Viermal hatte es Nitin Kumar in den vergangenen Jahren schon probiert. Als indischer Qualifikant war ihm bei der Darts-Weltmeisterschaft der Professional Darts Corporation (PDC) stets die Rolle des lustigen Exoten zugeschrieben.

Kumar, der in England lebt und im Alter von zehn Jahren mit Darts begonnen hatte, füllte die Rolle prächtig aus. Stimmungsvoller Walk-on mit „Mundian To Bach Ke“ von Panjabi MC, freundliche Erscheinung. Ein bisschen Show, ein wenig Folklore.

Im vergangenen Jahr gewann er beim 1:3 gegen Martin Lukeman sogar mal einen Satz. Dieses Mal aber zog Kumar voll durch. Der 40-Jährige düpierte den Niederländer Richard Veenstra und erreichte nach dem 3:2 als erster Inder in der Geschichte die zweite Runde der Weltmeisterschaft. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Wenn du davon träumst, ist alles möglich“, so Kumars erste Reaktion auf die Sensation.

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Sein Gegner rief sein Potenzial durchaus ab, spielte einen guten Average von 92,74 und stand damit 5,44 Punkte höher als Kumar. Er warf doppelt so viele 180er (6/3) und erspielte sich zweieinhalbmal so viele Versuche auf den Doppelfeldern. Veenstra hatte 29 Würfe, Kumar dagegen nur zwölf. „Flyers“ lag am Ende mit 10:9 sogar bei den gewonnenen Legs vorn.

„Und ich weiß gar nicht, wie viele Highfinishs er hatte. Waren es 15?“, ergänzte Kumar nach dem Match. Immerhin fünf waren es. Veenstra checkte 110, 117, 126, 142 und 144 Punkte. Alles nicht genug. Denn die Sprache der Zahlen verstummte bei Checkout und Timing. Kumar tat die richtigen Dinge zur richtigen Zeit und traf 75 Prozent seiner Checkout-Versuche, während Veenstra 19 Pfeile vorbeiwarf.

Kumars Sieg und die Folgen für Indien

Der Niederländer gewann seine beiden Sätze zu null, doch wenn es eng wurde, war der Inder nervenstärker. Nur einmal ließ Kumar noch locker. Im entscheidenden Satz lag er bereits mit 2:0 vorn, hatte bei 2:1 Anwurf, traf in seinen ersten drei Aufnahmen aber kein Triple mehr. Die Nerven. Doch auf Veenstras Doppel-Probleme war Verlass. Der Sieg.

„Das Match vor einem Jahr gegen Lukeman hat mir so viel Selbstvertrauen gegeben, um das hier schaffen zu können“, sagte Kumar überglücklich nach dem Erfolg: „Ich liebe es. Ich habe noch nie so ein Niveau gespielt.“

Die Folgen seines Erfolgs sind eindeutig. Einserseits. Seine WM-Prämie ist mit dem Erfolg von 15.000 Pfund auf 25.000 Pfund angewachsen. Andererseits stellt sich die Frage, was sein Sieg in seiner Heimat auslösen wird. „Das wird, und das muss einen Einfluss auf den Nachwuchs in Indien haben“, glaubt Kumar, lachte und sprach schon mal eine Warnung aus: „Stellt euch vor, wenn hier demnächst acht Spieler mit Bollywood-Musik reinkommen.“

Wenn Lutz Wöckener nicht gerade irgendeinen Sport im Selbstversuch ausprobiert, schreibt er über Darts und Sportpolitik, manchmal aber auch Abseitiges wie Fußball.

Darts-WM 2026, Ergebnisse, 1. Runde

  • Ritchie Edhouse (ENG/27) – Jonny Tata (NZL) 0:3 (2:3, 1:3, 1:3)
  • Dom Taylor (ENG) – Oskar Lukasiak (SWE) 3:0 (3:0, 3:0, 3:1)
  • Richard Veenstra (NED) – Nitin Kumar (IND) 2:3 (1:3, 3:0, 2:3, 3:0, 1:3)
  • Joe Cullen (ENG/32) – Bradley Brooks (ENG) 3:0 (3:1, 3:0, 3:1)
  • Lukas Wenig (D) – Wesley Plaisier (NED)
  • Dimitri van den Bergh (BEL/23) – Darren Beveridge (SCO)
  • Stephen Bunting (ENG/4) – Sebastian Bialecki (POL)
  • James Hurrell (ENG) – Stowe Buntz (USA)

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