Es war noch dunkel, kurz nach 5 Uhr am Morgen, als sich die ersten der 2500 Altersklassenathleten und knapp 60 Profis Richtung Quai des États-Unis bewegten. Hier, südlich der Altstadt Nizzas an der Engelsbucht, fiel dann um 7.05 Uhr der Startschuss zur Ironman-Weltmeisterschaft: 3,86 Kilometer Schwimmen im Mittelmeer, 180,2 Kilometer auf dem Rad mit 2400 Höhenmetern und technischen Abfahrten, danach noch ein Marathon.

Im vergangenen Jahr, als die WM der Männer an ihrem traditionellen Schauplatz Hawaii ausgetragen wurde, gewann Patrick Lange zum dritten Mal, 2023 war er in Nizza Zweiter geworden. Seit 2023 wird die WM nach Geschlechtern örtlich und zeitlich getrennt ausgetragen – die einen in Nizza, die anderen später auf Hawaii im Wechsel. 2026 aber ist Schluss damit, zurück zur Tradition: ein Renntag auf Hawaii für alle. Lange, mit 39 der Älteste unter den Favoriten, will zuvor seinen drei Hawaii-Titeln einen in Nizza hinzufügen. Das beste Starterfeld – da sind sich die Experten einig -, das man je bei einer Ironman-WM gesehen hat und die anspruchsvolle Radstrecke lassen ein spannendes Rennen erwarten. Nie waren Tipps für die Top 3 so schwierig. Geheimfavorit – auch unter den Profis: der Deutsche Jonas Schomburg.

8.35 Uhr: Erster Preis des Tages an Patrick Lange

Während sich die Profis auf ihren Rennmaschinen dem langen Anstieg nähern, ist die erste Wertung des Tages vergeben: für den bestangezogenen Mann an der Startlinie am Morgen. Dort überraschte Patrick Lange in Pink und Leopardmuster.

8.25 Uhr: Höllentempo auf dem Rad – Wer kann das?

Was ist zu erwarten? Eigentlich, dass Sam Laidlow Tempo macht. Die große Frage aber ist jetzt, ob sich der Franzose von seinem ganz offensichtlich schwierigen Schwimmen erholen und an die Spitze vorfahren kann. An Patrick Lange ist er soeben zumindest vorbeigefahren.

Vorher hatte Laidlow gesagt: „Es gibt einige Athleten, die von der Kurzdistanz kommen und aggressiv fahren – wie ich in der Vergangenheit. Jonas Schomburg, Marten van Riel, Jamie Riddle.“ Und Jan Frodeno, 2023 zurückgetretener dreimaliger Hawaii-Sieger, sagte WELT: „Wenn Laidlow, Schomburg und Marten van Riel halbwegs zeitgleich aufs Rad steigen – Ladies and Gentlemen, we have a race!“ Das haben wir nun – nur ohne Laidlow, aber mit genau den drei anderen. Denn an der Spitze des Rennens: Schomburg, van Riel und Riddle. Auch Salvisberg und Jan Stratmann gehören zur Führungsgruppe.

8.13 Uhr: Der Kampf beginnt – Höhenmeter, Speedbumps, Angriffe

Die ersten knapp zehn Kilometer der Radstrecke liegen hinter den Profis. Insgesamt sind es 180,2 Kilometer mit gut 2400 Höhenmetern – ein Streckenprofil, das sich von den meisten Langdistanzrennen abhebt, für Angriffe, Überraschungen und spannende Rennsituationen sorgen wird. Und: Es ist kein Auf und Ab. Die Abfahrten kommen am Ende, wenn Kopf und Körper müde werden, und haben es in sich mit engen Straßen, Kurven und Speedbumps. Technisch anspruchsvoll.

Die Profis haben die Strecke vorher in Trainingslagern genau ausgekundschaftet. Die Norweger Kristian Blummenfelt, Olympiasieger 2021 und Ironman-Weltmeister 2022, und Hawaii-Sieger Gustav Iden sind bereits seit acht Wochen hier. „Wenn du gute Beinen hast, kann es ein schöner Kurs sein. Sonst ist es ein Albtraum“, sagt Blummenfelt.

8.00 Uhr: So sieht es nach dem Schwimmen aus

  1. Andrea Salvisberg (Schweiz) 45:11 min.
  2. Jonas Schomburg (Deutschland) +0,01 s
  3. Jamie Riddle (Südafrika) +0,04 s
  4. Marten van Riel (Belgien) +0,05
  5. Finn Große Freese (Deutschland) +0,05 s

Norwegens Triathlon-Star Kristian Blummenfelt liegt eine knappe Minute zurück, Ditlev kurz dahinter. Patrick Lange beendete das Schwimmen gemeinsam mit Sam Laidlow (+2 min.). Für Lange solide, alles im Soll. Für Laidlow weniger. Er verliert in der Wechselzone weiter, wirkt erschöpft. Dieses Rennen beginnt für ihn alles andere als gut.

7.50 Uhr: Schomburg als Zweiter an Land – Laidlow leidet

Der Schweizer Andrea Salvisberg setzt nach 45:11 Minuten als Erster einen Fuß an Land, direkt dahinter: Jonas Schomburg. Der 31-Jährige setzt sofort zum Sprint an, überholt den Schweizer und läuft zu seinem Rad. Dort wird er kurz ausgebremst. Er fummelt an seinem Visier des Helmes herum, hat Probleme. Auch Youngster Finn-Große Freese (24) kommt mit der ersten Gruppe aus dem Wasser, ebenso Jan Stratmann (30) und Wilhelm Hirsch (27).

Deutlich zurück: Nizza-Champion Sam Laidlow, der als 29. ungewohnt spät aus dem Wasser kommt und knapp zwei Minuten zurückliegt.

7.42 Uhr: Patrick Lange in guter Gesellschaft

Ganz vorn ist das Tempo weiter hoch – der 25 Jahre alte Jamie Riddle versucht, sich etwas abzusetzen. Schomburg ist weiter dabei und macht genau das, was er von sich und auch die Konkurrenz von ihm erwartet hat: schnell schwimmen.

Lange hält sich gut. Dass er nicht mit der ersten Schwimmgruppe aus dem Wasser kommen wird, war vorher klar. Aber er ist in guter Gesellschaft: Sam Laidlow, der scheinbar zwischendurch einen Krampf hatte, und überraschend nicht ganz vorn dabei ist, und der Norweger Gustav Iden, Hawaii-Sieger 2022, schwimmen in seiner Gruppe.

7.30 Uhr: Jonas Schomburg macht vorn das Tempo mit

Was für ein Tempo! Der Amerikaner Matthew Marquardt, einer der besten Schwimmer im Feld, hatte vorher prophezeit: „Wir werden hier eines der schnellsten Schwimmen überhaupt sehen, weil so viele starke Schwimmer dabei sein. Du kannst das Rennen dort zwar nicht gewinnen, aber verlieren.“ Ganz vorn seit Beginn dabei: Jonas Schomburg. Unter anderem mit Marten van Riel (Belgien) und Jamie Riddle (Südafrika).

Der 31-jährige Schomburg ist zwar ein Neuling auf der Langdistanz, gleichzeitig aber ein erfahrener Athlet: Er kommt von der Kurzdistanz, startete vergangenen Sommer noch bei den Olympischen Spielen (1,5 km Schwimmen - 40 km Rad - 10 km Laufen).

7.15 Uhr: Die ersten Altersklassenathleten legen los

Ab jetzt beginnen in Wellen bis 8 Uhr die Altersklassenathletinnen ihr Rennen. Vertreten sind Sportlerinnen aus 86 Ländern. Die USA sind mit 501 registrierten Athleten am stärksten vertreten, gefolgt von Gastgeber Frankreich (284) und dem wie bei jeder Ironman-WM bestens vertretenen Deutschland (228). Aber auch aus Armenien, Chile, der Dominikanischen Republik, Indonesien, Singapur und Vietnam sind Sportler angereist. Und jetzt beginnt ihre Schwimmschlacht – nichts anderes ist es bei den Altersklassenathleten, die einfach deutlich zahlreicher sind als die Profis. Einstecken können, auch mal austeilen, die Luft mehrere Atemzüge anhalten – neben der Orientierung und dem eigentlichen Schwimmen ist das Teil des Ganzen.

Der Älteste, der da mitmischt: Richard Burgess (USA) mit 76 Jahren. Der Jüngste: Brayden McKenzie (AUS) mit 18 Jahren.

7.05 Uhr: Der Startschuss für die Ironman-WM der Männer ist gefallen

Im Sonnenaufgang beginnt das Abenteuer: Wasserstart etwa 25 Meter vor dem Ufer für Patrick Lange, Kristian Blummenfelt und Co. 3,86 Kilometer im Mittelmeer in einem doppelten Rechteck-Kurs.

Neben Lange sind sieben weitere deutsche Profis gestartet: Finn Große-Freese, mit 24 der Jüngste im Starterfeld, Jonas Schomburg (31), Jan Stratmann (30), Paul Schuster (36), Jonas Hofmann (28), Wilhelm Hirsch (27) und Dominik Sowieja (33). Große-Freese und Schomburg wollen weit vorn aus dem Wasser kommen. Vor allem über Schomburg wird im Laufe der nächsten Stunden wohl zu reden sein.

6.50 Uhr: Wassertemperatur 25,3 Grad – Neoprenanzug verboten

Ihre Neoprenanzüge haben die Athleten im Hotel gelassen – heute herrscht wegen der Wassertemperatur von 25,3 Grad Neo-Verbot. Und zwar für Profis sowie für Altersklassenathleten. Für Profis liegt die Grenze bei 22,9 Grad, für Altersklassenathleten bei 24,5 Grad.

Im Feld der Altersklassenathleten wird der Moment der Bekanntgabe am Rennmorgen von vielen mit Spannung erwartet, nicht selten auch mit Sorge. Denn Neoprenanzüge bringen Auftrieb, verhelfen auf diese Art so manchem in eine Wasserlage, die er sonst nicht hätte. Sie helfen zwar generell (fast) allen, aber besonders den schwächeren Schwimmern. Ohne Neo werden die Zeiten etwas langsamer sein und sich das Feld weiter auseinanderziehen, weil die Unterschiede zwischen guten und weniger guten Schwimmern offensichtlicher werden. Aber: „Das Wasser ist recht salzig“, sagt der Däne Magnus Ditlev, „auch das gibt Auftrieb.“

6.35 Uhr: Bonjour de Nice

Der Strand nahe der berühmten Promenade des Anglais hat sich gefüllt mit Hunderten Athleten und Zuschauern. Die gespannte Ruhe ist einem Gewusel gewichen, die Anspannung steigt, noch legt sich Dunkelheit über die Bucht. 25 Minuten werden noch vergehen, dann fällt hier an der Côte d‘Azur der Startschuss für die Profis. Die Sonne wird kurz nach Beginn des Rennens aufgehen.

Als die Männer 2023 erstmals ihre WM in Nizza austrugen, siegte der Franzose Sam Laidlow und krönte sich mit 24 Jahren zum jüngsten Ironman-Weltmeister aller Zeiten. Patrick Lange erkämpfte sich mit einer Aufholjagd beim Laufen noch Platz zwei vor dem Dänen Magnus Ditlev – alle drei sind auch dieses Mal am Start. Im vergangenen Jahr krönte sich hier dann Laura Philipp erstmals zur Weltmeisterin – die Frauen starten dieses Jahr am 11. Oktober auf Hawaii.

Melanie Haack ist Sport-Redakteurin. Für WELT berichtet sie seit 2011 über olympischen Sport, extreme Ausdauer-Abenteuer sowie über Fitness & Gesundheit. Hier finden Sie alle ihre Artikel.

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