Der Posterboy des Establishments
Der Weltranglistenerste Scottie Scheffler hat bei der PGA Championship seinen dritten Triumph bei einem Major-Turnier geholt. Der Golf-Superstar aus den USA spielte im Quail Hollow Club in Charlotte zum Abschluss eine 71er-Runde und gewann am Ende mit fünf Schlägen Vorsprung auf seine US-Landsleute Harrison English, Bryson DeChambeau und Davis Riley, die sich mit jeweils 278 Schlägen Rang zwei teilten.
Scheffler, der Olympiasieger von Paris, hatte 2022 und 2024 bereits das traditionsreiche Masters in Augusta gewonnen. Damit hat er nun drei Major-Titel unter dem Gürtel, er feierte zudem seinen 15. Sieg auf der PGA Tour. Sein erster Erfolg hatte nur drei Jahre und 94 Tage zuvor stattgefunden. Schneller gelang dies seit 1950 nur zwei Spielern: den Legenden Tiger Woods (drei Jahre, 32 Tage) und Jack Nicklaus (drei Jahre, 45 Tage).
Scheffler war mit drei Schlägen Vorsprung auf die letzte Runde gegangen, die er in der ersten Tageshälfte mit einigen zittrigen Versuchen gegenüber dem Spanier Jon Rahm jedoch einbüßte. Das brachte den aktuell besten Spieler aber nicht aus dem Konzept. Im Gegenteil: Während die Verfolger nach und nach erst die Nerven und dann den Anschluss verloren, spielte Scheffler souverän seinen Stiefel herunter, notierte auf den zweiten neun Löchern drei Birdies auf seiner Scorekarte und konnte sich auf der 18. Bahn noch problemlos einen Schlagverlust leisten.
„Ich bin geduldig geblieben und habe den Job erledigt“
„Ein Major über die Zillinie zu bringen, ist immer schwierig“, sagte Scheffler: „Ich bin geduldig geblieben und habe den Job erledigt, weil ich auf den ersten Neun geduldig geblieben bin. Ich habe mich im Spiel gehalten und mich dann auf den hinteren neun Löchern gesteigert.“
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Für ihn war es auch deshalb ein besonderer Sieg, weil er beim gleichen Turnier vor einem Jahr auf der Fahrt zur zweiten Runde verhaftet worden war und einige Zeit in einer Zelle verbrachte. Scheffler hatte eine Polizeiabsperrung vor dem Klubgelände umfahren und soll dabei laut Polizeibericht einen Polizisten mit seinem Auto verletzt haben. Die Situation entstand aus einem Missverständnis und ist der einige Kratzer in der makellosen Vita des religiösen Familienvaters, der im Moment das internationale Golf mit seinem präzisen, geduldigen und fast fehlerfreien Spiel beherrscht.
Der klare Sieg in diesem Jahr lag aber nicht nur an Scheffler, sondern auch am Zusammenbruch Rahms. Die Aufholjagd des ehemaligen Weltranglistenersten fand auf den berüchtigten Schlusslöchern von Quail Hollow ein dramatisches Ende. Die letzten drei Bahnen, bekannt als „Green Mile“, gelten als eine der schwierigsten Schluss-Sequenzen im internationalen Golf. Rahm fiel ihnen zum Opfer und brach regelrecht ein.
Auf der 16 musste er ein Bogey hinnehmen. Dann schickte er auf der Par-Drei-17 seinen Abschlag ins Wasser und kassierte ein Doppelbogey. Zwei weitere Schlagverluste auf der 18 bedeuteten nicht nur das sichere Ende aller Titelträume, sondern auch das Abrutschen auf den achten Platz. „Das war eine bittere Pille“, gab Rahm später zu, wollte aber unbedingt das Positive dieser Turnierwoche hervorheben: „Es ist viel Gutes passiert, und ich kann viel Positives für den Rest des Jahres mitnehmen.“
Erst zwei LIV-Siege bei den Majors
Für die PGA Tour war es hingegen jetzt schon ein großer Triumph. Mit Rory McIlroy als Sieger beim Masters und Schefflers Triumph beim zweiten Majors des Jahres haben die beiden Posterboys des Establishments die wichtigsten Siege der bisherigen Saison eingefahren und einmal mehr die zur milliardenschweren saudi-arabischen LIV-Tour abgewanderten Superstars vergessen gemacht.
Zu diesen zählt auch Rahm, der seit der vergangenen Saison auf der Konkurrenz-Tour spielt und diese in der ersten Saison auch gleich gewann. Bei den Major-Turnieren bekam er seitdem aber kaum noch ein Bein auf den Boden.
Generell scheint es, als würde die mit weniger Events bestückte Tour, bei der die Turniere über drei statt vier Runden gespielt werden, die wenigsten Spieler besser machen. Dabei stehen dort mitunter die größten Stars der Szene unter Vertrag: neben Rahm auch Spieler wie Dustin Johnson, Patrick Reed, Phil Mickelson, Cameron Smith, Brooks Koepka oder Bryson Dechambeau.
Seit dem ersten LIV-Turnier 2022 konnten aber nur zwei von ihnen ein Major gewinnen: Kopeka 2023 die PGA Championship und DeChambeau 2024 die US Open. Andere spielen hingegen gar keine Rolle mehr. Bei der PGA Championship waren 16 Profis am Start, acht von ihnen verpassten den Cut und schafften es gar nicht mehr ins Wochenende – darunter auch der zweimalige deutsche Majorsieger Martin Kaymer, der seit Jahren schon nicht mehr zur Weltspitze gehört.
Scheffler könnte übrigens auch längst LIV-Spieler sein. Er habe sehr lukrative Angebote aber abgelehnt, wie er bestätigte. Tradition und der sportliche Wettbewerb seien ihm aber wichtiger.
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