Sensation bei der Schwimm-WM – Anna Elendt wird Weltmeisterin
Auf der Außen(seiter)bahn schwamm Anna Elendt an diesem Finaltag der Weltmeisterschaften ein beherztes Rennen. Ihr Vorlauf über 100 Meter Brust war überzeugend gewesen, das Halbfinale weniger. Jetzt aber, als es darauf ankam, zeigte die WM-Zweite von 2022, dass sie ganz vorn eingreifen kann. Ganz außen, raus aus dem Blickfeld der meisten Konkurrentinnen, war sie von Beginn an vorn dabei, schob sich auf den letzten 15 Metern dann minimal an die Spitze – und jubelte schließlich nach 1:05,19 Minuten über den ersten WM-Titel ihrer Karriere.
Ein Gold-Triumph als Sensation. Denn Elendt, die in den USA lebt und studierte, galt in Singapur zwar als Medaillenkandidatin, nicht aber als Topfavoritin. „Ich bin total sprachlos“, sagte sie danach beim Interview mit dem Hallensprecher. Elendt siegte vor Kate Douglass aus den USA und Tang Qianting aus China. Für die deutsche Mannschaft ist dies nach dem WM-Titel von Lukas Märtens über 400 Meter Freistil die zweite Medaille dieser Titelkämpfe im Becken – und das zweite Gold.
Dass Elendt durch Platz sieben im Halbfinale ganz außen starten musste, sah sie zunächst wenig positiv. „Von der Bahn eins zu starten, fand ich nicht so toll. Aber mein Trainer hat gesagt: ‚Wenn ich eine Bahn habe, dann habe ich auch eine Chance.‘“, erzählte sie am Hallenmikrofon. „Wir haben viel über 200 Meter gearbeitet. Deshalb war ich vielleicht auf den letzten 15 Metern so stark.“
„Gelassener und deutlich glücklicher als die letzten Jahre“
Schon lange dominiert die Frankfurterin auf nationaler Ebene die Bruststrecken, hält die deutschen Rekorde über 50, 100 und 200 Meter. Und schon lange gilt sie als Hoffnungsträgerin auf Podestplätze bei internationalen Meisterschaften. Gelungen war ihr dies bis jetzt allerdings nur einmal – mit dem WM-Silber in Budapest.
Danach lief es oft nicht wie erhofft – auch, weil Elendt am College viel Stress hatte und sich unter Druck setzte. Mit ihren Abschlüssen in den Fächern Business und Sportmanagement ist nun vieles leichter geworden. „Ich fühle mich deutlich gelassener und deutlich glücklicher als die letzten Jahre“, sagte sie in Singapur. „Es ist wirklich so, dass ich nur noch für mich schwimme. Dass ich nicht noch fürs Studium, fürs College schwimmen muss.“
Elendt ergänzte: „Wenn ich wirklich keine Lust mehr habe, könnte ich sagen, ich höre morgen auf. Das ist natürlich nicht der Plan, aber es nimmt einfach den Druck raus.“
Am Vormittag hatten sich bereits Olympiasieger Märtens und Sven Schwarz für das Finale über 800 Meter Freistil am Mittwoch (13.02 Uhr MESZ) qualifiziert. Schwarz tritt dann als Weltjahresbester an. Neben ihm zählen auch Märtens und drei, vier weitere Schwimmer zu den Medaillenkandidaten.
*Die WM wird nicht live im Fernsehen übertragen. Das ZDF streamt die Finals im Beckenschwimmen auf zdf.de; auf eurovisionsport.com sind die Rennen ebenfalls live zu sehen (einmalige kostenlose Anmeldung).
Melanie Haack ist Sport-Redakteurin. Für WELT berichtet sie seit 2011 über olympischen Sport, extreme Ausdauer-Abenteuer sowie über Fitness & Gesundheit. Hier finden Sie alle ihre Artikel.
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