Doppelte Lebensversicherung rettet den FC Bayern vor neuem Knall
Harry Kane ist mal wieder der Mann des Spiels beim FC Bayern. Sein spätes Siegtor bestimmt die Schlagzeilen - und sein Elfmeter-Fehlschuss. Zum Auftakt im DFB-Pokal gegen Wehen Wiesbaden müssen die Münchner lange zittern. Das dürfte die Kader-Diskussionen neu anheizen.
Es gibt Dinge, die kommen im Selbstverständnis des FC Bayern nicht vor. Dass sie nicht Deutscher Meister werden etwa. Diesen Schnitzer aus der titellosen Horror-Saison 2023/24 haben sie längst wieder ausgebügelt. Doch es kommen ja neue hinzu. Dass der FC Bayern das Finale im DFB-Pokal nicht erreicht, ist fast schon eine kleine Tradition geworden. Fünf Jahre ohne Pokal-Finale, für den FC Bayern eine Ewigkeit. Der letzte Sieg stammt aus dem Sommer 2020. Seitdem kamen sie nicht mehr über das Viertelfinale hinaus.
Nun mussten sie in der ersten Runde beim SV Wehen Wiesbaden zumindest zittern. Das 3:2 ließ sie aufatmen. Ganz spät: 90.+4 - da schlug Harry Kane zu. Apropos der Starstürmer. Er sorgt auch für so eine Selbstverständlichkeit. Elfmeter gehen rein, wenn er sie schießt. 31-mal in Folge war das so in Pflichtspielen. Bis eben zum Spiel in Wiesbaden. Sonst hätte der FC Bayern gar nicht so lange zittern müssen. "Irgendwann musste es mal passieren. Heute war einer dieser Tage", sagt der Stürmer nach dem Auftakt im DFB-Pokal gegen den SV Wehen Wiesbaden zu seinem Lapsus beim Stand von 2:2 in der 76. Minute.
Kane lobt Torhüter nach Elfmeterserien-Riss
Der FC Bayern war verdient mit 2:0 in Führung gegangen, Kane hatte seinen ersten Elfmeter im Spiel bekannt souverän verwandelt. Das zweite Tor schoss Michael Olise und alles sah danach aus, dass sich der haushohe Favorit durchsetzt. Doch der Drittligist gab sich nicht auf. Fatih Kaya (64., 70.) mit seinem Doppelpack ließ Wiesbaden plötzlich wieder vom Wunder träumen.
Ein kurzer Traum, schließlich stand Kane nur wenige Minuten später zum zweiten Mal an diesem Abend am Elfmeterpunkt. Was soll da schon schiefgehen? Nun ja, er produzierte den ersten Elfmeter-Fehlschuss in einem Pflichtspiel seit mehr als drei Jahren. Zuletzt hatte Kane bei der WM 2022 im Viertelfinale gegen Frankreich nicht getroffen.
"Es war mein zweiter Elfer im Spiel, der Torwart hat eine wirklich gute Parade gemacht. Es war eine gute Höhe für den Torhüter, er macht es wunderbar. So ist es. Immer wenn man zwei im Spiel hat, ist es ein bisschen schwierig. Das ist definitiv etwas, woran ich arbeiten muss", sagt Kane. "Ich würde sagen, der war nicht schlecht geschossen. Den hat der Torwart einfach sehr gut gehalten", so Joshua Kimmich zu der Szene in der 76. Minute.
Es musste dann also sein Kopfball in der Nachspielzeit her, um die Bayern vor der Blamage zu bewahren. Denn trotz des Fehlschusses: Auf Kane ist Verlass. Genauso wie auf Michael Olise. Die beiden erzielten in den ersten drei Pflichtspielen dieser Saison neun der elf Münchner Tore. Sie sind die Unterschiedsspieler, die bayerische Lebensversicherung.
"Dann kommt der Anschlusstreffer ..."
"Wir müssen eigentlich 4:0 oder 5:0 führen. Dann haben wir zweimal nicht aufgepasst, einen Gang zurückgeschaltet - und dann kommt der Anschlusstreffer, dann weiß man eh, was passiert in solchen Spielen", sagt Sportdirektor Christoph Freund. Neuzugang Luis Diaz, für den sie 75 Millionen Euro investiert haben, vergab zahlreiche Chancen, anders noch als zum Bundesliga-Auftakt gegen RB Leipzig und im Supercup beim 2:1 gegen den VfB Stuttgart.
Trainer Vincent Kompany hatte durchgetauscht, auf dem Platz stand eine 1b-Mannschaft. Supertalent Lennart Karl durfte statt des plötzlich wieder so wichtigen Serge Gnabry, der schon auf dem Abstellgleis stand, nach den Offensivabgängen aber plötzlich allgegenwärtig ist, ran. Manuel Neuer musste im Tor aufgrund seiner Sperre ersetzt werden, Jonas Urbig rückte zwischen die Pfosten. Sacha Boey und Raphael Guerreiro bildeten das Außenverteidiger-Duo, das wieder einmal zeigte, dass es nicht das 1a-Bayern-Niveau aufbieten kann. Konrad Laimer und Josip Stanisic dürften sich keine Sorgen um ihre Stammplätze machen. Jonathan Tah leistete sich eine Unachtsamkeit, die zum Ausgleich führte.
Früh das Rotationsprinzip anwerfen, Pausen geben - dabei aber nicht auf die Nase fallen. Es ging gut, gerade so. Bei all der Kader-Diskussion der vergangenen Wochen, bei der Leih-Ansage von Patron Uli Hoeneß - es hätte um ein Haar schon das nächste Mal geknallt. Dabei hatte der 6:0-Kantersieg zum Start gegen Leipzig die Chefetage doch erstmal wieder versöhnt. Händchenhaltend in aller Öffentlichkeit hatten sich Hoeneß und Sportvorstand Max Eberl wieder angenähert.
Dass es nach der Partie bei versöhnlichen Tönen bleibt, ist Kane und Olise zu verdanken. Sie machen den Unterschied. Laimer sagt lapidar: "Am Ende ist es nur wichtig, dass du weiterkommst. Wenn du so spät Spiele entscheidest, ist es auch eine Qualität." Und auch Kompany wollte das Feuer direkt ersticken: "Inhaltlich war es nicht so schlecht." Zwar sei es "keine perfekte Leistung" gewesen, "aber wenn wir heute drei, vier oder fünf Tore mehr schießen, dann sprechen wir überhaupt nicht mehr über dieses Spiel."
Denn was bleibt: Der 20-malige Pokalsieger wendete eine ähnliche Blamage wie vor zwei Jahren ab, als er in der zweiten Pokalrunde beim Drittligisten 1. FC Saarbrücken durch ein spätes Gegentor mit 1:2 verlor.
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