Eine ganz bittere Niederlage für Transfer-Träumer Uli Hoeneß
Der FC Bayern zieht im Werben um den begehrten Florian Wirtz doch noch den Kürzeren. Der Offensivkünstler möchte nach England, der FC Liverpool soll in der Pole Postion sein. Für die Münchner ist das ein großer Rückschlag am Transfermarkt, besonders für einen.
Wo Florian Wirtz in der nächsten Saison spielt, das dürfte Uli Hoeneß spätestens seit diesem Samstag ziemlich egal sein. Denn Wirtz wird, das hat Vereinspräsident Herbert Hainer offiziell verkündet, nicht für den FC Bayern auflaufen. Hoeneß hatte den Transfer des 22-Jährigen von Bayer Leverkusen zur Chefsache gemacht. Er war ganz versessen darauf, den Spielmacher nach München zu holen. Es war ein fantastisches Szenario, das sich Hoeneß und seine Bayern erdacht hatten. Mit Jamal Musiala, aus dem eigenen Bestand, und Wirtz sollten die beiden besten Spieler Deutschlands nicht nur in der Nationalmannschaft zusammen spielen, sondern auch im Verein.
Mit Wirtz und Musiala wähnte sich der FC Bayern bereits wieder bereit, die großen Dinge in Europa anzugehen. Der Triumph in der Champions League bleibt das ewig große Ziel. Und das zu erreichen, wird im Gedränge mit den Superreichen aus der Premier League, mit Katar-Günstling PSG und den Giganten aus Spanien immer schwieriger. Die Münchner waren daher bereit, alle Grenzen zu sprengen. Für Wirtz hätten sie 100 Millionen Euro Ablöse und mehr bezahlt. Ob sie tatsächlich auch die aufgerufenen 150 Millionen hätten bezahlen wollen? Hoeneß soll bereit gewesen sein, einer Kreditaufnahme zuzustimmen, um Wirtz herauszukaufen. Das wäre eine bemerkenswerte Geschichte beim FC Bayern gewesen, der stets das legendäre Festgeldkonto hier sich wusste.
Um was geht es Wirtz? Man weiß es nicht
Darüber braucht es keine Diskussionen mehr. Wirtz hat dem FC Bayern abgesagt und will übereinstimmenden Medienberichten zufolge zum FC Liverpool wechseln. Warum er "Reds" mehr favorisiert, das wird er erklären, wenn es tatsächlich so weit ist. Ist es die Größe des Klubs? Die Größe der Liga? Der Wunsch nach einer neuen Welt? Die Pläne von Trainer Arne Slot, der für Wirtz womöglich sein System verändern wird? Vielleicht wird der DFB-Star, wenn er spricht, dann auch sagen, warum er sich gegen den Rekordmeister entschieden hat. War ihm die aufgezeigte sportliche Perspektive nicht überzeugend genug? Sah er seine beste Rolle als Zehner gefährdet, weil auch Musiala sich dort am wohlsten fühlt? Ging es vielleicht ums Geld? Egal.
Der FC Bayern steht nun erst einmal mit leeren Händen da. Vor allem Hoeneß muss sich als großer Verlierer fühlen, denn Wirtz war seit geraumer Zeit seiner Sehnsuchtsspieler. "Wenn ich einen Traum haben darf, dann würde ich sagen, dass Florian Wirtz zum FC Bayern muss", sagte er noch im Februar dem Portal t-online. Gemeinsam mit seinem alten Kompagnon Karl-Heinz Rummenigge hatte Hoeneß die alte Trickkiste geöffnet und alles getan, um den Spieler zu umwerben. Rummenigge hatte sich dabei sogar noch weiter aus dem Fenster gelehnt und Wirtz unausgesprochen über Musiala erhoben, das brachte dem ehemals weltmächtigen Funktionär scharfe Kritik ein.
Wer ist eigentlich "Chef de Mission"?
Ohnehin ist es so, dass sie im Verein offenbar nicht gänzlich einverstanden damit waren, wie sehr Hoeneß den Wechsel von Wirtz vorantrieb, mit seiner Rhetorik, aber auch mit angeblichen Treffen. Und die Familie Wirtz soll in diesem ganzen Theater, das medial engstmaschig begleitet worden war, bisweilen überrascht gewesen sein, wie sicher die Dinge mit dem FC Bayern schon gewesen sein. Das ganze Theater erinnerte in Grundzügen an die Trainersuche im vergangenen Jahr. Auch da war alles chaotisch, manches trügerisch sicher, ehe es sich zerschlug. Und so richtig wusste man auch nicht, wer jetzt "Chef de Mission" ist. Wie auch nun.
Was in dem Theater um Wirtz alles stimmte und was nicht, das lässt sich kaum noch auseinanderdividieren. Aber Hoeneß hatte es an seinem Tegernsee schon häufiger geschafft, Transfers für den FC Bayern zu drehen. Bei Wirtz hat das nun nicht geklappt.
FC Bayern schafft sich zweites Problem
Mit dem medial sehr intensiv begleiteten Flirt der Münchner hat sich der Verein ein zweites Problem geschaffen. Umworbene Spieler und abgebende Vereine wissen nun, welchen Kraftakt der FC Bayern finanziell bereit wäre zu stemmen, wenn er denn unbedingt will. Und dass er mit Blick auf die neue Saison auch muss, ist offensichtlich. Thomas Müller ist weg, sportlich ist das weniger relevant denn als Kitt für die Mannschaft. Wie es mit dem pokernden Leroy Sané weitergeht, weiß man nicht. Um nicht das Gesicht zu verlieren, muss der Verein eigentlich seiner Maxime treu bleiben und darf am vorliegenden Angebot nicht schrauben.
Was die Gefahr eines ablösefreien Wechsels in wenigen Wochen natürlich erhöht: Wie Sky aktuell berichtet, soll der türkische Meister Galatasaray Istanbul für Offensivstar Leroy Sané ein "offizielles Top-Angebot" vorgelegt haben. Demnach geht es dabei um ein Nettogehalt von über zehn Millionen Euro pro Jahr.
In der Offensive brauchen die Münchner dringend Verstärkung. Sie hatten sich Wirtz gewünscht und hoffen auf Spieler wie Michael Olise, der im vergangenen Sommer kam und von Sportvorstand Max Eberl zur Benchmark für künftige Einkäufe erhoben wurde. Und das alles in einem Spannungsfeld, in dem der FC Bayern versuchen muss, die Liste der gigantisch Gutverdienenden zu reduzieren. Und Eberl selbst ist auch so eine Personalie, die gelitten hat in diesem nun gescheiterten Transfer. Er ist doch eigentlich der Mann, der die Kaderfragen klären und lösen soll. Aber wie war seine Rolle im Wirtz-Poker, wenn doch fast alles über Hoeneß lief? Über Eberl gibt es seit Monaten immer wieder Berichte, dass er intern kritisch gesehen werden soll. Er selbst reagiert darauf entspannt. Aber eine Frage bleibt: Werden ihm die ganz großen Transfers nicht zugetraut?
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke