„In Bielefeld kann man am Finaltag einbrechen, weil keiner da ist“
Ansgar Brinkmann absolvierte insgesamt 380 Zweitliga- sowie 59 Bundesligaspiele und war unter anderem für Vereine wie Eintracht Frankfurt, Mainz 05 und Arminia Bielefeld aktiv, wobei er für seine vielen Vereinswechsel bekannt wurde.
Mit der Arminia verbindet den heute 55-Jährigen besonders der Aufstieg in die Bundesliga 2002 mit Arminia, für die er von 2001 bis 2003 spielte und zum Publikumsliebling wurde; zudem fand sein Abschiedsspiel 2009 in der Bielefelder SchücoArena statt. Das DFB-Pokalfinale des Klubs am Samstag gegen den VfB Stuttgart wird er live im Berliner Olympiastadion verfolgen.
Frage: Herr Brinkmann, warum holt Ihre Arminia zum ersten Mal den DFB-Pokal?
Ansgar Brinkmann: Weil es kein Zufall ist, dass wir im Endspiel stehen. Wenn ein Drittligist etablierte Bundesligisten wie Union, Freiburg und Bremen, am Ende sogar Double-Sieger Leverkusen ausschaltet – und zwar verdient –, dann ist auch ein Sieg gegen Stuttgart drin. Ich sehe nur ein kleines Problem.
Frage: Welches?
Brinkmann: Dass das Endspiel in Berlin und nicht auf der Alm stattfindet. In unserem Wohnzimmer sind wir über uns hinausgewachsen. Dort haben wir Geschichte geschrieben.
Frage: Was erwarten Sie von den Bielefelder Fans im Olympiastadion?
Brinkmann: Berlin wird blau sein, und in Bielefeld kann man am Finaltag überall einbrechen, weil keiner da ist. Die ganze Stadt macht sich auf den Weg in die Hauptstadt. Ich kriege jetzt schon eine Gänsehaut, wenn ich daran denke.
Frage: Worauf kommt es gegen den Favoriten Stuttgart an?
Brinkmann: Die Jungs müssen mit genau derselben Überzeugung wie gegen die anderen Bundesliga-Klubs rangehen. Wir wissen ja, dass die Stuttgarter alle zwei Minuten vor unserem Tor auftauchen, also müssen wir sie maximal nerven. Wir müssen sie permanent im Aufbau stören, ohne Fouls, ohne Karten oder Elfer zu kassieren. Und natürlich auch auf Standards setzen. Der Trainer wird die Jungs perfekt einstellen.
Frage: Was zeichnet Trainer Mitch Kniat aus? Er hat die Arminia nicht nur ins Pokalfinale, sondern dank eines Super-Endspurts auch zum Aufstieg in Liga 2 geführt.
Brinkmann: Er ist ein offener Typ, bodenständig, selbstbewusst. Der versteckt sich nicht, wenn es Gegenwind gibt. Sympathisch fand ich, wie ausgelassen er mit seiner Mannschaft nach dem Sieg im Halbfinale gegen Leverkusen im „Café Europa“ gefeiert hat. Zuvor hatte er die Sause sogar öffentlich angekündigt. Und danach ist keiner abgehoben, alle waren sofort wieder voll fokussiert. In der Liga gab es nach der Pokalparty fünf Siege in Folge. Kniat hat den Laden im Griff.
Frage: Sie haben als Super-Techniker mit dem Spitznamen „weißer Brasilianer“ 30 Bundesliga-Spiele für die Arminia bestritten, kommen auf insgesamt 413 Profi-Einsätze – aber kein Finale. Wie sehr juckt es in den Füßen?
Brinkmann: Es juckt unheimlich in den Füßen (lacht). Für dieses Spiel würde ich brennen wie Feuer. Aber ich kann gut gönnen! Vom Torwart bis zum Zeugwart – die Jungs sollen jeden Moment aufsaugen und diesen Tag feiern. Ich lebe dieses Spiel auf der Tribüne mit. Mein Herz ist mit auf dem Platz. Das ist ein legendäres Spiel, das ist historisch. Ich freue mich wie Bolle.
Frage: Was machen Sie, wenn die Arminia den Pott holt?
Brinkmann: Dann gibt es kein Morgen! Ich werde auf meinem Longboard durch Berlin cruisen und mir an einem schönen Ort einen Jacky (Jack Daniel’s Whiskey; d. Red.) genehmigen. Es ist doch jetzt schon der absolute Wahnsinn. Wenn mich vor ein paar Monaten jemand gefragt hätte, ob die Menschheit zuerst auf dem Mars landet, oder Arminia Bielefeld erstmals ins Pokalfinale einzieht – hätte ich gesagt: Wir landen erst auf dem Mars.
Das Interview wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, „Bild“, „Sport Bild“) erstellt und zuerst in der „Sport Bild“ veröffentlicht.
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