Kurz vor der Krönung fliegt Draisaitl noch immer unter dem Radar
Leon Draisaitl stand genau dort, wo er im Überzahlspiel immer steht, und machte genau das, was er am besten kann. Deutschlands bester Eishockeyspieler nahm den Puck am langen Pfosten im Powerplay direkt und drosch ihn ins Tor der Florida Panthers. Sein Treffer zum 4:3 in der Verlängerung bescherte seinen Edmonton Oilers den ersten Sieg im Stanley-Cup-Finale und brachte den Stürmer wieder einen Schritt näher, seinen großen Traum zu verwirklichen – endlich den Stanley Cup zu gewinnen, die wichtigste Trophäe im Eishockey.
Persönliche Auszeichnung hat der 29-Jährige in den vergangenen Jahren sehr viele gesammelt. Als erster Deutscher überhaupt wurde er 2020 zum „wertvollster Spieler“ der NHL gekürt. Im selben Jahr wurde Draisaitl Sportler des Jahres in Deutschland - was kaum einem Mannschaftssportler gelingt. In den vergangenen vier Spielzeiten knackte er jeweils die magische Marke von 100 Scorerpunkten. Mit 52 Toren in nur 71 Spielen wurde er in dieser Saison Torschützenkönig der NHL. Aber den 16 Kilogramm schweren Stanley Cup stemmte er bislang noch nie in die Höhe.
„Für den Titel würde ich alle persönlichen Erfolge hergeben“, sagt Draisaitl. Dies bewies der Stürmer besonders in der zweiten Runde gegen die Las Vegas Knights, als Draisaitl sich gegen die Top-Sturmreihe des Gegners in der Defensive aufrieb und es so seinen Mitspielern ermöglichte, offensiv zu glänzen. Eine Eigenschaft, die in den vergangenen Jahren nicht gerade zu seinen Spezialitäten auf dem Eis gehörte.
Draisaitl spielte die letzte Finalserie mit Verletzung
Vor einem Jahr hatten die Oilers schon eine Hand am Cup. Aber das Team verlor mit einem verletzten Draisaitl, der sich über das Eis schleppte und kaum schießen konnte, eine dramatische Finalserie 3:4 gegen Florida. Die Oilers verloren die ersten drei Spiele, glichen die Serie dann aus, um die entscheidende Partie in Florida 1:2 zu verlieren.
Jetzt hat Edmonton die Möglichkeit auf Revanche und könnte dabei von einem Heimvorteil profitieren. Nach dem zweiten Spiel wechselt die Serie für zwei Partien zu den Panthers in den Sonnenstaat. Viele Beobachter rechnen, unabhängig vom Ausgang der zweiten Partie, mit einem ähnlich knappen Finale wie in der vergangenen Saison. Ein mögliches entscheidendes siebtes Spiel der Finalserie würde in Kanada stattfinden. „Natürlich ist es schön, die Chance zu haben, sich zu rächen“, sagt Draisaitl.
Der gebürtige Kölner, der zum Saisonhöhepunkt fit und in Topform ist, tut alles dafür. Nach einer überragenden Saison steigerte er seine Leistung in den Play-offs nochmals. Mit seinem kongenialen Sturmpartner Connor McDavid führt er die Playoff-Scorerlliste mit deutlichem Vorsprung an. In den bisherigen 17 Spielen erzielte er neun Tore und gab 18 Vorlagen.
„Was Leon in Edmonton leistet, ist unglaublich. Er hat diese Saison elf Spiele verpasst und trotzdem die meisten Tore in der Liga geschossen, das ist überragend. Zusammen mit seinem Sturmpartner Connor McDavid hebt er das Spiel auf ein anderes Level“, sagt Eishockey-Nationaltorwart Phillip Grubauer, der in der NHL für die Seattle Kraken spielt, im Gespräch mit WELT AM SONNTAG.
„Ich will gewinnen und werde alles dafür tun“
Draisaitl ist ein Ausnahme-Spieler, der seit Jahren zu den Besten unter den Besten zählt – ein Superstar in Nordamerika. Doch wohl kaum ein Spitzensportler fliegt in Deutschland so unter dem Radar wie der Weltklasse-Stürmer. „Leon könnte in Berlin wahrscheinlich in einem Café ganz entspannt etwas trinken, ohne dass er erkannt wird“, sagt Grubauer.
Ein Zustand, der dem als sehr bodenständig geltenden Draisaitl wohl ganz recht sein dürfte. Von der Popularität eines Dirk Nowitzki etwa, der in den USA mit dem Gewinn des NBA-Titels zur Basketball-Legende wurde, ist Draisaitl in Deutschland noch weit entfernt. Der Gewinn des Stanley Cups dürfte den Abstand zumindest ein wenig verkürzen. „Ich will gewinnen und werde alles dafür tun. Meine Statistiken sind für mich zweitrangig, solange wir das Team sind, das am Ende übrig ist“, sagt Draisaitl.
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