Ein gutes Drittel reicht nicht – Rückschlag vor Olympia
Es sollte einfach nicht sein. Der Reihe nach scheiterten die deutschen Eishockey-Nationalspieler am dänischen Torwart. Nicht einmal im Penaltyschießen wollte ihnen ein Tor gelingen. Das Team von Harold Kreis unterlag dem Gastgeber Dänemark 1:2 nach Penaltyschießen und verpasste bei der Weltmeisterschaft sein Minimalziel: die Qualifikation für das Viertelfinale. Nach Jahren voller Erfolge erlebte die Nationalmannschaft erstmals wieder einen Rückschlag.
Acht Monate vor den Olympischen Spielen in Mailand wurden der Nationalmannschaft besonders von den großen Nationen schmerzhaft ihre Grenzen aufgezeigt. Gegen Tschechien (0:5) und die Schweiz (1:5) war Deutschland chancenlos, gegen das mit NHL-Spielern gespickte Team der USA zeigte die Auswahl ein Drittel, wozu sie fähig sein kann. Mit Leidenschaft, Aggressivität und geradlinigem Eishockey holte sie im zweiten Abschnitt einen Rückstand von drei Toren auf, verlor dann aber das Spiel aber 3:6. Es war das einzige wirklich überzeugende Drittel des Turniers - zu wenig, um bei der Weltmeisterschaft ins Viertelfinale einzuziehen.
Gegen die leichteren Gegner Ungarn (6:1), Kasachstan (4:1), Norwegen (5:2) fuhr das Team glanzlose Pflichtsiege ein. Dass diese Ergebnisse mittlerweile unter dem Motto Pflichtsiege zu verbuchen sind, hat sich die DEB-Auswahl in den vergangenen Jahren mit einer rasanten Entwicklung, die im zweiten Platz bei der Weltmeisterschaft 2023 gipfelte, hart erarbeitet. Dass es auf dem Eis weiterhin harte Arbeit braucht, um die spielerischen Defizite zu etwa Tschechien und den USA wettzumachen, wurde dem Team in Dänemark schmerzhaft aufgezeigt.
„30 gute Minuten reichen nicht“
„Wir müssen gegen die großen Nationen 60 Minuten gut spielen, es reichen nicht 30“, sagte Philipp Grubauer. Der Torwart der Seattle Kraken spielte eine gute Weltmeisterschaft und erfüllte als einziger der drei NHL-Stars die in ihn gesetzten hohen Erwartungen. Besonders Top-Stürmer Tim Stützle enttäuschte. Der Angreifer, der die Ottawa Senators mit 24 Toren und 55 Vorlagen in die Play-offs geführt hatte, stieß nach dem zweiten Spiel zur Nationalmannschaft. Der Torjäger versuchte alles und trieb das offensive Spiel immer wieder an, verhedderte sich aber zu häufig in Einzelaktionen. Der 23-Jährige ging mit seinem Willen voran, blieb aber ohne Tor und hatte keinen entscheidenden Einfluss auf das deutsche Spiel.
„Sehr frustrierend. Wenn ich es nicht auf die Kette bekomme, irgendwann ein Tor zu schießen, kann man kein Spiel gewinnen. Ich muss einfach die Dinger rein machen. Bitter. Ich kann besseres Eishockey spielen. Das weiß ich“, sagte Stützle nach der Niederlage gegen Dänemark. Das Aus führte er vor allem auf die Niederlagen gegen die Schweiz, USA und Tschechien zurück: „In den Spielen davor haben wir uns durch die eigenen Fehler bestraft. Wenn wir die nicht gemacht hätten, hätten wir in jedem Spiel mitspielen können.“
Auch Moritz Seider ließ wie Stützle sein Herz auf dem Eis. Der Kapitän hatte die meiste Eiszeit aller Spieler, wirkte nach einer langen Saison in der NHL mit den Detroit Red Wings aber in vielen Situationen im Aufbauspiel ungewohnt fahrig. Es wirkte, als wolle der Star-Verteidiger seiner Rolle als Anführer mit aller Macht gerecht werden, wobei er aber verkrampfte.
„Ich fühle mich ziemlich leer. Im Großen und Ganzen muss man auf die Mannschaft stolz sein. Wir haben ordentlich verteidigt, Akzente nach vorne gesetzt. Wir haben heute viel richtig gemacht, die Schüsse direkt aufs Tor gebracht. Die Chancen müssen dann auch mal reingehen. Wir sind dennoch auch für die Zukunft auf einem sehr guten Weg, da bin ich überzeugt“, sagte Seider.
Draisaitl, Sturm und Peterka stoßen bei Olympia zum Team
Die nahe Zukunft heißt vor allem Olympia. Da die NHL währende der Spiele in Mailand pausiert, wird das olympische Eishockey-Turnier zum Treffen der Superstars. Harold Kreis wird dann auf drei weitere Spieler aus Nordamerika zurückgreifen können. Über allen steht Leon Draisaitl – der Angreifer der Edmonton Oilers ist einer der besten Stürmer der Welt.
Auch JJ Peterka von den Buffalo Sabres wird die deutsche Offensive auf ein anderes Level heben. Bei der WM in Dänemark fehlte aber vor allem Nico Sturm an allen Ecken und Enden. Der Angreifer der Florida Panthers war bei der vergangenen Weltmeisterschaft ein Schlüsselspieler im deutschen Team. Mit seiner Stärke am Bullypunkt, in Über- und Unterzahl und vor allem seinen defensiven Fähigkeiten ging er voran und führte das Team ins Viertelfinale. Eigenschaften, die dem Team bei dieser WM oft fehlten.
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