Eine der größten Spaltungen, die der europäische Sport erlebt hat
Was als Erfolgsgeschichte begann, endet in einer der größten Spaltungen, die der europäische Sport in den vergangenen Jahren erlebt hat. Die European League of Football (ELF), 2020 mit großem Anspruch gegründet, steht nach fünf Spielzeiten vor dem Aus. Elf ihrer Franchises kehren der Liga den Rücken – und gründen eine neue Organisation: die European Football Alliance (EFA).
Die neue Liga soll bereits 2026 starten. Und sie ist kein kleines Parallelprojekt, sondern das Ergebnis eines tiefen Machtkampfes zwischen Funktionären, Franchises und den beiden Männern, die den europäischen Football einst groß machen wollten – Patrick Esume und Zeljko Karajica.
Als Esume, ehemaliger Football-Profi und charismatischer TV-Kommentator, gemeinsam mit dem Hamburger Unternehmer Zeljko Karajica im Herbst 2020 die ELF aus der Taufe hob, war die Vision klar: eine professionelle Liga nach US-Vorbild, mit festen Strukturen und TV-Verträgen. Tatsächlich gelang der Liga ein rascher Aufstieg: ProSiebenSat.1 übertrug Spiele, Stadien in Hamburg, Wien und Düsseldorf waren ausverkauft. Doch es wuchs die Unzufriedenheit.
Immer mehr Franchises, wie die Klubs im Football heißen, kritisierten Karajicas Führungsstil. Bemängelt wurde die Transparenz in finanziellen und organisatorischen Fragen. Anfang 2024 gründeten unzufriedene Franchises zunächst die Football Franchise Association (FFA), die im Juli 2025 schließlich zur European Football Alliance (EFA) wurde.
Nach dem Championship Game 2025 in Stuttgart verkündeten elf Franchises – darunter die deutschen Aushängeschilder Rhein Fire, Frankfurt Galaxy, Berlin Thunder und der frisch gebackene Meister Stuttgart Surge – ihren Ausstieg aus der ELF. Hinzu kommen die Paris Musketeers, Vienna Vikings, Tirol Raiders, Wroclaw Panthers, Madrid Bravos, Prague Lions und Nordic Storm aus Kopenhagen.
Neue Liga wirbt Schiedsrichter ab
In ihrer Erklärung kündigten die Vereine an, dass die europäischen Fans, Spieler, Trainer und Investoren „eine Struktur verdienen, die Integrität, Transparenz und Nachhaltigkeit gewährleistet“. EFA-Sprecher Mason Parker von den Prague Lions erklärte: „Wir wissen, dass es in Europa eine Nachfrage nach diesem Sport gibt, und die besten Football-Teams des Kontinents arbeiten zusammen, um ein professionelles Produkt zu liefern, das unsere Fans stolz machen wird.“
Die ELF wiederum betonte, viele Teams stünden noch in vertraglicher Bindung – die EFA spricht von „wichtigen Gründen“ für die Kündigungen. Hinter den Kulissen bahnt sich ein juristischer Streit um Lizenzen, TV-Rechte und Namensnutzungen an. Während die ELF versucht, den Ligabetrieb für die nächste Saison zu planen, setzt die EFA ihre Offensive fort.
Zuletzt teilte sie mit, sie habe „fast alle Schiedsrichter der ELF abgeworben“. Rund 100 Unparteiische schlossen sich der neuen Organisation an. „Die Schiedsrichter betonten, dass ihre Entscheidung auf Bedenken fußt, was finanzielle und organisatorische Punkte in der ELF anbelangt“, heißt es in der Mitteilung. Es ist der nächste Seitenhieb gegen die alte Liga.
Im Zentrum des Konflikts steht auch Patrick Esume. Der ehemalige Nationalspieler war seit Gründung Commissioner und Aushängeschild der ELF. Doch im Sommer 2025 trat er zurück – offiziell wegen „unüberbrückbarer Differenzen“ mit CEO Zeljko Karajica. Esume sagte WELT AM SONNTAG: „Wenn Spannungen wegen diverser Themen entstehen, ist es nicht nur wichtig, dass man miteinander spricht, sondern vor allem auch, wie.“ Nach Informationen dieser Zeitung soll Esume ein üppiges Gehalt bezogen haben. Er selbst sagt: „Ich war nicht unter den Top-3-Verdienern in diesem Projekt.“
Kritik kam zuletzt auch wegen seines Verhaltens während der heißen Phase der Saison. Ende August postete Esume Urlaubsbilder von Mallorca, während das ELF-Büro im Saison-Endspurt im Dauerbetrieb arbeitete. Nach Informationen der WELT war der Urlaub nicht genehmigt oder abgesprochen, intern soll das für Empörung gesorgt haben.
Esume priorisiert Kommentatoren-Job bei RTL
Und selbst beim Finale in Stuttgart fehlte der Commissioner – nicht krankheitsbedingt, sondern aus eigenem Entschluss. Während die Liga ihren Meister ehrte, stand Esume im RTL-Studio und kommentierte das NFL-Spiel zwischen den New England Patriots und den Las Vegas Raiders.
Esume auf WELT-Nachfrage: „Am Championship Wochenende sollte der Sport und ihre Protagonisten im Vordergrund stehen und nicht das Drama um die Funktionäre. Daher war ich natürlich bei der Ehrung der besten Spieler und Coaches am Samstagabend anwesend, um auch nochmals persönlich meine Dankbarkeit gegenüber den Spielern und Trainern zu zeigen. Beim Spiel selbst war ich ganz bewusst nicht anwesend. Dieser Moment gehört den Spielern und nicht der Politik im Hintergrund oder den Medien.“
Esumes Fazit: „Wir hätten viel früher die Führung und den Umgang des Geschäftsführers hinterfragen müssen – die zahlreichen Hinweise aus den Medien zu unbezahlten Rechnungen, Vollstreckungen und Pfändungen waren Warnsignale. Hätten wir eher reagiert, stünden wir heute nicht ohne Teams, Schiedsrichter und Produkt da.“
Die European Football Alliance will im kommenden Jahr mit mindestens zehn Teams starten. Gespräche mit TV-Partnern und Sponsoren sollen laufen. Doch alles noch im Unklaren. In der Öffentlichkeit bemüht sich die neue Organisation um ein positives Bild – Transparenz, Nachhaltigkeit, Stabilität. Die juristischen Auseinandersetzungen mit der ELF sind absehbar, das Vertrauen vieler Fans beschädigt. Der Kampf um Europas Football-Liga wird sich weiter in die Länge ziehen.
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