Matchdarts-Drama um großen Außenseiter – „Das hier trifft mich sehr hart“
Krzysztof Ratajski schrie das Board an, immer und immer wieder, nach jedem gewonnenen Leg. Der Pole lag gegen den niederländischen Außenseiter Wesley Plaisier schon mit 1:3 nach Sätzen hinten. Doch Ratajski kämpfte mit all seiner Emotion gegen das frühzeitige Aus. Er wurde belohnt.
Das erste Spiel der Darts-WM nach der Weihnachtspause bot direkt ein Drama. Der Gabelstaplerfahrer Plaisier, der als Nummer 92 der Welt in Runde zwei zuvor mit seinem Sieg über Gerwyn Price für die größte Überraschung des bisherigen Turniers gesorgt hatte, schien sein Märchen weiterzuschreiben. Er erarbeitete sich eine komfortable Führung, hatte beim Stand von 3:2 im sechsten Satz sogar Anwurf, um den Sieg nach Hause zu bringen.
„Ratajski muss immer wieder besondere Sachen auspacken, um dabei zu bleiben“, analysierte Experte Robert Marijanovic bei Sport1. Das gelang nicht immer, die Nummer 37 blickte dem Aus in die Augen. Im Decider des sechsten Satzes erspielte sich Plaisier Matchdarts. Erst einen auf der Doppel-4, dann einen weiteren auf Doppel-2 und noch einen auf Madhouse. Er traf das große Feld (Single-1) und überwarf sich. Ratajski war zur Stelle, glich aus – und hatte das Spiel fortan wieder auf seiner Seite.
Es war ein Wirkungstreffer, zumal sich Ratajski fortan eiskalt präsentierte. Erst nahm er 86 Punkte mit drei Darts zum 1:0 raus, dann enteilte er Plaisier auch in seinem Anwurfleg zum 2:1. Der entscheidende Moment folgte zugleich. Der Niederländer wartete noch einmal auf 52 Punkten Rest, Ratajski aber hatte diese eine „besondere Sache im Gepäck“. Sein viertes Highfinish des Spiels, 116 Punkte zum Match. Während Ratajski noch einmal all seine Emotionen herausschrie, blieb Plaisier die Rolle des Applausspenders.
Plaisier niedergeschlagen nach dem Aus
„Ich finde keine Worte“, sagte ein niedergeschlagener Plaisier im Anschluss. „Ich darf diesen sechsten Satz niemals abgeben. Ich habe drei Matchdarts verfehlt. Ich hätte einfach das 4:2 machen müssen, dann hätte ich mir all diese Probleme erspart. Das ist sehr bitter. Ich bin stolz auf meine Leistung, aber das hier trifft mich sehr hart.“
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Ratajski hingegen sprach nach dem Spiel auf der Pressekonferenz von „womöglich einem der größten Comebacks meiner Karriere“. Er habe trotz des Rückstands immer an den Sieg geglaubt. „Aber ich wusste, dass es eine schwierige Situation ist. Wesley hat gut gespielt und ich wusste, dass ich mein bestes Spiel spielen muss. Das habe ich getan.“
Ratajski hätte sich wohl auch besonders geärgert, wäre er ausgeschieden. Das zweite Achtel des Turnierbaums bietet die wohl größte Möglichkeit, in ein WM-Viertelfinale einzuziehen. Große Namen fehlen seit dem Aus von Price, Ratajski trifft nun auf Luke Woodhouse (Nummer 25). Eine lösbare Aufgabe für Ratajski, der bislang einmal im Viertelfinale des größten Dartturniers stand.
Darts-WM 2026, Ergebnisse 3. Runde
Wesley Plaisier (NED) – Krzysztof Ratajski (POL) 3:4
Andrew Gilding (ENG) – Luke Woodhouse (ENG/25) 1:4
Jonny Clayton (WAL/5) — Niels Zonneveld (NED)
ab 20.15 Uhr:
Andreas Harrysson (SWE) – Ricardo Pietreczko (D)
Stephen Bunting (ENG/4) – James Hurrell
Luke Littler (ENG/1) – Mensur Suljovic (AUT)
Luca Wiecek ist Sportredakteur für WELT. Er berichtet bis Silvester in London aus dem Alexandra Palace.
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