Paris St. Germain verweigert Inter Mailand die Teilnahme am Finale
Inter Mailand hat ein erfahrenes Team. Doch das, was an diesem Samstagabend passiert ist, hat diese Mannschaft noch nicht erlebt. Im Champions-League-Finale bekommen die Italiener gegen Paris St. Germain keinen Fuß auf den Boden.
Paris St. Germain begann das Spiel gleich mit einem Trick. Wobei, ist Trick wirklich das richtige Wort? Eher nicht. Der höchst seltsam anmutende Anstoß der Franzosen ist ja mittlerweile bekannt. Das sonst so passsichere Star-Ensemble semmelte den Ball also auch an diesem Samstagabend wie gewohnt ganz weit nach vorne und dort ins Seitenaus. Sofort rückte die Mannschaft nach und setzte den Gegner, setzte Inter Mailand, unter Druck.
Es passierte (noch) nichts. Inter konnte sich befreien. Es war ein seltener Moment. Denn was in den folgenden 90 Minuten geschah, hatte die Welt noch nicht gesehen. Die Mailänder wurden im Finale der Champions League historisch hergespielt, verloren 0:5. Ein so deutliches Ergebnis hatte es im Kampf um Europas Fußball-Krone noch nicht gegeben. Und wohl selten auch so viel Ratlosigkeit.
"Wir waren in vielen Punkten einfach zu schlecht, das tut weh", befand Torwart Yann Sommer. "Warum? Das ist schwer zu erklären, das werden wir uns in den kommenden Wochen noch häufiger fragen." Dabei seien sie, so betonten sie, von ihrem Trainer Simone Inzaghi richtig gut auf dieses Spiel eingestellt worden. Doch es waren offenbar Worte, deren Inhalt durch die Köpfe seiner Spieler flitzte, ohne dort einen Ankerpunkt zu finden.
Das Spiel ihres Lebens
Inter durfte in diesem Finale einfach nicht mitspielen. Sie schauten zu, während sie nach etwas suchten, um sich aufzubäumen. Sie fanden es nicht. Es ging einfach alles viel zu schnell. Das von Katar seit über einem Jahrzehnt mit fast zwei Milliarden Euro gefütterte Paris St. Germain war an diesem Abend so hungrig wie nie. Und auf diesem Beutezug waren sie nicht zu bremsen. Sie spielten vielleicht das Spiel ihres Lebens.
Ganz besonders Désiré Doué. Der 19-Jährige könnte das nächste Weltwunder im Fußball werden. Neben Lamine Yamal vom FC Barcelona. Womöglich prägen diese beiden Ausnahmespieler die nächsten Jahre, vielleicht eine ganze Dekade oder mehr. Doué bringt alles mit und brachte das ausgerechnet in München auf den Rasen. Vor den Augen von Uli Hoeneß, der mit gelb beglaster Brille auf der Tribüne saß.
Es müssen ein paar Stiche ins Herz gewesen sein für den großen Mann des FC Bayern. In seinem Wohnzimmer wurde der Henkelpott ausgespielt und Paris gewann ihn, weil Doué, den der FC Bayern im vergangenen Sommer beinahe bekam, magische Dinge der Einfachheit anstellte. Der ehemalige Stürmer von Stade Rennes entschied sich 2024 jedoch knapp gegen die Bundesliga und für die Ligue 1. PSG soll unter anderem auch das bessere Ablöse-Angebot gemacht haben. Für dem Vernehmen nach 50 bis 60 Millionen Euro kam der Deal zustande.
Nach zwölf Minuten war der Flügelstürmer vom genialen Vitinha brillant freigespielt worden, er stand alleine im Strafraum. Und dann machte er Dinge, die jahrelang untypisch für PSG waren, er zimmerte nicht drauf, sondern legte quer. Zu Achraf Hakimi, der den Ball gegen sein Ex-Team ohne jede Mühe über die Linie drückte. Er war der einzige Pariser, der sich in diesem Moment nicht extrovertiert freute. Er hatte mit Inter große Momente erlebt und hielt sich aus Respekt zurück. Er hob fast schon entschuldigend die Hände in Richtung der Mailänder Fans.
Das 2:0 darf niemals so passieren
Es war der letzte Moment der Zurückhaltung von Paris, die nun völlig entfesselt waren. Sie pfiffen auf all das Geschwätz, dass sie in diesem Finale womöglich noch zu grün hinter den Ohren sind, dass ihnen der Gegner die geballte Erfahrung der alten Schlachtrösser entgegenwerfen würde. Paris griff an und es war eine wahre Freude, eine unbändige Spielfreude. Ohne Superstars, mit einem Kollektiv, das große Träume befeuert. "Wir haben Geschichte geschrieben und das ist erst der Anfang", versprach Doué. Der Traum von einer Ära lebt. Vor allem bei den international umstrittenen Investoren aus Katar wird das gut ankommen (wie Sie hier nachlesen können).
Nach 20 Minuten stand es 2:0. Inter hat Einwurf tief in der Hälfte der Franzosen. Nicolo Barella will eine Ecke rausholen, aber der Ball wird von William Pacho geklärt, der Konter läuft über Ousmane Dembélé, den neuen Anführer der Mannschaft. Auch er tut untypische Dinge, auch er stellt sein Ego ganz weit weg und legt den Ball auf überragende Weise mit einem Chip auf die andere, rechte Seite. Dort ist wieder Doué, 2:0. Sein Schuss wird vom äußerst unglücklich spielenden Federico Dimarco unhaltbar für Sommer abgefälscht. Paris St. Germain läuft füreinander, kämpft füreinander und spielt miteinander. Paris St. Germain ist die beste Mannschaft (!) in Europa.
Inter Mailand war geschlagen. Diese Erkenntnis legte sich früh über die Münchner Arena, in der die Italiener vor wenigen Wochen ihre erstaunliche Resilienz gegen den FC Bayern im Viertelfinale gezeigt hatten. Ehe sie eine Runde später den FC Barcelona von Supertrainer Hansi Flick entzauberten, in zwei magischen Nächten, die es in der Champions League so noch nicht gegeben hatte. Inter hatte alles, um den Pott zu gewinnen. Und zeigte an diesem Samstagabend nichts. Hakan Çalhanoğlu bekam keinen Zugriff im Mittelfeld, in dem Vitinha herrschte, mit seinen fleißigen Nebenleuten Fabian und Joao Neves. Sie webten Spinnennetze, in denen sich Inter verfing und verzweifelt gegen das Gefressenwerden strampelte. Ganz 16 Minuten hatte Inter in dieser Champions-League-Saison hinten gelegen. Nun zerbrachen sie, überbüffelt von wild gewordenen Parisern.
"Diese Niederlage schmerzt so sehr"
Paris ließ nicht locker. Nie. Bis zum Ende nicht. Auch, als das Spiel entschieden war, rannte die Mannschaft nach vorne. Sie schoss das 3:0 durch Doué, sie schoss das 4:0 durch Khvicha Kvaratskhelia und auch noch das 5:0 durch Senny Mayulu. Inter fiel vor den Augen der Welt auseinander und die heimische Presse war gewohnt gnadenlos in ihrem Urteil: "PSG demütigt Inter, für Mailand wird das Finale zu einer Katastrophe", titelte der "Corriere dello Sport". Für "La Repubblica" ist es schlicht eine "Vernichtung" Inters.
Eine große Saison endet bislang ohne Titel, vielleicht gibt es noch einen bei der Klub-WM? Danach scheint aber das Ende des Teams besiegelt. Torwart Sommer ist 36, ob er in seiner Karriere noch einmal die Chance auf den Henkelpott bekommt? Gleiches gilt für den unverwüstlichen Francesco Acerbi (37), für Henrikh Mkhitaryan und Marko Arnautovic (beide 36). Es sind so viele Spieler schon jenseits der 30, es ist eine Mannschaft ohne Zukunft.
Und die ist auch von Simone Inzaghi noch nicht geklärt. Dem Trainer liegen herausragende Angebote vor, sagte er zuletzt, als die Gerüchte immer lauter verhandelt wurden. Unter anderem aus Saudi-Arabien. Al-Hilal soll ihn mit über 50 Millionen Euro Gehalt locken, aber tauscht er wirklich große Ambitionen gegen großes Geld? In den nächsten Tagen soll alles entschieden werden.
"Diese Niederlage schmerzt so sehr. Es ist eine große Enttäuschung, ein Tiefpunkt", sagte Inzaghi "verbittert". Sein Team sei "zu müde" gewesen: "Paris war immer schneller am Ball. Ich habe den Jungs trotzdem gedankt, auch wenn wir in dieser Saison keinen Titel gewonnen haben." Über die Dinge, die nun kommen, wollte er nicht reden. "Die Enttäuschung ist zu groß, um mir Gedanken zu machen um meine Zukunft. Ich finde es sinnlos, heute über die Zukunft von Inzaghi zu sprechen", betonte der Inter-Coach.
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