Deutscher WM-Rekord – Clemens durchbricht magische Marke und scheitert dennoch
Besser war es einem Deutschen noch nie gelungenen. 101,49 Punkte im Schnitt standen bei Gabriel Clemens am Ende auf der Anzeigetafel. Es ist ein neuer deutscher WM-Rekord – und das erste Mal, dass ein hiesiger Dartsprofi die magische Marke von hundert Punkten im Average knackte. Die bisherige Bestmarke stand bei 99,94 Zählern, ebenfalls aufgestellt von Clemens bei dessen Einzug ins Halbfinale 2023. Umso bitterer, dass die famose Leistung unbelohnt blieb. Mit 2:4 schied Clemens in der 3. Runde der Darts-WM gegen den Weltranglistenzweiten Luke Humphries aus. Viel vorzuwerfen hatte sich Clemens nicht.
Es war ohnehin ein Bonusspiel für Clemens, der seiner Ansicht nach die Darts-Experten eines Besseren belehrt hatte. „Wenn ich die ganzen Experten vor der WM gehört habe, wäre ich schon daheim. Ich bin trotzdem wiedergekommen“, sagte der Saarländer vor dem Spiel bei DAZN.
Schon das Erreichen der dritten Runde war für den „German Giant“ ein großer Erfolg. Das Jahr 2025 verlief vor der Weltmeisterschaft „beschissen“, wie er selbst zugab. Clemens ist auf Platz 47 der Weltrangliste abgerutscht. Die 35.000 Pfund, die er nun an Preisgeld für das Erreichen der dritten Runde einstreicht, sind da eine kleine Versöhnung. Auch, um nicht Gefahr zu laufen, im nächsten Jahr um Platz 64 und damit seine Tourkarte kämpfen zu müssen.
Auf dem Weg dorthin hatte er mit einem Sieg über den gesetzten Niederländer Wessel Nijman für eine Überraschung gesorgt. Auch das 170er-Checkout in der ersten Runde gegen den US-Amerikaner Alex Spellman war ein Ausrufezeichen.
1000 deutsche Fans im Ally Pally
Ein solches sahen die 1000 deutschen Fans, die damit am Sonntagabend ein Drittel der West Hall im Londoner Alexandra Palace einnahmen, auch im Spiel gegen Humphries. Der Weltmeister von 2024 hatte sich zwar die ersten drei Sätze gesichert. Das lag aber vor allem am besseren Timing des Engländers, schon dort hatte Clemens ordentlich mitgehalten.
Gebrochen präsentierte sich der Deutsche zu keinem Zeitpunkt. Er zeigte erst mit dem Rücken zur Wand, was er monatelang zuvor nicht getan hatte. Der „German Giant“ zeigte den alten Biss vergangener Tage und schwang sich zu einer Weltklasseleistung auf. Ein Schnitt von 115,62 Punkten in Satz vier sicherte den Anschluss, mit 104,41 in Satz fünf verkürzte er. Clemens ließ sich auch davon nicht beeindrucken, dass sein Gegner zwischenzeitlich die 170 Punkte, das größtmögliche Finish im Darts, räumte.
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Es schien kurz so, als könnte Clemens sogar für das größte Comeback der deutschen Darts-Geschichte sorgen. Bei 2:1-Legführung im sechsten Satz hatte er drei klare Chancen aufs Doppelfeld zum 3:3-Ausgleich, ließ diese aber liegen. Humphries war zur Stelle – und checkte ein Leg später bei eigenem Anwurf 81 Punkte zum Match.
„Ich glaube, ich habe ein gutes Spiel gemacht, war dabei. Aber es wird interessant, wenn ich das 3:3 mache. Dann bin ich auch in seinem Kopf. Habe ich aber nicht“, sagte Clemens bei DAZN – und machte Kommentator Elmar Paulke mitverantwortlich. Dieser trug beim Kommentieren ein Trikot des VfL Wolfsburg. Offenbar nicht nach dem Geschmack Clemens‘. „Beim nächsten Mal kommst du mit einem anderen Trikot. Und dann wird es auch besser“, sagte Clemens. „Maxi Arnold ist ein netter Typ, aber der Verein ist trotzdem blöd.“
Die englischen Experten lobten Clemens nach dem Spiel für seine Performance. „Es war ein episches Comeback. Großen Respekt an Gabriel Clemens“, sagte der dreifache BDO-Weltmeister Glen Durrant. „Clemens hat Humphries zum Arbeiten gebracht“, fügte Ex-Profi Mark Webster an. Auch Humphries schloss sich dem Lob an: „Er hat in diesem Spiel nicht wie eine Nummer 47 der Welt gespielt. Das war ein Top-32-Spieler, nahe an den Top 16“, sagte der Engländer. „Er ist ein fantastischer Spieler.“ Nach dieser Leistung kann man sich da nur anschließen.
Darts-WM 2026, Ergebnisse 3. Runde
Martin Schindler (D/13) – Ryan Searle (ENG/20) 0:4
Damon Heta (AUS/16) – Rob Cross (ENG/17) 0:4
Gary Anderson (SCO/14) – Jermaine Wattimena (NED/19) 4:3
ab 20.15 Uhr:
Gian van Veen (NED/10) – Madars Razma (LAT) 4:1
Luke Humphries (ENG/2) – Gabriel Clemens (D) 4:2
Michael van Gerwen (NED/3) – Arno Merk (D)
Luca Wiecek ist Sportredakteur für WELT. Er berichtet bis Silvester in London aus dem Alexandra Palace.
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