Endlich ist es offiziell. Trainer Xabi Alonso wechselt bereits im Juni zu Real Madrid. Der 43-Jährige hatte erst im frühen Mai seinen Abschied von der Werkself bestätigt. In der spanischen Hauptstadt erwartet ihn bei seiner erst zweiten Station eine monumentale Aufgabe.

Xabi Alonso übernimmt Real Madrid. Der 43-jährige Fußball-Meistertrainer von Bayer Leverkusen wird bei den Königlichen bereits im Juni bei der Klub-WM an der Seitenlinie stehen. Er ersetzt den italienischen Rekordtrainer Carlo Ancelotti, der mit seinem Wechsel zur Seleção nach Brasilien beim Krisen-Klub aus der spanischen Hauptstadt den Platz für einen Neustart freigemacht hatte.

Der Spanier hat einen Vertrag bis Ende Juni 2028 unterzeichnet, teilte Real Madrid mit. Sein noch bis 30. Juni 2026 gültiger Vertrag in Leverkusen wird vorzeitig zum 31. Mai aufgelöst. Der Bundesliga-Klub erhält für ihn eine Ablösesumme in bislang unbekannter Höhe. Spanische Medien hatten zuletzt über rund 10 Millionen Euro spekuliert. Real bezeichnete Alonso in einer Mitteilung als "eine der größten Legenden von Real Madrid und des Weltfußballs" und schrieb: "Jetzt kehrt er als einer der besten Trainer der Welt zu Real Madrid zurück." Der nun ehemalige Leverkusener hatte von 2009 bis 2014 für Real gespielt und holte die Champions League sowie die spanische Meisterschaft.

Am Montag um 12.30 Uhr wird Alonso in einer Zeremonie in Madrid als neuer Trainer vorgestellt. Zuvor empfängt ihn Reals Präsident Florentino Pérez zur Unterzeichnung des Vertrags.

Der Leverkusener Jürgen Klopp

Alonso hatte sich am 33. Spieltag der Saison 2024/2025 vor dem 2:4 gegen Borussia Dortmund erstmals von den Anhängern von Bayer Leverkusen verabschiedet und war nach dem 2:2 in Mainz am letzten Spieltag mit einem Ewigkeitsrekord im Gepäck aus der Bundesliga verschwunden. Seine Mannschaft blieb in zwei aufeinanderfolgenden Spielzeiten in Auswärtsspielen ungeschlagen. Einmalig in der langen Geschichte der Liga.

Einmalig. Damit kannte Alonso sich in Deutschland ohnehin aus. Auf seiner ersten Trainerstation im Profigeschäft hatte der Spanier das eigentlich Unmögliche geschafft und aus dem seit Jahrzehnten als "Vizekusen" bekannten Klub ein nahezu unbesiegbares Gebilde gebaut. In einer denkwürdigen Saison 2023/2024 war Leverkusen national in Pokal und Liga unbesiegt geblieben und hatte erstmals die Meisterschale erobern können. Das, eine Saison ohne Niederlage, hatte es in der Liga noch nie gegeben. Nicht einmal der FC Bayern hatte das geschafft.

In nicht einmal drei Jahren wurde aus einem Trainer eine lebende Legende. Alonso hatte den Klub im Oktober 2022 vom vorletzten Tabellenplatz übernommen und alsbald an die Spitze des deutschen und beinahe auch des internationalen Fußballs katapultiert. Den Sieg in der UEFA Europa League verpasste die Werkself durch die einzige Saisonniederlage im Mai 2024 im Finale gegen Atalanta Bergamo.

"Dieser Verein bleibt für immer in meinem Herzen", hatte Alonso bei seinem Abschied gesagt. In Leverkusen selbst wird er eine klaffende Wunde hinterlassen, die in der jüngeren Geschichte des deutschen Fußballs nur mit der bei Borussia Dortmund nach dem Abgang von Jürgen Klopp vergleichbar ist. Alonsos Nachfolger steht vor einer riesigen Aufgabe. Sein Name ist aktuell noch nicht bekannt.

Real Madrid im Krisenmodus

Alonso kehrt nun also mit seinem Wechsel zu Real Madrid an den Ort zurück, an dem er als Spieler zwischen 2009 und 2014 große Erfolge feierte. Er stand in beinahe 300 Pflichtspielen auf dem Platz. Neben einem Champions-League-Titel (2014) sammelte er noch eine spanische Meisterschaft und zwei Siege im spanischen Pokal ein. In diese Zeit fällt auch der Gewinn der Weltmeisterschaft im Jahr 2010 und der Erfolg bei der EM in Polen und der Ukraine im Jahr 2012 mit der spanischen Nationalmannschaft.

Der Rückkehrer übernimmt Real Madrid in Krisenzeiten. Sie enttäuschten in Liga, Pokal und Champions League, in der sie bereits im Viertelfinale klar an Arsenal gescheitert waren und ihren Titel aus dem Vorjahr sang- und klanglos herschenkten. Die Königlichen konnten in der abgelaufenen Spielzeit nie den Verlust der ordnenden Hand von Toni Kroos ersetzen. Der hatte seine Vereinskarriere nach dem Sieg im Finale der Champions League gegen Borussia Dortmund beendet. Wenig später endete mit dem Viertelfinale-Aus bei der Heim-EM gegen Spanien nach insgesamt 114 Länderspielen auch seine Karriere im DFB-Dress.

Abdriften in Verschwörungstheorien

Für Real wog nicht nur der Abgang von Kroos schwer. Es gesellten sich zahlreiche Verletzungen dazu, wie die von Daniel Carvajal, dessen Saison früh mit einem Kreuzbandriss endete. Mit dem ausbleibenden sportlichen Erfolg ging ein Abdriften des Vereins in Verschwörungstheorien. Alle hatten sich gegen Real gewendet. Bereits im Oktober sah sich der Klub genötigt, den Ballon d'Or zu boykottieren. Der Grund: Vinicus Jr. wurde nicht zum besten Spieler des Jahres gewählt. Im Nachgang kritisierte Präsident Florentino Pérez das Wahlsystem trotzig als "unfair".

Als "unfair" und noch viel schlimmer empfanden die Bosse von Real Madrid dann die Schiedsrichterleistungen in der heimischen Liga. Sie begannen etwas, was sogar das seriöse Fachmagazin "Kicker" im Nachgang als "Hetzjagd auf das spanische Schiedsrichterwesen" bezeichnete. Die Königlichen steigerten sich in einen derartigen Wahn, dass sie vor dem verlorenen Pokalfinale gegen den FC Barcelona nach der Ansetzung von Schiedsrichter Ricardo de Burgos Bengoetxea offenbar sogar einen Boykott erwogen.

Als das Spiel dann in der Verlängerung in Richtung Barcelona kippte, sorgte DFB-Star Antonio Rüdiger für einen riesigen Skandal. Der bereits ausgewechselte Verteidiger bewarf erst den Schiedsrichter, war dann kaum zu bändigen und kassierte im Anschluss eine Sperre, die bis in die neue Saison hineinreicht. Aktuell fällt er wegen einer Knie-OP aus.

Kroos bleibt optimistisch

Für Alonso wird es auch darum gehen, in der kommenden Spielzeit nicht erneut vier Niederlagen im Clásico gegen Barcelona zu kassieren. Die Mannschaft von Supertrainer Hansi Flick hat in der nun endenden Saison mit ihrem spektakulären Offensivfußball weltweit für sich werben können und das "weiße Ballett" aus der spanischen Hauptstadt in den Hintergrund gedrängt.

"Wenn du im Sommer schlau handelst", sagte der ehemalige Taktgeber Kroos kürzlich in seinem Podcast, "wird Real ganz schnell wieder da sein, wo sie die letzten Jahre waren und hingehören." Dieses Selbstverständnis des Rekordgewinners der Champions League war in der abgelaufenen Spielzeit unter Verletzungen und Verschwörungstheorien verschütt gegangen, es ist an Alonso dies nun wieder freizulegen und die Königlichen zurück an die nationale und internationale Spitze zu führen.

Der 43-Jährige hat direkt in seinen ersten Wochen die Gelegenheit dazu. Anders als der Rivale aus Katalonien geht es für Real Madrid ab Mitte Juni in den USA um die erstmalig ausgespielte FIFA Klub-WM. In ihrer Vorrundengruppe H treffen die Spanier auf den saudischen Vertreter Al-Hilal, auf Pachuca aus Mexiko und RB Salzburg, die österreichische Dependance des Red-Bull-Konzerns.

"Ich mag ihn sehr gerne", sagte der scheidende Real-Trainer Ancelotti über seinen Nachfolger. "Aber ich habe ihm keine Ratschläge zu erteilen, denn er hat alle Voraussetzungen, um in Zukunft ein großer Trainer zu sein." Das muss Alonso nun beweisen.

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