."
Alter: Neue Lebenssituation begünstigt Depressionen
Keita sagt, es komme bei Depressionen vor allem auf die eigene Veranlagung an – im Alter habe man aber auch mit ganz neuen Themen zu tun: "Es ist sicherlich eine Phase, die einen Umbruch bedeutet. Wo man sicherlich schauen muss: Wie verbringe ich jetzt meine Zeit? Wo man vielleicht auch neue Interessen und Aktivitäten erstmal für sich finden muss."
Ältere Patienten sträuben sich gegen Hilfe
Die Behandlung erfolgt meist über eine Gesprächstherapie und Medikamente. Aber gerade in der älteren Generation würden sich auch viele Menschen nicht gerne helfen lassen, sagt Anke Heuer von der AOK PLUS in Sachsen und Thüringen: "Ältere Menschen sind deutlich sturer, sie lehnen kategorisch professionelle Unterstützung ab. Oft hört man: 'Ich bin nun mal alt, ich bin doch nicht verrückt.' Das hören wir bei der älteren Generation deutlich mehr als von jüngeren, die dann doch Hilfe leichter oder eher annehmen."
Das liege daran, dass man früher nicht offen über psychische Krankheiten gesprochen habe. Das habe sich heute schon deutlich gebessert.
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