Für 270 Millionen Euro – auch Nürnberg baut ein reines Fußballstadion
Das muss sich wie ein Schock anhören für alle Fans des 1. FC Nürnberg. „Jedes Jahr ohne neues Stadion bringt uns der 3. Liga näher“, sagt Stefan Heim (55), Finanzvorstand des Traditionsklubs, und nennt ein Beispiel: „Wir haben zurzeit rund 1300 Business-Plätze, damit befinden wir uns in der Zweiten Liga wohl am Tabellenende.“
Im Vergleich dazu: Liga-Konkurrent Karlsruher SC verfügt nach dem Neubau seines Stadions über rund 2000 der edlen Sitzplätze. Nürnberg hat wirtschaftlich einen großen Nachteil mit seinem in die Jahre gekommenen Max-Morlock-Stadion. Darum war die fränkische Metropole im Gegensatz zur Heim-WM 2006 auch bei der EM 2024 in Deutschland kein Austragungsort mehr.
Nun soll die Arena umgebaut werden, was nach Informationen von „Sport Bild“ aktuell rund 270 Millionen Euro kosten wird. Baubeginn: 2028. Fertigstellung: voraussichtlich Sommer 2031. Durch das Großprojekt soll die wirtschaftliche Zukunft des FCN gewährleistet werden, der mittelfristig zurück in die Bundesliga will. Außerdem soll die Stadt Nürnberg wieder attraktiv für die Austragung von Länderspielen werden.
Und wie soll die Arena nach dem Komplett-Umbau aussehen? Die Achteck-Konstruktion wird beibehalten, die bisherige Laufbahn verschwindet, Nürnberg setzt auf ein reines Fußballstadion. Die Tribünen rücken näher ans Spielfeld. Das Fassungsvermögen soll bei rund 50.000 liegen, die VIP-Kapazität auf rund 3600 Plätze erhöht werden.
Die Gästefans in Nürnberg ziehen um
In die Planungen hat der FCN seine Anhänger einbezogen. Das Ergebnis: Die organisierte Fan-Szene wird im neuen Stadion direkt hinter dem Tor auf der Nord-Tribüne stehen, es soll eine rot-schwarze Wand entstehen, damit noch bessere Stimmung aufkommt. Insgesamt sind für den Bereich 13.750 Stehplätze vorgesehen. Bisher liegt die Heimstehplatz-Kapazität bei 9580, die Ultras stehen aktuell im Übergang zwischen der Nordkurve und der Gegentribüne.
Weiterhin wird sich der Gästebereich ändern. Auf Anregung der Fans sollen Auswärts-Anhänger ebenfalls direkt hinter dem Tor auf der Südtribüne stehen und sitzen – und nicht wie bisher in der Kurve zwischen der Gegentribüne und Südbereich. Auch dies soll der Stimmung dienen, insgesamt sind bis zu 5628 Plätze für den Bereich vorgesehen.
Der Verein will, dass sich die neue Arena wirtschaftlich nicht nur durch die Austragung von Fußballspielen rentiert. Vorbilder sind Schweizer Arenen wie die des FC Basel, von Young Boys Bern oder des FC Schaffhausen, die sich die Nürnberger Verantwortlichen anschauten. In denen sind Shopping-Center, Wohnungen und Alters-Residenzen, Restaurants, Diskotheken oder Büros untergebracht.
Jeder Fan zahlt in jedem Heimspiel einen Beitrag
Das Großprojekt soll wie folgt finanziert werden: Der wirtschaftlich klamme Verein will auf Wunsch der Stadt Nürnberg 30 Millionen Euro Eigenkapital zur Verfügung stellen, fünf Millionen Euro davon sollen bis zur Fertigstellung in fünf Jahren über die Einführung des „Stadion-Groschens“ (jeder Fan zahlt pro Heimspiel zwischen einem und acht Euro mehr pro Ticket) eingenommen werden. Die Stadt Nürnberg und das Land Bayern wollen sich an den Kosten beteiligen. Unklar ist noch die Höhe der Summe.
Die restlichen Kosten will der FCN über Fremdkapital finanzieren. Finanzchef Heim sagt: „Mit dem neuen Stadion können wir deutlich mehr Geld verdienen. Von diesem Erlös fließt ein Teil in die Finanzierung – und der Rest in den sportlichen Bereich.“ Damit der neunmalige Deutsche Meister wieder dauerhaftes Bundesliga-Mitglied wird.
Der Text wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, SPORT BILD, BILD) erstellt und zuerst in SPORT BILD veröffentlicht.
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