Warum sehen Bayern-Fans den Transfer so kritisch?
In der Fußballwelt mit Sadio Mané verglichen zu werden, ist erst mal nichts Schlechtes. Der senegalesische Flügelspieler war vor wenigen Jahren einer der aufregendsten Fußballer des Planeten. Beim FC Liverpool unter Vertrag betrug sein Marktwert zwischenzeitlich 150 Millionen Euro (im Jahr 2019, Quelle: transfermarkt.de). Zusammen mit Roberto Firmino und Mohamed Salah bildete er ein offensives Dreiergespann, das maßgebend mithalf, Liverpool zu dem Topklub zu machen, das es heute wieder ist.
Wenn nun also Luis Diaz, die sehr wahrscheinliche Neuverpflichtung des FC Bayern, mit Mané verglichen wird – wie es derzeit allerorten passiert –, ist das doch ein gutes Omen für den deutschen Rekordmeister. Oder? Nun, nein. Der Vergleich ist nämlich nur bedingt ein sportlicher.

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Denn Sadio Mané spielte nicht nur für den FC Liverpool – sondern auch für Bayern. Und hat dort wohlwollend ausgedrückt ein Geschmäckle hinterlassen.
Luis Diaz erinnert die Bayernfans an Sadio Mané
30 Jahre alt war er, als er im Jahr 2022 für 32 Millionen Euro fester Ablösesumme nach München wechselte. Sportlich wurde er zur Enttäuschung (obwohl seine Statistiken auch nicht unterirdisch schlecht waren), viel schwerer wog aber die Tatsache, dass sich Gerüchte bewahrheiteten, die zuvor um den Transfer waberten: Mané war offenbar nicht der einfachste Zeitgenosse. Im April 2023 schlug er nach einem Spiel seinen Mitspieler Leroy Sané ins Gesicht. Und das war es dann. Mané wurde verkauft.
Ironischerweise ist es nun wieder Leroy Sané, der durch seinen Wechsel nach Istanbul mitverantwortlich dafür ist, dass die Bayern einen neuen Flügelspieler brauchen. Und der soll übereinstimmenden Medienberichten zufolge Luis Diaz sein. Euphorie herrscht unter Bayernfans darüber aber nicht. Zu präsent ist Mané noch in den Köpfen. Und das hat mehrere Gründe:
- Angeblich kostet Diaz die Bayern mindestens 75 Millionen Euro als Ablösesumme zusammen mit einem saftigen Gehalt. Für einen Klub, der angeblich klamm ist und sparen muss, ist das eine sehr stattliche Summe – auch wenn sie Diaz' Marktwert entspricht. Durch die Klub-WM klingelten zwar die Kassen, ein teurer Transfer bleibt Diaz damit trotzdem. Zumal die Bayern in der jüngsten Vergangenheit nicht damit aufgefallen sind, ihre Spieler gewinnbringend weiterzuverkaufen.
- Mané war für die Bayern zwar wesentlich billiger, aber mit 30 Jahren nicht mehr in der Blüte seiner Karriere. Das ist Diaz mit seinen 28 Jahren auch nicht mehr, zumal die Position auf der offensiven Außenbahn einen enormen Verschleiß mit sich bringt. Eine so hohe Ablösesumme für einen vergleichsweise alten Spieler ist ein enormes Risiko – und entgegen dem Trend. Europäische Topteams setzen vermehrt auf junge Fußballer mit viel mehr Potenzial und zahlen trotzdem ähnliche Beträge wie die Bayern. Für Nick Woltemade, der mit 23 wesentlich jünger ist als Diaz, wollte München dem VfB Stuttgart nicht so viel bezahlen.
- Auch Luis Diaz soll nicht gerade einfach im Umgang sein. Auf dem Platz bringt er seine Leistung, aber abseits läuft es englischen Medien zufolge nicht immer rund mit ihm.
Tatsächlich sind die Bayern bei diesen Vorwürfen Wiederholungstäter. Auch der Transfer von Harry Kane, der den FCB über 100 Millionen Euro kostete, verwunderte viele. Weil er aber Tore wie am Fließband beisteuert, sind die Kritiker in seinem Fall ruhiger geworden. Und Kane steht nicht im Verdacht, irgendwelche Probleme zu machen.

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Trotzdem muss sich Bayerns Sportvorstand Max Eberl die Frage gefallen lassen, ob seine Transferstrategie die richtige ist. Zwar hat er nun endlich einen Spieler bekommen, anders als andere Klubs in Europa setzen die Münchner allerdings viel weniger auf eigene Talente oder den Transfer junger Spieler von anderen Klubs. Der Gesamtkader mag darüber hinwegtäuschen, die erste Mannschaft tut es nicht. Immer nur auf ausgebildete, erfahrene Spieler zu setzen, passt nicht mehr recht zum aktuellen Zeitgeist. Das Champions League Finale zwischen Inter Mailand (Durchschnittsalter 28 Jahre) und Paris Saint-Germain (25 Jahre) hat das deutlich gezeigt. Paris gewann mit 5:0.
Diaz-Transfer könnte ein ungewolltes Signal von Bayern aussenden
Doch bei all den Punkten, die gegen Luis Diaz sprechen, gibt es auch einige Pro-Argumente. Er hat eine starke vergangene Saison gespielt und bringt Eigenschaften mit, die den Bayern guttun: Er ist schnell und torgefährlich auf der Außenbahn, kann im Fall der Fälle aber auch Harry Kane im Sturmzentrum ersetzen. Er ist stark im Dribbling, was insbesondere durch die Verletzung von Jamal Musiala von Bedeutung ist. Und er bringt immer seinen Einsatz – was auf den Münchner Außenbahnen auch nicht immer gegeben ist.
Potenzial steckt also in diesem Transfer für die Bayern. Aber auch eine Gefahr: Wenn Diaz nicht überzeugt und letztlich deutlich billiger weiterverkauft wird, sendet es ein schwieriges Signal an die anderen Topklubs. Nämlich, dass die Bayern dankbar zahlende Abnehmer sind für Spieler, die woanders nicht mehr gebraucht werden.
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