Florian Wirtz und der FC Bayern: Die Säbener Straße ist keine gute Adresse mehr
Die Fußballer von Bayer Leverkusen standen zwar nicht auf dem Rasen, als am Samstagabend im Berliner Olympiastadion das DFB-Pokalfinale angepfiffen wurde, doch einer ihrer Spieler war das beherrschende Thema: Florian Wirtz.
Rudi Völler, Sportdirektor der deutschen Nationalmannschaft, sagte mit der ihm eigenen Vorliebe zur Verniedlichung, er wünsche sich, dass Wirtz "noch ein Jährchen" in Leverkusen bleibe, um dort das ein oder andere Törchen zu schießen. Julian Nagelsmann war da schon auf einem anderen Nachrichtenstand. Angesprochen auf den mutmaßlich bevorstehenden Wechsel von Wirtz zum FC Liverpool sagte der Bundestrainer, der englische Meister biete ein "tolles Umfeld" und sei ein "super Klub". Zudem könne Wirtz in Liverpool "auf seiner Position spielen", nämlich im zentralen offensiven Mittelfeld.
Mit der Einlassung des Bundestrainers hat der Transfer von Wirtz an die Anfield Road etwas nahezu Amtliches bekommen. Die Verständigung der Klubs über die Ablösesumme steht noch aus, aber dem Vernehmen nach ist Liverpool bereit, bis zu 150 Millionen Euro zu zahlen. Das entspräche der Summe, die Leverkusens Geschäftsführer Fernando Carro zuletzt öffentlich aufgerufen hatte.
Der Traum von Uli Hoeneß bleibt unerfüllt
Klar ist nun auch, dass Wirtz nicht zum FC Bayern gehen wird, der ebenfalls um den 29-maligen Nationalspieler geworben hatte. Vor allem die Aufsichtsräte Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge hätten Wirtz gern in München gesehen. Hoeneß, eigentlich nicht zu pathetischen Worten neigend, hatte sogar gesagt: "Wenn ich einen Traum haben darf, dann würde ich sagen, dass Florian Wirtz zum FC Bayern muss."

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Dieser Traum ist aus, und für die Bayern bedeutet dies eine weitere schwere Niederlage auf dem Transfermarkt. Ihre Anziehungskraft für begabte Nachwuchskräfte schwindet zunehmend – das ist die Erkenntnis des missglückten Wirtz-Wechsels. Schon seit drei, vier Jahren gelingt es den Bayern nicht mehr, die besten Talente der Liga an die Säbener Straße zu lotsen: 2022 ging Erling Haaland von Borussia Dortmund zu Manchester City, 2023 verließ Jude Bellingham den BVB, um sich Real Madrid anzuschließen, 2024 entschied sich Dani Olmo (RB Leipzig) für den FC Barcelona und gegen den FC Bayern.
Florian Wirtz wäre eine lohnende Investition für den FC Bayern gewesen
Und nun also auch Florian Wirtz. Für die Münchener hat das weitreichende wirtschaftliche Konsequenzen – mal abgesehen davon, dass sie in ihrem nicht allzu kleinen Ego gekränkt sein dürften. Sie sind gezwungen, weiterhin Transfers nach dem Harry-Kane-Muster zu tätigen. Als Kane im Sommer 2023 von Tottenham zu den Bayern wechselte, war er 29 Jahre alt und kostete kolportierte 100 Millionen Ablöse. Sein Vertrag läuft am 30. Juni 2027 aus, Kane wird an diesem Tag 33 Jahre und elf Monate alt sein. Sein Marktwert wird dramatisch gesunken sein, auf einen einstelligen Millionenbetrag mutmaßlich.
Mit der Verpflichtung von Florian Wirtz hingegen hätten die Bayern noch ein Geschäft machen können: Er ist erst 22 Jahre alt, für Wirtz wird es auch in vier oder fünf Jahren einen Markt geben, wenn seine Entwicklung weiter so voranschreitet. Einen Großteil der 150 Millionen Ablöse, die jetzt zu zahlen wären, womöglich sogar mehr, hätten die Münchener bei einem Transfer vor Vertragsende wieder vereinnahmen können.

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Dass Wirtz nun in die Premier League wechselt, schmerzt die Bayern, aber für die Bundesliga insgesamt muss das nicht zwingend einen Verlust bedeuten. Was wäre das für ein FC Bayern gewesen mit Wirtz, Musiala, Kane und Olise? Eine Offensive, zu stoppen von keiner Abwehr in Deutschland. Die Bundesliga wäre zurück in ihren alten Modus verfallen, wonach die Münchener immer Meister werden – außer es passiert mal ein Unfall wie in der vergangenen Saison.
Zudem: Florian Wirtz ist nicht aus der Welt. Er spielt weiterhin für die deutsche Nationalmannschaft und soll sie – darauf setzen jedenfalls Rudi Völler und Julian Nagelsmann – mit seinen Pässchen und Törchen 2026 zum WM-Titel führen.
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