Das Geheimnis hinter dem tierischen Maskottchen der Bayern
Der Glücksbringer für die neue Saison ist äußerst zerbrechlich. Und sehr wählerisch. Samstagnacht stiegen die Spieler des FC Bayern in ihren Mannschaftsbus, der sie von Stuttgart zurück nach München fuhr. Neben den Kulturbeuteln von zahlreichen Designer-Labels, Alukisten voller Trikots und dem gerade gewonnenen Franz-Beckenbauer-Supercup hatte der Tross des deutschen Fußball-Rekordmeisters einen Kakadu dabei.
Die Deko-Figur haben die Spieler im Anschluss an die Meisterfeier der vergangenen Saison aus dem Münchner Restaurant „Käfer“ entführt. Käfer-Chef Michael Käfer schenkte ihnen danach die Figur. Und schlug den Bayern-Bossen vor, dass der Kakaku lange im Klub bleiben und ein Glücksbringer sein könnte. Der Vogel ist aus Porzellan und laut Käfer rund tausend Euro wert.
Bei der Übergabe der Meisterschale im vergangenen Mai war der Kakadu bereits im Stadion. Nun legten die Bayern-Spieler ihn nach dem 2:1 (1:0) im Spiel um den Supercup beim VfB Stuttgart auf den Rasen, bildeten einen Kreis darum. Trainer Vincent Kompany hielt eine launige Rede, alle lachten, es wurde mit Wasserflaschen gespritzt und getanzt. Kompany sagte in seiner Rede zur Mannschaft: „Boys, remember that night.“ Dabei zeigte er auf den Kakadu. Der Trainer weiter: „Every title is the first one.“
„Er trinkt nur Champagner“, sagte Mittelfeldprofi Leon Goretzka augenzwinkernd über den Kakadu. „Wasser hat er abgelehnt.“ Einer der Assistenztrainer der Mannschaft sei quasi der Pfleger des Kakadus. Und Sportchef Christoph Freund kündigte bezüglich des Kakadus an: „Seit wir Meister geworden sind, kommt er immer wieder mit uns mit. Wenn Titel gewonnen werden, wird er immer wieder dabei sein.“ Auf der Internetseite von Käfer hat das Deko-Tier sogar eine eigene Rubrik bekommen, wird als Maskottchen des Klubs beschrieben.
Die Stimmung bei den Bayern ist also bestens. Die Tore gegen Stuttgart erzielten Stürmerstar Harry Kane (18.) und Zugang Luis Díaz (77.), für Stuttgart traf Jamie Leweling (90.+4). Die Münchner waren die bessere Mannschaft, hätten schon früh höher führen können – obwohl sie wegen der Teilnahme an der Klub-WM in den USA eine kürzere Saisonvorbereitung als der VfB hatten.
„In Stuttgart ist es nie einfach, aber wir sind hierhergekommen und haben geliefert“, sagte Kompany. „Natürlich wäre uns eine längere Vorbereitung lieber gewesen, aber es hilft nicht zu jammern und das haben wir auch angesprochen. Wir hatten die Chance, mit einem Titel zu starten, das war unser Ziel und das haben wir erreicht. Heute war ein erster und ein guter Schritt.“
Woltemade erlebte im Gegensatz zu den Bayern einen unglücklichen Abend. Der Nationalstürmer hätte in der ersten Halbzeit ein Tor erzielen müssen, scheiterte aus wenigen Metern Entfernung an dem überragenden Bayern-Torwart Manuel Neuer. Vor dem 1:0 der Münchner verlor er zudem den Ball. Neuer lobte ihn nach dem Spiel dennoch: „Er ist ein guter Spieler, der nicht umsonst der Woltemessi ist, der viel am Ball kann und unberechenbar ist.“ In Anlehnung an Argentiniens Superstar Lionel Messi nennen viele Fans Woltemade so.
Fabian Wohlgemuth: „Wir haben jetzt stabile Fakten“
Anders als sonst vermied der Angreifer der Stuttgarter nach der Partie den Weg durch die Stadionkatakomben vorbei an den Journalisten. Er verließ die Arena durch einen Hinterausgang. Das Wechsel-Theater um ihn scheint Spuren zu hinterlassen.
Geht es nach den Bossen seines Klubs, wird er auch in der kommenden Saison in Stuttgart spielen. VfB-Sportvorstand Fabian Wohlgemuth sagte fünf Minuten vor Anpfiff: „Wir haben jetzt stabile Fakten. Nick bleibt über den Sommer hinaus in Stuttgart und geht mit uns den Weg weiter. Das Thema ist für dieses Kalenderjahr vom Tisch.“
Die Bayern sehen das zumindest nicht ganz so kategorisch. Die Transferperiode endet erst Anfang September. „Dazu wurde viel gesagt. Im Fußball kannst du nie etwas hundertprozentig ausschließen“, sagte Bayern-Sportdirektor Freund nach dem Spiel zur Personalie Woltemade. „Der Transfermarkt schließt am ersten September.“
Woltemade war an diesem Wochenende das Thema bei den beiden Klubs. Nach dem Sieg der Bayern betonte Wohlgemuth, er rechne mit einem „motivierten“ Woltemade in der kommenden Saison: „Wir haben offen und transparent mit ihm gesprochen. Das hat er offenbar so aufgenommen, dass er gegen diese beiden extrem starken Gegenspieler das ganz ordentlich gemacht hat.“
Dass der Wechselpoker Einfluss auf die Leistung Woltemades gehabt habe, wiesen Wohlgemuth und VfB-Trainer Sebastian Hoeneß zurück. Die ausgelassenen Torchancen hätten nichts damit zu tun, so Wohlgemuth.
„Ich würde empfehlen, da keine Zusammenhänge zu konstruieren, die es gar nicht gibt“, sagte der Sportvorstand. Und Hoeneß betonte: „Ich denke, Nick hat heute eine ganz gute Antwort gegeben, inwieweit ihn das beschäftigt hat. Ich glaube, wir als Mannschaft genauso.“
Auch Kompany äußerte sich zu Woltemade. Der Bayern-Trainer sagte, es sei nicht negativ, wenn über einen Spieler viel geredet werde. „Aber das Wichtigste ist, dass man selbst als junger Spieler, wenn man gute Leistungen bringt, lernen muss, damit umzugehen, denn das gehört zum Fußball dazu.“
Christopher Nkunku vom FC Chelsea als Kandidat
Und wenn Woltemade wirklich nicht kommt? Holen die Bayern dann einen anderen Spieler für die Offensive? Neben Thomas Müller haben sie unter anderem auch Leroy Sané, Mathys Tel und Kingsley Coman abgegeben. „Ich habe das Gefühl, es passiert noch was“, sagte Kapitän Neuer bezüglich der Kaderplanung seines Klubs.
Die Klubführung bemüht sich offenbar um Christopher Nkunku vom FC Chelsea. Sportvorstand Max Eberl soll mit dem Management des 27-Jährigen in Kontakt stehe. Beide Vereine haben Medienberichten zufolge bereits Gespräche über einen möglichen Transfer des Franzosen aufgenommen.
Nkunku spiele von 2019 bis 2023 für RB Leipzig, ehe er für kolportierte 60 Millionen Euro zu Chelsea wechselte. Mit den Londonern gewann er im vergangenen Frühjahr die Conference League und im Juli die Klub-WM.
Chelsea soll den einstigen Bundesliga-Torschützenkönig gern verkaufen wollen, die Bayern aber eher ein Leihgeschäft bevorzugen. Nkunku könnte auf der „Zehn“ hinter Kane, auf den Flügeln oder als Sturmspitze spielen.
In Anbetracht der vielen Spiele in der neuen Saison und ihrer Verletzten könnten die Bayern mehr Breite in der Offensive ihres Kaders gebrauchen. „Vorn haben wir natürlich sehr viel Qualität, wie man gesehen hat. Wir haben uns viele Chancen erarbeitet“, sagte Freund. Von der Quantität her sei man da nicht so groß aufgestellt. Freund betonte, dass man bezüglich der Breite des Kaders von den Positionen her unterscheiden müsse. „Wir wollen auch einigen jungen Spielern die Chance geben. Es gilt, die richtige Mischung zu finden.“
Freitag (20.30 Uhr, Sky, Sat.1 und im WELT-Liveticker) eröffnen die Münchner gegen RB Leipzig die Bundesliga-Spielzeit. Die Bayern-Spieler sind bereit, möglichen Zugängen bald ihr neues tierisches Maskottchen vorzustellen.
Julien Wolff ist Sportredakteur. Er berichtet für WELT seit 14 Jahren aus München über den FC Bayern und die Nationalmannschaft sowie über Fitness-Themen. Beim Spiel um den Supercup war er im Stuttgarter Stadion.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke