Ter Stegen braucht ein Fußball-Wunder und sorgt für Ärger
Nächster Rückschlag für Marc-André ter Stegen ein Jahr vor der Fußball-WM: Der Nationaltorhüter muss sich am Rücken operieren lassen und fällt drei Monate aus. Mögliche Auswege aus seiner Degradierung beim FC Barcelona bieten sich vorerst nicht mehr.
Eine Sache dürfte seit diesem Donnerstag in Stein gemeißelt sein: Marc-André ter Stegen wird den FC Barcelona in diesem Sommer nicht verlassen. Er selbst hatte das eh nicht vor, aber der Klub wäre den Torwart schon gerne losgeworden. In einem unwürdigen Schauspiel war der 33-Jährige zur Nummer drei degradiert worden, hinter Neuzugang Joan Garcia und hinter Wojciech Tomasz Szczęsny, der ihn in der vergangenen Saison schon vertreten hatte, als ter Stegen bereits lange ausfiel. Dieses Szenario wiederholt sich nun, unter anderen Voraussetzungen. Ter Stegen unterzieht sich einer Rücken-OP. Drei Monate soll es dauern, bis er wieder fit ist.
Das verkündete er via Social Media selbst. Sein Klub fand das offenbar gar nicht gut. Barcelona soll sogar sauer auf den Keeper sein, wie die Zeitung "Sport" berichtet. Der Grund: Bei einer langwierigen Verletzung kann ein Verein in Spanien 80 Prozent des Gehalts des ausgefallenen Spielers nutzen, um andere Spieler zu registrieren. Der FC Barcelona hat davon sogar schon Gebrauch gemacht. Als langwierige Verletzung gilt der "Sport" zufolge aber erst eine Ausfallzeit von mindestens vier Monaten. Die Katalanen informierten erst deutlich nach ter Stegens persönlicher Botschaft auf ihren Kanälen über die anstehende Operation.
Jordi Ardèvol, von 1990 bis 2006 in der medizinischen Abteilung von ter Stegens FC Barcelona und drei Jahre deren Chef, rechnet mit einer "etwas komplexeren" Genesungsphase. Der Mediziner verwies bei Radio Catalunya darauf, dass eine Rücken-OP für Torhüter komplizierter sei als für Feldspieler. Ardèvol gehört der medizinischen Kommission der spanischen Liga an, die nach der OP eine Ausfallprognose abgibt.
Neuer Kampf im deutschen Tor
Was dann passiert, das weiß niemand. Drei Monate, das bedeutet eine Rückkehr Ende Oktober, vielleicht erst Anfang November. Dann läuft die neue Saison schon eine ganze Weile und viele Dinge werden sich bis dahin geklärt haben. Etwa die Frage, ob Barça mit seiner Keeper-Entscheidung glücklich ist. Ob Garcia die Erwartungen erfüllt, die ihn als neue Nummer eins, als Nachfolger des starken Szczęsny und des ewigen ter Stegen, natürlich begleiten. Der deutsche Keeper kann nichts tun, nicht mal Druck ausüben. Er kann nur gesund werden.
Und hoffen. Hoffen, dass sich in den ersten Monaten der Saison irgendein Wunder auftut, dass ihn wieder zur Stammkraft macht. Denn die muss er sein, wieder werden, wenn er seinen großen Traum nicht noch weiter gefährden will. Er will Deutschland endlich beweisen, dass er ein Torwart ist, der große Titel gewinnen kann. Zwölf Jahre nach dem WM-Triumph von Brasilien will Bundestrainer Julian Nagelsmann mit dem DFB-Team reüssieren. Im vergangenen Jahr rief er offensiv auf, dass er den Titel beim Turnier in den USA, in Mexiko und Kanada im Blick habe. Ter Stegen war als Nummer eins fest eingeplant. Und wie gut war er beim Finalturnier der Nations League in Form: Die Paraden-Show, die er etwa gegen Frankreich zeigte, war atemberaubend.
Und nun? Sechs Spiele in der WM-Qualifikation stehen in diesem Jahr noch an. Die Gegner heißen je zweimal Slowakei, Nordirland und Luxemburg. Los geht’s im September, Mitte November steht der letzte Länderspiel-Block des Jahres an. Es ist sehr wahrscheinlich, dass ter Stegen kein einziges Spiel bestreitet. Sportlich wird da nichts anbrennen. Denn Nagelsmann hat vernünftige Alternativen. Oliver Baumann oder Alexander Nübel werden den Status der vorübergehenden Nummer eins unter sich ausfechten. Aber womöglich geht’s um mehr?
Ter Stegen kann Nagelsmann nichts anbieten
Spielpraxis ist für den Bundestrainer eines der höchsten Güter. Ein eingespieltes Team ebenfalls. Ter Stegen kann auf absehbare Zeit beides nicht bieten. Ein möglicher Ausweg aus der Misere: das Wintertransferfenster. Oder aber gravierende Formkrisen und schwere Verletzungen seiner Rivalen in Barcelona. Das aber kann man sich als Sportsmann eigentlich nicht wünschen. Also: Wintertransferfenster. Aber wer nimmt dann einen 33-Jährigen, der in seiner Karriere häufiger mit schweren Verletzungen zu kämpfen hatte und (wahrscheinlich) ohne jede Praxis ist? Vermutlich nur ein Krisenklub oder einer, der ebenfalls eine schwer verletzte Stammkraft ersetzen muss.
Zuletzt waren einige große Klubs genannt worden. Als Top-Option war Manchester City im Verteiler. Auch der Stadtrivale United galt den hiesigen Gerüchteküchen zufolge als interessiert, Galatasaray Istanbul ebenfalls oder auch die AS Monaco. Das alles hat sich nun überholt. Was der Winter bringt? Da ist reichlich Konjunktiv dabei. Auf den aber kann weder ter Stegen setzen noch der Bundestrainer. Seit diesem Donnerstag scheint klar: Nur ein kleines Fußballwunder kann dem Keeper helfen, seinen großen Traum im kommenden Sommer zu retten.
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