John McDonald kündigte die Partie größtmöglich an. Zwei Legenden würden gleich die Bühne betreten, sagte der Master of Ceremonies. Michael van Gerwen gegen Gary Anderson – diese WM-Achtelfinalpaarung überstrahlte alles. Sie war ein Versprechen an alle Dartsfans. Es wurde eingelöst.

Anderson und van Gerwen sollten sich ein wunderbar anzuschauendes Spiel liefern, so wie sie es schon einige Male zuvor getan hatten. Es war das 73. Aufeinandertreffen der beiden. Darunter legendäre Matches wie das WM-Finale 2017, in dem van Gerwen nicht nur seinen zweiten Titel gewann, sondern auch Andersons zweijährige Vorherrschaft im Ally Pally durchbrach. Seit dem Halbfinale der WM 2019 (6:1 für MvG) hatte es das Duell auf der größten Bühne des Darts aber nicht mehr gegeben.

Der schottische Doppel-Weltmeister sann von Beginn an auf die späte Revanche für die Niederlage vor sieben Jahren. Angetrieben vom Publikum, das sich vom Walk-on an klar auf die Seite Andersons schlug, holte er direkt die ersten beiden Sätze, gewann dabei jeweils den Decider. Doch auch van Gerwen hatte sein bestes Spiel mitgebracht, kam zum 1:2-Anschluss. Beide pendelten ihr Niveau bei knapp hundert Punkten im Schnitt ein. Das schnelle Tempo der beiden trug zusätzlich dazu bei, dass das Spiel ein Genuss für den Zuschauer war.

„In den Schlüsselmomenten ist Anderson einfach besser“

Anderson aber war es, der es auf seine Seite zog. Erst breakte er MvG zweimal zur 3:1-Führung. „Van Gerwen hat seinen besten Average mitgebracht. Aber in den Schlüsselmomenten ist Anderson einfach ein bisschen besser“, analysierte Kommentator Dan Dawson im englischen TV bei Sky Sports zu diesem Zeitpunkt. Dann profitierte der Schotte von Doppelproblemen seines Gegners. Dreifach-Weltmeister van Gerwen landete beim Stand von 1:1 im vierten Satz im Madhouse, konnte auch drei Pfeile auf die Doppel-1 nicht nutzen. Anderson war zur Stelle.

Und dann war die Abendunterhaltung schneller vorbei als alle erwartet hatten. Van Gerwen kassierte das entscheidende Break, weil er erneut drei klare Pfeile auf das Doppelfeld verpasste. Am Ende wurde die Nummer drei der Welt in nur 33 Minuten und 24 Sekunden abserviert. Es ist das erste Mal seit zehn Jahren, das van Gerwen vor dem Viertelfinale einer WM ausgeschieden ist – ausgeklammert 2022, wo van Gerwen wegen eines positiven Corona-Tests vorzeitig aus dem Turnier genommen wurde. Für einen Namen wie „Mighty Mike“ ist das Abschneiden eine herbe Enttäuschung.

Anderson zeigte sich trotz des deutlichen Ergebnisses unzufrieden. „Heute war einer dieser Abende, an denen es sich angenehm angefühlt hat“, sagte Anderson. „Mein Scoring war schrecklich, aber meine Doppel waren zur richtigen Zeit da.“ Auch von einer Chance auf seinen möglichen dritten WM-Titel wollte er nichts wissen. „Nein, ich glaube nicht dran. Ich muss erst mal mein nächstes Spiel überstehen. Wenn ich ins Finale komme, habe ich eine Chance.“

Zuvor trifft Anderson trifft im Viertelfinale nun auf Überraschungsmann Justin Hood. Die Nummer 86 der Welt hatte am Nachmittag völlig überraschend den nordirischen Topspieler Josh Rock mit einer überragenden Performance auf den Doppeln (75 Prozent) aus dem Turnier genommen. „Er ist ein hervorragender Dartspieler, er ist fantastisch“, lobte Anderson seinen Gegner.

Darts-WM 2026, Ergebnisse Achtelfinale

Luke Woodhouse (ENG/25) – Krzysztof Ratajski (POL) 2:4

Jonny Clayton (WAL/5) – Andreas Harrysson (SWE) 4:2

Justin Hood (ENG) – Josh Rock (NIR/11) 4:0

ab 20.15 Uhr:

Charlie Manby (ENG) – Gian van Veen (NED/10) 1:4

Michael van Gerwen (NED/3) – Gary Anderson (SCO/14) 1:4

Luke Humphries (ENG/2) – Kevin Doets (NED) 4:1

Luca Wiecek ist Sportredakteur für WELT. Er berichtet bis Silvester in London aus dem Alexandra Palace.

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