Im Bobsport ist Francesco Friedrich das Maß aller Dinge, der Deutsche ist nahezu unschlagbar. Doch nun verliert er den Gesamtweltcup-Sieg im Zweierbob, weil sein Anschieber gedopt war. Der neue Gesamtweltcupsieger kommt auch aus Deutschland - und ist weiterhin angesäuert.

Francesco Friedrich gab sich als fairer "Verlierer", den Gang nach Canossa will der Bob-König zeitnah und persönlich antreten. Seine Kristallkugel des Zweier-Weltcupsiegers packe der Dominator "natürlich schnellstmöglich ein und bringe sie Hansi Lochner persönlich vorbei", sagte Friedrich dem ZDF mit einem gequälten Schmunzeln: "So, wie es sich gehört."

Den schönen Anblick seiner siebten Trophäe dieser Art durfte Friedrich nur genau acht Monate lang genießen. Nun gehört sie ausgerechnet seinem größten Rivalen Johannes Lochner. Dieser erfuhr von seinem Titel "aus den Medien", wie Lochner gegenüber "Münchner Merkur/tz" äußerte. Er schaue aber sowieso "lieber nach vorne als zurück. Dennoch ist es gut, dass endlich Gerechtigkeit herrscht."

Am Mittwoch hatte der Bob-Weltverband IBSF entschieden: Wegen des positiven Dopingtests von Friedrichs Anschieber Simon Wulff beim Saisonauftakt in Altenberg wird das Team für dieses Rennen nachträglich disqualifiziert, die Punkte dafür werden aberkannt. Ein entsprechendes Dokument des IBSF liegt dem SID vor, das ZDF hatte zuerst berichtet.

"Muss jetzt dafür büßen"

"Wir konnten nicht beweisen, wo es drin war, und so ist es nun. Er muss jetzt dafür büßen, hat seine Strafe bekommen und sitzt sie ab", sagte Friedrich, der außerdem schon siebenmal den Vierer- und achtmal den Gesamtweltcup holte. Friedrich muss unfreiwillig teilweise mitbüßen - daher der Gang nach Canossa. Beziehungsweise: zu Lochner an den Königssee.

Ex-Leichtathlet Wulff war Anfang September für 21 Monate gesperrt worden, nachdem in der Probe vom 7. Dezember 2024 die Substanz Methylhexanamin entdeckt worden war, die zwar im Training erlaubt, im Wettkampf aber verboten ist. Die Sperre gilt rückwirkend ab dem Tag der Probeentnahme, Wulff ist somit bis zum 7. September 2026 suspendiert.

Der Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD) hatte mit Auswirkungen auf die Ergebnisse bereits gerechnet. "Sowohl für uns als auch für Franz ist es nichts Überraschendes und auch die richtige Entscheidung, es so zu machen", sagte Bundestrainer Rene Spies auf SID-Anfrage: "Franz ist abgeklärt genug, das auch so hinzunehmen. Es wird ihn nicht emotional mitnehmen oder beeindrucken."

Kopfschütteln und Kampfansage

Wulff hatte Friedrich nach dem Rennen in Altenberg auch noch bei den Stationen in Sigulda und im Viererbob in Winterberg angeschoben. Für diese wurde sein Name lediglich aus den Ergebnislisten gestrichen. Das IBSF-Regelwerk sieht trotz rückwirkender Sperre eine Disqualifikation des gesamten Teams nur für den Wettkampf vor, bei dem die positive Probe getestet wurde.

Für Lochner ist das ein Unding, die Entscheidung sorge im Bob-Zirkus "für Kopfschütteln", sagte er. Eine Team-Disqualifikation in diesen Rennen hätte nämlich auch Einfluss auf die Wertung im Vierer-Weltcup gehabt, in der Friedrich nach wie vor vorne liegt. "Zum anderen werden Fälle dieser Art in anderen Sportarten anders und vor allem gerechter gehandhabt - das sollten sie auch bei uns", forderte Lochner.

In seine letzte Saison geht Lochner nun wenigstens im Zweier als Titelverteidiger, nach Olympia im Februar beendet er seine Karriere. Auf die Abschiedstournee gab ihm Erzrivale Friedrich eine Kampfansage mit. "So sicher, wie er sich irgendwie ist und das überall präsentiert, wird es nicht sein", sagte Friedrich und kündigte an, er wolle "alles entgegensetzen, damit es die letzte goldene Kristallkugel war, die er bekommen hat. Ganz einfach."

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