CSD in Mühlhausen und Chemnitz gefeiert – Hunderttausende Teilnehmer in Berlin
- Rund 300 Menschen feiern ersten CSD in Mühlhausen
- 800 bis 1.000 Teilnehmer in Chemnitz – kleine rechte Versammlung
- Hunderttausende Menschen in Berlin – Veranstalter verweisen auf angespannte Lage
Rund 300 Menschen haben nach Polizeischätzungen am Samstag den ersten Christopher Street Day (CSD) in Mühlhausen (Unstrut-Hainich-Kreis) gefeiert. Sie zogen in einer Demonstration durch die Stadt und trafen sich bei einem Straßenfest mit Infoständen und Musik. Nach Angaben des Versammlungsleiters verlief die Veranstaltung überwiegend friedlich. Nur vereinzelt habe es Pöbeleien von CSD-Kritikern gegeben.
Das Queere Zentrum Mühlhausen zeigte sich mit der Premiere sehr zufrieden. Unterstützt wurde die Veranstaltung von Organisationen wie der Linksjugend, den Grünen, "Omas gegen Rechts" und der Volkssolidarität. Mühlhausens Oberbürgermeister Johannes Bruns (SPD) und Landrat Thomas Ahke (FWG) unterstützten den CSD mit Grußworten. Die Stadt hisste bunte Flaggen auf dem Obermarkt, am Landratsamt wurde die Regenbogenflagge gezeigt.
800 bis 1.000 Menschen feiern CSD in Chemnitz
Auch in Chemnitz wurde am Samstag der CSD gefeiert. Nach ersten Polizeischätzungen nahmen zwischen 800 und 1.000 Menschen teil. Die Demonstration stand unter dem Motto "Vom Beton zum Regenbogen – Chemnitz2025 mischt auf!". Dem Wagenumzug folgte ein Straßenfest auf dem Brühl. Der CSD war gleichzeitig der Höhepunkt einer Aktionswoche, die seit dem 19. Juli in Europas Kulturhauptstadt 2025 stattfand.
Parallel dazu kamen rund 25 Personen aus dem rechten Spektrum zusammen. Auf Videos auf der Plattform X waren unter anderem queerfeindliche Sprechchöre zu hören. Zudem schwenkten Teilnehmer eine Reichsflagge, mehrmals wurde das rassistische "White Power"-Zeichen gezeigt. Laut Polizeiangaben kam es allerdings zu keinen weiteren Maßnahmen.
Mehrere hunderttausend Menschen in Berlin auf der Straße
In Berlin feierten derweil nach Angaben der Veranstalter mehrere hunderttausend Menschen den CSD und demonstrierten für die Rechte von Schwulen, Lesben, Transsexuellen und Transgender sowie Inter- und Bisexuellen. Ein zentrales Thema war die Kontroverse um die Regenbogenflagge auf dem Bundestag.
Bundestagspräsidentin Julia Klöckner hatte das Hissen der Flagge untersagt, was Bundeskanzler Friedrich Merz mit den Worten "Der Bundestag ist ja nun kein Zirkuszelt" verteidigte. Diese Aussage löste breite Kritik aus und wurde auf vielen Plakaten satirisch aufgegriffen – etwa mit Sprüchen wie "Genau mein Zirkus".
Die Veranstalter hatten im Vorfeld auf eine ernste und angespannte Lage verwiesen. Nach Angaben der Behörden steigen queerfeindliche Straftaten seit Jahren an. Laut einem Lagebericht des Bundeskriminalamts und des Bundesinnenministeriums von Ende 2024 hat sich die Zahl der Straftaten im Bereich "Sexuelle Orientierung" und "Geschlechtsbezogene Diversität" seit 2010 nahezu verzehnfacht. Das liegt demnach auch an der zunehmenden Sichtbarkeit und Anzeigebereitschaft, zugleich wird von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen.
Am Rande des CSD kam es zu einer rechtsextremen Gegendemonstration, an der sich laut Polizei etwa 30 bis 50 Menschen beteiligten. Die Teilnehmer hatten Banner der Gruppe "Deutsche Jugend Voran" dabei, die der Berliner Verfassungsschutz als rechtsextrem und gewaltorientiert einstuft. Bereits vor Beginn der Kundgebung hatte die Polizei sechs Personen auf dem Weg zur Gegendemonstration festgenommen, darunter die Anmelderin, unter anderem wegen Verstößen gegen das Waffengesetz und das Sprengstoffgesetz sowie wegen verfassungsfeindlicher Kennzeichen.
CSD erinnert an Stonewall-Aufstand
Der CSD erinnert an den 28. Juni 1969, als die Polizei die Schwulenbar "Stonewall Inn" in der New Yorker Christopher Street stürmte, worauf tagelange Zusammenstöße zwischen Aktivisten und Sicherheitskräften folgten. Der Aufstand gilt als Geburtsstunde der modernen Schwulen- und Lesbenbewegung.
MDR/dpa/epd/AFP (mze)
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke