Florian Wirtz wartet auch nach dem zweiten Champions-League-Spiel der Saison auf den Durchbruch beim FC Liverpool. Der Hochbegabte erlebt hautnah mit, wie sein Team in Istanbul verliert. Für diverse Experten ist der DFB-Star das Problem.

Der FC Liverpool ist in der vergangenen Saison eine Maschine, die sich gnadenlos durch die Premier League fräst. Unter Arne Slot wird das Team mit gigantischem Vorsprung Meister, jedes Rad greift ins andere und gemeinsam entwickelt das Konstrukt eine unwiderstehliche Durchschlagskraft. In dieser Saison scheinen die Automatismen verloren gegangen zu sein, trotz gewaltiger Investitionen. Oder gerade deswegen, glaubt Jamie Carragher, Sky-Experte und ehemaliger Nationalspieler. Der einstige Liverpool-Profi sieht Florian Wirtz als Teil des Problems.

"Im Moment denke ich nicht, dass die Balance im Team stimmt, und der offensichtlichste Fall ist Florian Wirtz", sagte Carragher nach der nicht nur wegen des Ergebnisses enorm ernüchternden 0:1-Niederlage der Reds in der Champions League bei Galatasaray. Den Türken, die zum Auftakt noch bei Eintracht Frankfurt mit 1:5 fürchterlich unter die Räder gekommen waren, konnte der FC Liverpool nie so richtig wehtun. Und Kreativspieler Wirtz, der vor der Saison für die Rekordablöse von mehr als 140 Millionen Euro von Bayer Leverkusen an den River Mersey geholt wurde, wartet weiter auf seine erste Torbeteiligung in Premier League und Champions League.

"Überhaupt nicht bei der Sache"

"Er ist einfach überhaupt nicht bei der Sache. Er ist ein junger Spieler, der in eine neue Liga kommt – er hat noch viel Zeit vor sich als Spieler von Liverpool", sagte Carragher, der selbst mehr als 500 Premier-League-Spiele für Liverpool absolviert hatte, "aber im Moment denke ich, dass er aus der Mannschaft herausgenommen werden muss, damit Liverpool zu dem zurückkehren kann, was es letzte Saison war, und so Selbstvertrauen und eine solide Verteidigung aufbauen kann."

Zuletzt hatte schon der ehemalige englische Topstürmer Wayne Rooney Wirtz als Teil des Problems ausgemacht: "Es war eine Menge Geld, und ich glaube, dass Wirtz tatsächlich dem Gleichgewicht und der Spielweise schadet." Die Manchester-United-Legende sagte weiter: "Wenn man so viele Spieler verpflichtet wie Liverpool, die im Grunde eine komplett neue Sturmreihe aufgebaut haben, während sie gleichzeitig noch Mo Salah haben, dann stehen sie alle in Konkurrenz zueinander. Und ich denke, Wirtz ist derjenige, der wahrscheinlich nicht so gut abschneidet. Er hat so viel Talent, aber ich sehe nicht, wo er in der Mannschaft spielen könnte."

Das neuformierte Mittelfeld um Wirtz schafft es in dieser Saison, obwohl der FC Liverpool in der Premier League noch an der Spitze steht, zu häufig nicht, die gewohnte Dominanz mit hochkarätigen Umschaltmomenten und zermürbendem Defensivverhalten durchgängig auf den Platz zu bringen. Gegen Galatasaray gewann Wirtz nur 9 seiner 13 Zweikämpfe. Antreiber Ryan Gravenberch produzierte zu viele kleine Fehler, als dass die Maschine reibungslos ins Laufen hätte kommen können. So reichte Galatasaray, für das Nationalspieler Leroy Sané das komplette Spiel auf der Bank saß, ein von Victor Osimhen verwandelter Strafstoß (16. Minute) zum Sieg.

"Geht nicht nur um die neuen Spieler"

Ein leidenschaftlich kämpfendes Galatasaray schaffte es vor allem in der zweiten Hälfte, dass der große Favorit mit seinem Ballbesitz kaum mehr etwas anfangen konnte. "In der zweiten Halbzeit wurde es für uns immer schwieriger, Chancen zu kreieren", sagte Trainer Arne Slot nach dem "enttäuschenden" Abend. "Erstens, weil sie mit allem gekämpft haben, was sie hatten, also muss man ihnen Anerkennung zollen, und zweitens, weil wir in der zweiten Halbzeit kaum gespielt haben. Mit "kaum gespielt" meine ich, dass der Ball kaum im Spiel war." Immer wieder brachten die Türken durch lange Unterbrechungen den Rhythmus des FC Liverpool ins Stottern. "Ihr Stürmer lag alle vier Minuten auf dem Boden", schimpfte Slot.

Immerhin zeigte man sich in Istanbul gegenüber der 1:2-Niederlage vom Wochenende bei Crystal Palace leicht verbessert, "aber das war nicht wirklich schwer, weil es am Wochenende einfach schlecht gelaufen ist", sagte Kapitän Virgil van Dijk. "Es muss definitiv eine Verbesserung her. [...] Sie hatten ein paar Chancen, die im Grunde auf unsere Fehler im Ballbesitz zurückzuführen sind, wir haben den Ball in unnötigen Momenten verloren, waren etwas schlampig." Die Niederlage "ist natürlich frustrierend, besonders nach der schlechten Leistung, die wir am Wochenende gezeigt haben. [...] Es geht nicht um die neuen Spieler. Vielleicht liegt der Fokus manchmal ein bisschen zu sehr darauf, aber es braucht auch ein bisschen Zeit."

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