Die 39 Prozent Zoll auf Schweizer Produkte, die künftig in die USA exportiert werden, sind ein schwerer Schlag für die Schweizer Wirtschaft. Christoph Mäder als Präsident des bedeutendsten Schweizer Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse sagt schmerzhafte Veränderungen voraus, falls es so bleibt.

SRF News: Was lief schief bei den Verhandlungen?

Christoph Mäder: Ich würde mich hüten, Vorwürfe zu machen. Die Schweiz hat tatsächlich gut verhandelt und hatte eine gute Lösung. Ich glaube nicht, dass man feststellen muss, dass etwas schiefgelaufen ist; das Problem heisst Donald Trump.

Die Schweiz hatte doch ein freundschaftliches Verhältnis mit den USA?

Das kann man sagen. Deshalb ist es unverständlich, warum die Schweiz so abgestraft wird, warum die Schweiz eine so viel schlechtere Behandlung im Vergleich mit unseren Nachbarländern und mit unseren Konkurrenten erfährt. Es gibt keine Erklärung dafür.

Economiesuisse schreibt in einer Mitteilung, die Zölle seien eine sehr ernsthafte Belastung?

Die Schweiz ist ein stark exportorientiertes Land. Wenn sich nun der amerikanische Kunde überlegen muss, ob er 39 Prozent mehr bezahlen will, dann sucht er eine billigere Variante, oder er schiebt den Kauf auf. Nehmen wir beispielsweise eine Schweizer Uhr, die kauft er schliesslich nicht, weil sie zu teuer ist.

39 Prozent Zoll machen jede Diskussion zwischen Kunde und Lieferant schwierig.

Welche drei Branchen sind am meisten betroffen?

Die Uhrenindustrie wird sicher massiv betroffen sein. Auch Swissmem, die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie, ist auf Export ausgerichtet. 39 Prozent Zoll machen jede Diskussion zwischen Kunde und Lieferant schwierig. Auch die Lebensmittelbranche wird betroffen sein. Vor allem die kleineren und mittleren Betriebe werden trifft es am stärksten.

Legende: Christoph Mäder von der Economiesuisse: «Ich bin zuversichtlich, dass der Bundesrat versucht, mit Verhandlungen weiterzukommen.» Keystone/Ennio Leanza

Der Bundesrat drückt nun sein Bedauern aus, er habe höflich verhandelt und viel angeboten. Müsste er jetzt andere Saiten aufziehen, etwa mit Gegenzöllen drohen?

Die Landesregierung braucht in ihren Medienmitteilungen nie drastische Worte. Ich bin zuversichtlich, dass der Bundesrat versucht, mit Verhandlungen weiterzukommen. Ob es gelingt, ist unsicher. Gegenmassnahmen sind keine gute Idee. Die Schweiz ist schlicht zu klein und zu unbedeutend, um eine Drohkulisse aufzuziehen. Wenn die EU mit Gegenmassnahmen liebäugelt, ist dies eine andere Dimension.

Wir müssen uns gut überlegen, wer unsere verlässlichen Partner sind.

Werden diese Zölle einen Einfluss auf die Diskussionen um die EU-Verträge haben?

Das ist gut möglich. Ich plädiere schon seit längerem dafür, die geopolitischen und auch wirtschaftspolitischen Veränderungen sehr genau anzuschauen. Die Machtverhältnisse verschieben sich, die Allianzen verschieben sich. Wir müssen uns gut überlegen, wer unsere verlässlichen Partner sind.

Einige Unternehmen werden nicht mehr in die USA exportieren können, das bringt existentielle Gefahren mit sich.

Was wird sich in der Schweizer Wirtschaft verändern?

Der Druck, Produktionen in die USA zu verschieben, wird massiv zunehmen. Viele Unternehmen prüfen bereits ihre Möglichkeiten. Einige Unternehmen werden nicht mehr in die USA exportieren können, das bringt existentielle Gefahren mit sich.

Ist die Schweizer Wirtschaft heute noch dieselbe wie gestern?

Heute noch, ja. Aber wenn diese 39 Prozent Zoll auf Exporten in die USA bestehen bleiben, dann werden sich deutliche, schmerzhafte Veränderungen einstellen. Diese wollen wir alle nicht.

Das Gespräch führte Karoline Arn.

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