Deutsches Team sendet ideales Signal - und eine Kampfansage
Der amtierende Basketball-Weltmeister ist perfekt in die EuroBasket gestartet. Nach einer durchwachsenen ersten Hälfte gegen Montenegro dreht der DBB Aggressivität und Spieltempo mächtig auf - und legt auch ohne seinen erkrankten Neu-Coach Mumbru den Grundstein fürs Finale.
Als Mannschaftskapitän Dennis Schröder wenige Minuten vor dem Ende der deutschen Auftaktpartie mit seinem alten Kumpel und Weggefährten Daniel Theis auf der Bank lachend abklatscht, ist das Duell mit der amtierenden Nummer 16 der offiziellen FIBA Basketball-Weltrangliste, Montenegro, längst entschieden. Justus Hollatz hat soeben an der Mittellinie den Ball geklaut und per Dunk den 101. Punkt für einen der größten Turnierfavoriten erzielt - und "wird dafür Donuts mitbringen müssen", wie Schröder direkt klarstellt.
Am Ende steht ein überdeutlicher 106:76 Sieg für das DBB-Team, ein perfekter Start in die EuroBasket und damit in die Post-Gordon-Herbert-Ära. Auch ohne Neu-Trainer Alex Mumbru, der mit einem viralen Infekt ins Krankenhaus eingeliefert und stationär behandelt werden musste, überzeugten Schröder und Co. im ersten ihrer fünf Gruppenspiele. "In der ersten Halbzeit mussten wir erst einmal ankommen, waren ein bisschen statisch", gab Schröder zu. "In der zweiten Hälfte haben wir dann unsere Energie gebracht und souverän gewonnen. Wir wollten defensiv den Ton angeben, so konnte vorne jeder den Ball berühren und bewegen."
"Zweiten, dritten, sechsten Gang gefunden"
Alle zwölf Akteure beorderte Interimstrainer Alan Ibrahimagic aufs Parkett, elf von ihnen punkteten. Der gewünschte, aktualisierte Stil unter Mumbru, bereits in der Vorbereitungsphase auf diese Europameisterschaft deutlich auffallend, wurde mit zunehmender Spieldauer immer prägnanter. Aus einer zunehmend aggressiven Abwehr heraus stürmte Deutschland vermehrt nach vorne und bekam einen offenen Wurf nach dem anderen. "Wir sind glücklich, mit einem Sieg gestartet zu sein", freute sich Ibrahimagic anschließend. "Es ging langsam los, aber wir haben dann den zweiten, dritten, sechsten Gang gefunden, und das Spiel auf unser gewünschtes Tempo beschleunigt."
Deutschland startete mit zwei Big Men, um die Größe der Montenegriner zu kontern. Daniel Theis und Johannes Voigtmann liefen gemeinsam auf, der etatmäßige Starter Isaac Bonga kam ungewohnt nur von der Bank. Angeführt von Geburtstagskind Franz Wagner erspielte sich das deutsche Team ein sieben-Punkte-Polster, ehe Montenegro dank des zweifachen NBA All-Stars Nikola Vucevic von den Chicago Bulls zu Beginn des zweiten Viertels wieder in Front ging.
Wagner, Schröder, Obst, Blowout
Kapitän Dennis Schröder übernahm das Scoring und erzielte zehn der 22 deutschen Punkte im zweiten Spielabschnitt. Dennoch blieben die haushohen Favoriten defensiv zahnlos, zur Pause betrug die Führung mickrige drei Zähler (46:43). Viel musste nicht besprochen werden in der Kabine, das abgezockte, eingespielte Team wusste genau, wo es nachjustieren musste. "Diese Mannschaft ist sehr erfahren und weiß, was zu tun ist", analysierte der Coach. "Allen war klar, dass wir hinten zulegen müssen, um Stops zu generieren und ins Laufen zu kommen. Das war unser einziges Ziel zur Pause, und das wurde auch genauso umgesetzt."
Ein losgelöster Andreas Obst verwandelte plötzlich - und nach einer eiskalten Vorbereitung, in der er kein Scheunentor traf - jeden Distanzwurf. Obsts vier Erfolge bei vier Dreier-Versuchen im dritten Viertel reichten, um Deutschland schnurstracks wieder in die Spur zu bringen. "Es war ein guter Start für uns. Defensiv hatten wir ein paar Probleme in der ersten Hälfte, aber uns war sofort klar, was wir anpassen und verbessern müssen. Wir wollten physischer sein und besser kommunizieren. Das haben wir korrigiert, dann lief es. Offensiv hatten wir einen guten Rhythmus, haben unseren Stil gespielt, sind ins Laufen gekommen und konnten den Sieg genießen. Wir lieben es, zusammenzuspielen", resümierte der Shooting Guard vom FC Bayern Basketball.
Sorgen nur um Mumbru und Bonga
Mit 33:12 stürmten die Deutschen nach der Unterbrechung aus der Kabine und rissen das Geschehen an sich, dominierten den zweiten Spielabschnitt mit 60:33 und zeigten überdeutlich, wie sie vorhaben, in Tampere und Riga eine weitere Medaille abzuräumen. Die DBB-Männer verzeichneten elf Steals plus Blocks, erzielten 25 Punkte nach erzwungenen Ballverlusten und satte 20 Zähler in Transition. Vor allem dort will dieses Team dank seiner Athletikvorteile glänzen, unter Mumbru künftig sogar noch vehementer als unter Meistermacher Herbert.
Point Guard Schröder war mit 21 Punkten und vier Assists sowie überragenden plus-26 in 22 Minuten Spielzeit der Motor beim deutschen Sieg. Unterstützt wurde er von den ebenso effektiven Wagner (22 Punkte, acht Rebounds) und Obst (18). Dass die kollektive Leistungskurve im Laufe des Nachmittags so steil nach oben sprang und die anfängliche Anspannung so abgezockt absorbiert und transformiert wurde, ist ein ideales Signal - auch an den nach wie vor hospitalisierten Head Coach. Bis Mumbru vollständig genesen zurückkehrt, kann er sich von Top-Assistent Ibrahimagic beispielhaft vertreten wissen.
"Gedanken bei Coach Mumbru"
"Wir haben ein hartes erstes Spiel erwartet, jeder Turnierauftakt ist schwer. In Halbzeit eins haben wir solide gespielt, uns gute Würfe erarbeitet, sie aber nicht getroffen. Defensiv hatten wir am meisten Spielraum, und das haben wir nach der Pause viel besser gemacht. Wir konnten unser gewünschtes Tempo gehen und haben am Ende verdient gewonnen", betonte der 47-Jährige, der seit vielen Jahren als Junioren-Bundestrainer und Assistent für den DBB arbeitet und Deutschland zum U-18-Europameister und U-19-Vizeweltmeister machte.
Einziger Wermutstropfen für die deutsche Mannschaft ist eine erlittene Verletzung von Starter Bonga, der sechs Minuten vor dem Ende ohne Fremdeinwirkung zu humpeln begann und umgehend vom Parkett musste. "Unsere Gedanken sind bei Coach Mumbru und Isaac, der mit einer Knieverletzung raus musste", sagte Ibrahimagic. "Ich habe mit den Ärzten sprechen können, sie wissen noch nicht genau, wie es aussieht. Isaac wirkte ganz entspannt in der Kabine, also hoffen wir das Beste." Zumindest für Team-Leader Schröder scheint klar zu sein, dass der 54-fache Nationalspieler nicht lange fehlen wird: "Izzy ist einer unserer wichtigsten Spieler, aber er ist hart im Nehmen, deshalb mache ich mir keine allzu großen Sorgen." Deutschland trifft am Freitag auf Schweden. Die Partie wird ab 12:30 Uhr live bei RTL zu sehen sein.
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