FIFA kassiert auf WM-Zweitmarkt diesmal mächtig mit
Die Weltmeisterschaft 2026 rückt immer näher. Die ersten Eintrittskarten sind verkauft und auch der Zweitmarkt ist eröffnet. Der unterscheidet sich deutlich von vorherigen Turnieren. Die FIFA macht auch hier Kasse. Bei ntv.de wundert sich ein Sportökonom: Hat die FIFA sich verkalkuliert?
Der Ticketverkauf für die Weltmeisterschaft 2026 in Mexiko, Kanada und den USA geht in die nächste Runde. Die FIFA hat in dieser Woche nun auch die offizielle Plattform für den Weiterverkauf von WM-Tickets gestartet. Die dort angebotenen Tickets überstiegen den Preis für die Tickets auf dem Erstmarkt teilweise um ein Zehnfaches, berichtet "The Athletic". "Wenn sich die Preise durchsetzen, muss die FIFA sich schon fragen, ob sie die Ticketpreise nicht noch zu niedrig angesetzt hat", sagt Sportökonom Dominik Schreyer von der WHU Düsseldorf ntv.de.
Potenzielle Besucher der WM müssen auf dem Zweitmarkt zusätzlich zu den hohen Preisen noch eine Gebühr von 15 Prozent an die FIFA zahlen, die Weiterverkäufer ebenfalls. Bei früheren Weltmeisterschaften durften die Zweitmarktpreise den eigentlichen Ticketpreis nicht übersteigen. Die Gebühren waren auf maximal zehn Prozent begrenzt. Nun aber hat sich die FIFA, den unregulierten Zweitmärkten in Kanada und den USA folgend, von diesem Modell verabschiedet.
Nur in Mexiko dürfen aufgrund der nationalen Gesetzlage die Zweitmarktpreise den eigentlichen Ticketpreis nicht übersteigen. Von einem eigentlichen Zweitmarktpreis von 200 Dollar für eine Karte würde der Verkäufer nur 170 Dollar erhalten, der Käufer jedoch mit der zusätzlichen 15-prozentigen Kaufgebühr 230 Dollar bezahlen, die FIFA an dem Ticket also noch einmal 60 Dollar verdienen.
Über 4,5 Millionen Bewerbungen in erster Phase
60 Dollar sind auch die untere Preisgrenze für ein WM-Ticket im kommenden Jahr. Dies dürfte jedoch nur für die schlechteste Kategorie in einem unbedeutenden Spiel zweier eher unbekannter Nationen aufgerufen werden, die meisten Preise sind viel höher. Auf dem Erstmarkt kostet eine Karte für das WM-Finale bis zu 6730 US-Dollar, über 5000 US-Dollar mehr als noch für das WM-Finale 2022 in Katar.
Die Tickets für die Weltmeisterschaft sind laut FIFA-Angaben dennoch heiß begehrt. Während der ersten zehntägigen Phase der Vorverkaufsziehung im September hätten sich mehr als 4,5 Millionen Fans aus 216 Ländern für die erste Chance auf Eintrittskarten für das Turnier in den USA, Kanada und Mexiko beworben. Die meisten Anmeldungen gingen von Einwohnern der drei Gastgeberländer ein. Deutschland belegt in diesem Nachfrage-Ranking den vierten Platz vor England.
Dabei war die Anmeldung in dieser ersten Phase nur mit einer Visa-Karte möglich - der Zahlkartenanbieter ist Sponsor des Weltverbandes und hatte in der ersten Phase die Exklusivrechte. "Das ist nicht nur ein herausragendes Ergebnis, sondern auch ein starkes Zeichen", hatte FIFA-Präsident Gianni Infantino gesagt. Die ganze Welt wolle bei der erstmals auf 48 Teams aufgestockten WM dabei sein. Nordamerika werde "zu einer einzigartigen Bühne für die ganze Welt".
Hat die FIFA sich verkalkuliert?
"Die hohe globale Nachfrage deutet darauf hin, dass man hohe Preise durchsetzen kann", sagt Sportökonom Schreyer. "Dadurch wird sich vermutlich auch die Zusammensetzung des Publikums weiter verändern. Zur Wahrheit gehört aber natürlich auch, dass der Besuch eines WM-Spiels für viele Fans aus dem Ausland ohnehin unerschwinglich ist."
Die neu eingeführte Gebühr deute darauf hin, dass die FIFA im Gegensatz zur Klub-WM die Ticketnachfrage zumindest teilweise falsch eingeschätzt habe, so Schreyer weiter. Eine andere Aussage des Sportökonomen überrascht: "Es ist durchaus möglich, dass die FIFA nicht gierig wirken will und die Preissteigerungen auf den Käufer und Verkäufer abschiebt. Über die Gebühr partizipiert der Fußball-Weltverband dann trotzdem daran."
Die FIFA war zuletzt aufgrund der Adaption des Systems der dynamischen Preisanpassung, dem Dynamic Pricing, in die Kritik geraten. Das ist etwa in der Reisebranche und weltweit bei Uber üblich, auch Konzertkarten werden mittlerweile oft auf diese Art verkauft. Vor allem wegen Letzterem wurde die Strategie jüngst immer wieder stark kritisiert. Weltstar Taylor Swift etwa entschied sich explizit dagegen, dieses System für ihre "The Eras Tour" zu benutzen.
FIFA: Einnahmen optimieren, Zuschauerzahlen steigern
Bei der jüngsten Comeback-Tour von Oasis wurde das System des Dynamic Pricing hingegen angewandt. Die Preise verdoppelten sich teilweise. Auch bei der Klub-Weltmeisterschaft in diesem Sommer kam das System zum Einsatz. Aufgrund der geringen Nachfrage gab es so kurz vor zahlreichen Spielen günstigere Tickets. Beim Halbfinale zwischen Chelsea und Fluminense im MetLife Stadium wurden die Preise etwa von 473,90 auf 13,40 US-Dollar gesenkt.
Gegenüber ntv.de hatte Heimo Schirgi, der Chief Operating Officer der FIFA für die WM 2026, zuletzt die Ticketing-Entscheidung verteidigt. "Es ist wichtig, die Mission und das Ziel der FIFA hervorzuheben, nämlich die Bereitstellung von Finanzmitteln, die Schaffung von Möglichkeiten und die Förderung des Wachstums unseres Sports in allen 211 Mitgliedsverbänden", hatte er erklärt. Der Weltverband versuche damit, "die Einnahmen zu optimieren, aber auch die Zuschauerzahlen in den Stadien zu steigern".
Weitere Verkaufsphasen beginnen im Oktober. Die Anmeldephase für die Frühticketziehung startet am 27. Oktober, der Verkauf steigt dann zwischen Mitte November und Anfang Dezember. Phase drei beginnt nach der Gruppenauslosung, die am 5. Dezember in Washington stattfindet. Dann können sich Fans auch für feststehende Duelle bewerben.
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