• Ein früherer Renteneintritt geht zulasten aller Versicherten – niemals ist es jedoch ein Minusgeschäft für den Staat.
  • Von Seiten der Wirtschaftsweisen kommt der Vorschlag, die Abschläge zu erhöhen oder die vorzeitige Rente abzuschaffen.
  • Die SPD verteidigt das Konzept. Mit der Union hat sich die Partei auf eine Aktivrente geeinigt.

MDR-Hörer Steffen Beier aus Bad Schmiedeberg wundert sich, warum es die Möglichkeit zum vorzeitigen Rentenbeitritt in Zeiten des Fachkräftemangels überhaupt noch gibt. Er fragt, ob der Staat finanziell davon profitiert, dass Menschen vorzeitig mit Abschlägen in Renten gehen und will wissen, warum keine Anreize geschaffen werden, damit diese Menschen weiterarbeiten.

Früherer Renteneintritt: Niemals Minusgeschäft für den Staat

Die Möglichkeit, vorzeitig mit Abschlägen in Rente gehen zu können, hält Martin Werding grundsätzlich für sinnvoll. Er ist Professor für Sozialpolitik und öffentliche Finanzen an der Uni Bochum und einer der fünf Wirtschaftsweisen.

Dass der Staat durch den früheren Renteneintritt mit Abschlägen finanziell profitiert, ist Werding zufolge aber nicht der Fall. "Es ist tatsächlich ein Minusgeschäft – aber nie für den Staat. Der Staat übernimmt ja in Deutschland gar keine Lasten, sondern er verteilt sie im Grunde nur. Wenn man früher in Rente geht, mit unseren Abschlägen von 3,6 Prozent pro Jahr. Dann belastet man im Grunde alle anderen Versicherten."

Wirtschaftsweise für Abschaffung der abschlagsfreien Rente

Denn für sie steigt dadurch die Beitragslast, erklärt Werding. Für ihn sind die Abschlags-Rentner die einzigen, die von dieser Wahlmöglichkeit profitieren.

Werding begründet das damit, dass die Abschläge zu niedrig bemessen seien. "Ich würde sie nicht komplett abschaffen, aber ich würde die Regeln etwas strenger machen, in dem Sinne, dass wir wirklich sogenannte versicherungsmathematisch korrekte Abschläge kriegen. Die müssten so bei fünf bis sechs Prozent liegen. Viele andere Länder haben das auch so."

Werding spricht sich auch dafür aus, die abschlagsfreie vorzeitige Rente wieder abzuschaffen und das Renteneintrittsalter schrittweise auf 69 Jahre zu erhöhen.

SPD gegen Diskussion über Regelaltersgrenze und Abschlagsrente

Ganz anders sieht das Bernd Rützel, der sozialpolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag. "Ich lehne eine Diskussion über die Regelaltersgrenze deutlich ab. Da ist 67 wirklich das Ende der Fahnenstange. Viele schaffen das nicht. Und wer 45 Jahre auf dem Buckel hat, der muss auch abschlagsfrei zwei Jahre früher in Rente gehen können."

Rützel ist auch gegen eine Abschaffung der Abschlagsrente. Es gebe gute Gründe, warum Menschen auch vorzeitig mit Abzügen in Rente gehen. "Ein Grund kann die Gesundheit sein, ein Grund können die familiären Bedingungen sein, ein Grund kann sein, dass das Unternehmen Leute entlässt. Und wenn dann diese Menschen arbeitslos werden mit 63, dann ist dem Staat auch nicht geholfen. Dann zahlt es die Arbeitslosenversicherung oder gar später die Grundsicherung – also das Bürgergeld."

Koalition will Aktivrente ab kommendem Jahr

Um Menschen zu motivieren auch im Rentenalter noch zu arbeiten, wollen SPD und Union eine Aktivrente einführen. Diese wurde auch im Koalitionsvertrag verankert. Wer im Rentenalter noch arbeitet, soll demnach bis zu 2.000 Euro pro Monat steuerfrei hinzuverdienen dürfen. Gelten soll das voraussichtlich ab kommendem Jahr.

Die Idee findet auch Martin Werding interessant. Er sagt aber auch, dass das der vierte Schritt schon vor den ersten drei sei.

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