Frust, Tränen, Streit: Im Abstiegskampf mit Santos gibt es nichts als Ärger für Neymar. Ohne Glanz auf dem Rasen bleibt ihm nun in der Seleção einmal mehr nur die Zuschauerrolle. Deshalb widerspricht der gefallene Superstar Brasilien-Trainer Carlo Ancelotti.

Zehn Fehlpässe allein in Hälfte eins, bereits zum sechsten Mal mit Gelb gefrustet, aber weiterhin ohne Torvorlage in Brasiliens erster Fußball-Liga bei der Nullnummer gegen Klub-WM-Halbfinalist Fluminense FC: Die Statistik spricht eine fatale Sprache, Neymar beharrt auf eine andere. Und die bekam nun Seleção-Coach Carlo Ancelotti zu hören.

"Ich denke, dass ich außen vor blieb, ist Option des Trainers, das hat nichts mit meiner körperlichen Verfassung zu tun", erklärte der 33-Jährige nach den 90 durchgespielten Minuten am Sonntag seine Zuschauerrolle bei den Länderspielen am Donnerstag gegen Chile (2.30 Uhr/Freitag) und fünf Tage später in Bolivien. Und widersprach keinem geringeren als seinem neuen Chef.

Denn Ancelotti hatte bei der Kader-Nominierung eine Woche zuvor von "einem kleinen Problem" bei Neymar (Trainingspause wegen eines Blutergusses an den Adduktoren) gesprochen, festgelegt, dass man den Star, um den sich die Seleção seit 15 Jahren dreht, nicht mehr testen müsse, dann vielsagend hinterher geschoben: "Um in der Nationalmannschaft zu spielen, muss man körperlich 100 Prozent fit sein."

Neymar ist nicht mehr der Unterschiedsspieler

"Die Meinung des Trainers, ich akzeptiere das", kommentierte der Rekordtorjäger der Seleção (79 Tore) pointiert. Er muss weiter auf sein 129. Länderspiel warten. Seinen letzten Auftritt im "Canarinho"-Trikot bestritt Neymar am 17. Oktober 2023, als er beim WM-Qualifikationsspiel in Uruguay (0:2) eine schwere Knieverletzung erlitt, die ihn mehr als ein Jahr außer Gefecht setzte.

Doch seit seiner Rückkehr zum FC Santos, wo er die legendäre "10" von Klubidol Pele bekam, läuft vieles beim Projekt WM 2026 nicht nach Plan. Anfangs forderten die Muskeln ihren Tribut nach langer Pause, zuletzt spielte er aber acht Mal durch. Doch - wie am Sonntag - ist er immer noch nicht der Unterschiedsspieler von einst, läuft der Ball oft an ihm vorbei oder von ihm ausgehend ins Leere.

Frust bahnt sich zunehmend den Weg, mit Freund und Feind meckernd auf dem Platz, in Wortgefechten mit Fans auf den Tribünen, beim tränenreichen Abgang nach dem 0:6 vor gut zwei Wochen gegen Vasco da Gama, der höchsten Niederlage in seiner Karriere. In den Interviews nach Schlusspfiff, wo er Kritik wie der von Ancelotti kalkuliert entgegensteuert.

Neymar will den "Hintern" retten

Der Plan, in Europas Sommer wieder in eine große Liga zurückzukehren, wurde früh aufgegeben. Ende Juni verlängerte er seinen Vertrag mit Santos bis zum 31. Dezember - und hat so im nächsten Transferfenster wieder freie Hand.

Bis dahin will er seinen Herzensklub aus der prekären sportlichen Situation helfen. "Das Wasser schlägt uns schon bis zum Hintern", gestand der Stürmer, weil Santos nur die bessere Tordifferenz von der Abstiegszone trennt.

Mitte Oktober geht die Seleção auf einen Asien-Trip mit Duellen mit Südkorea und Japan. Wer seine Telefonnummer habe, könne ihn direkt anrufen, so Ancelotti bei der letzten Kaderberufung. Ob Neymar sie auch habe? "Keine Ahnung." Einen direkten Draht zwischen den beiden scheint es nicht zu geben.

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