WM-Hammer? "Ich bin die gefährlichste Herausforderung für Usyk"
Agit Kabayel träumt vom ganz großen Ding. Der Wattenscheider möchte als erster deutscher Boxer seit Max Schmeling den WM-Titel im Schwergewicht holen. Dafür sehnt er einen Kampf gegen Alexander Usyk herbei und betreibt Eigenwerbung mit markigen Worten.
Agit Kabayel sieht in sich die größte Gefahr für Schwergewichts-König Oleksandr Usyk. Im Interview mit RTL/ntv und sport.de macht der "Leberking" aus Wattenscheid dem ukrainischen Weltmeister eine Ansage. Allerdings ist Kabayel skeptisch, ob er seine Titelchance wirklich bekommt. Hoffnung hat er dennoch, weil Usyks Manager eine spannende Andeutung macht.
"Ich bin die gefährlichste Herausforderung für ihn, weil ich ein junger, hungriger Mann bin, der aus dem Nichts kommt. Der aus normalen, einfachen Verhältnissen kommt und dessen Hunger noch nicht gestillt ist", sagt der deutsche Boxtar. Andere potenzielle Usyk-Gegner wie der Neuseeländer Joseph Parker oder Ex-Weltmeister Tyson Fury hätten in ihrer Karriere schon "große Kampfbörsen verdient", merkte der 32-Jährige an. "Mir geht es um das Sportliche. Das weiß Usyk auch."
Sein druckvoller, auf Körpertreffer ausgerichteter Stil liege den meisten Schwergewichtlern nicht, so Kabayel. Als Rechtsausleger möge Usyk zudem seinen Paradeschlag - den Leberhaken - nicht. "Seine Rechte ist die Führhand und da steht er mit seiner Leber näher zu mir, die ist dann einfacher zu treffen", sagte der "Leberking" aus Bochum: "Aber was heißt einfach? Usyk ist sehr beweglich."
Kabayel will Usyk "ins tiefe Wasser ziehen"
Ein Duell zwischen ihm und Usyk in Deutschland wäre "ein sehr interessantes Ding", fügte Kabayel hinzu. "Mit diesem Kampf können wir jedes Stadion ausverkaufen - sei es die Veltins-Arena auf Schalke oder die Merkur-Arena in Düsseldorf. Ich habe einen riesigen Support hier und in Deutschland leben viele Ukrainer. Warum sollte Usyk nicht vor seiner eigenen Fanbase abtreten wollen?"
Der seit seinem Sieg über Daniel Dubois erneut unumstrittene Schwergewichts-Weltmeister aller Verbände hat mehrmals angekündigt, noch einen Kampf zu bestreiten und dann aufzuhören. Kabayel ist als Interims-Champion Usyks Pflichtherausforderer beim Verband WBC. "Wir müssen einfach abwarten und geduldig sein", sagte Kabayel zu seinen Aussichten auf ein Duell mit dem unbesiegten 38-Jährigen. Der Weltverband WBO hat Usyk erst kürzlich aufgefordert, seinen Titel als nächstes gegen den Neuseeländer Joseph Parker zu verteidigen.
Im Raum steht zudem ein dritter Kassenschlager gegen Fury, der saudische Box-Mogul Turki Al-Sheikh wünscht sich indes einen Generationen-Showdown zwischen Usyk und dem 20-jährigen Shootingstar Moses Itauma aus England. Kabayel hofft insgeheim dennoch auf seine Chance. Usyk wisse zwar, "dass er gegen mich nicht die größten Pay-per-View-Zahlen haben wird. Aber er weiß: 'Mit diesem Jungen gehe ich einmal durchs Feuer.' Er weiß, dass ich ihn auf jeden Fall testen werde, wenn wir im Ring stehen, ob er schwimmen kann. Ich werde ihn auf jeden Fall ins tiefe Wasser ziehen", kündigte der Deutsche an.
"Wir sehen uns in Deutschland"
Kabayel war am 19. Juli im Wembley-Stadion live vor Ort, als Usyk den Briten Daniel Dubois vor 90.000 Fans in Runde fünf spektakulär k.o. drosch und alle WM-Gürtel eroberte. "Die Boxwelt hat einen bärenstarken Oleksandr Usyk gesehen. Er weiß ganz genau, was er macht, was seine Stärken sind. Aber an dem Tag haben wir auch einen sehr schlechten Daniel Dubois gesehen, das dürfen wir nicht vergessen. Wie kann man nach jedem Jab die Führhand fallen lassen und offen für einen Konter sein?", kritisierte er Dubois.
Wer gegen Usyk in den Ring steige, müsse "körperlich und mental topfit sein", betonte Kabayel, der sich hierfür gerüstet sieht. "Ich bin nicht das größte Großmaul, das Sprüche klopft und versucht, Kämpfe irgendwie durch Trash Talk zu provozieren. Mir geht es immer um das Sportliche, das ist sehr wichtig." Für ihn wäre es eine "Riesenehre", mit dem Weltmeister im Ring zu stehen "und zu schauen, wo ich in meiner Karriere stehe. Ich weiß, viele Leute schmunzeln nach der letzten Leistung von Usyk darüber, dass ich ihn herausfordern möchte. Aber das ist doch mein Recht. Wenn man ein Autorennen fährt, will man auch Erster werden und ist nicht mit Platz zwei zufrieden."
Er sei nach Usyks London-Triumph in den Ring geklettert, um dem Champion zu gratulieren, berichtete Kabayel. Hinterher hätten Usyks Strippenzieher Egis Klimas und sein eigener Manager Spencer Brown in der Hotel-Lobby "über Kämpfe philosophiert, die in der Zukunft stattfinden. Sein Manager meinte nur zu mir: Wir sehen uns in Deutschland - und hat gelacht", plauderte der Ruhrpott-Boxer aus dem Nähkästchen. Also doch leise Hoffnung auf Usyk vs. Kabayel? "Ich bin bereit, schickt mir eine Location", machte Kabayel klar.
Kabayel wohl Ende des Jahres in Deutschland im Ring
Er werde in diesem Jahr auf jeden Fall noch einmal boxen, kündigte der WBC-Interims-Meister an. Als Zeitraum nannte Kabayel den Spätherbst oder Anfang Dezember. Sein Wunsch sei ein Kampf in Deutschland, den zuletzt auch Manager Brown im Gespräch mit sport.de in Aussicht gestellt hatte.
"Eine Veranstaltung in Deutschland wäre einfach geil für die Zuschauer. Das wäre mega für mich und die alle Leute, die mich unterstützen, das wäre unbeschreiblich", sagte Kabayel. Ein Kampf gegen einen großen Namen sei allerdings nicht unbedingt realistisch, "weil diese Kämpfe nur sehr schwer nach Deutschland geholt werden können und sehr kostenaufwendig sind", erläuterte der Schwergewichtler.
"Nichtsdestotrotz muss ich aktiv sein, weil ich weiß, ich bin der nächste in der Reihe. Die Weltverbände haben ein Rotationssystem. Als nächstes kommt die WBO, das ist Joseph Parker und dann wäre ich dran. Deswegen muss ich dieses Jahr noch einmal im Ring stehen. Um drin zu bleiben, im Flow zu bleiben, keinen Ringrost zu kriegen", so Kabayel.
Agit Kabayel eine "Riesenmotivation für die Jugend"
Er schöpfe eine enorme Motivation aus dem Ziel, erster deutscher Schwergewichts-Weltmeister seit Box-Ikone Max Schmeling (1930) zu werden. Mehr noch: "Ich denke auch an die Jugend und dass man diesem Land sehr, sehr dankbar sein sollte, was uns Deutschland gibt, was für Möglichkeiten wir hier haben", sagte Kabayel, dessen Eltern einst aus dem kurdischen Teil der Türkei nach Nordrhein-Westfalen kamen.
Sollte er den WM-Thron erklimmen, "wäre das eine Riesenmotivation für die Jugend, das man sagen kann: 'Hey, wenn du deine Ziele verfolgst, kannst du in diesem Land Großes erreichen, weil das Land dich unterstützt, dass du auf einem ganz großen Weg Erfolg haben kannst.' Deswegen wäre das ein unbeschreibliches Gefühl, auch für die Jugend eine Figur zu sein, die zeigt: 'Agit hat es geschafft, jetzt müssen wir auch ins Training und Großes für Deutschland erreichen.'"
Es sei doch völlig egal, wo man herkomme, so der Mann aus Wattenscheid. "Wenn du an dich glaubst und sagst, ich kann Großes erreichen –, dann zieh durch!"
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