Vor dem Treffen von Trump und Putin zum Ukraine-Krieg versuchen die Europäer, noch Einfluss zu nehmen. Ihre Sorge ist, dass eine Verständigung zwischen den beiden Großmächten zu Lasten Kiews geht - und zu ihren eigenen.

Dieses Treffen am Freitag, sagt NATO-Generalsekretär Mark Rutte, werde ganz wichtig sein. Da werde man sehen, wie ernst es Russlands Präsident Wladimir Putin damit meint, diesen furchtbaren Krieg in der Ukraine zu einem Ende zu bringen.

Was man jetzt schon sieht: Europa muss viele Hebel in Bewegung setzen, um überhaupt gehört zu werden. Treffen der Koalition der Willigen in Großbritannien, Telefonate mit dem amerikanischen Präsidenten Donald Trump und Sondersitzungen in Brüssel gehören dazu.

Frontverlauf soll Startpunkt von Verhandlungen sein

Am Wochenende haben sich sechs europäische Regierungschefs und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit einer gemeinsamen Erklärung in die Vorbereitung des Alaska-Gipfels eingeschaltet. Darin bekräftigen sie unter anderem, dass internationale Grenzen nicht durch Gewalt verändert werden dürften.

NATO-Chef Rutte wischt diese Frage im US-amerikanischen Fernsehen dagegen nicht kategorisch vom Tisch, sondern versucht sich an einem pragmatischen Weg: "Wenn es vielleicht in einer zukünftigen Vereinbarung dazu kommt, anzuerkennen, dass Russland faktisch einen Teil des ukrainischen Gebietes kontrolliert, dann darf das nur eine faktische, keine politische juristische Anerkennung sein."

Den Türspalt dorthin haben die sechs europäischen Regierungschefs selbst ein wenig geöffnet. In ihrem Text heißt es nämlich auch, die gegenwärtige Kontaktlinie - also Kriegsfront - solle der Startpunkt von Verhandlungen sein.

Rutte nennt einen historischen Vergleich: "Wir alle erinnern uns daran - Litauen, Estland, Lettland hatten eigene Botschaften in Washington bis 1991. Da hat man anerkannt: Ja, die Sowjetunion kontrolliert dieses Territorium, aber das wird niemals rechtlich akzeptiert."

Erstmal sitzen die Europäer nicht am Tisch

Solche Möglichkeiten ändern aber nichts daran, dass Europa erstmal nicht mit am Tisch sitzt, wenn in Alaska über Krieg und Frieden auf europäischem Boden verhandelt wird. Die Sorge ist, dass eine Verständigung zwischen Trump und Putin am Ende zu Lasten der Ukraine und Europas geht. Deshalb die Statements, Telefonate, Sondersitzungen.

Am Ende aber bleibt, so klingt es bei Bundeskanzler Friedrich Merz, nur die Hoffnung, auch tatsächlich gehört zu werden. "Wir können jedenfalls nicht akzeptieren, dass über die Köpfe der Europäer, über die Köpfe der Ukrainer hinweg über Territorialfragen zwischen Russland und Amerika gesprochen oder gar entschieden wird. Ich gehe davon aus, dass die amerikanische Regierung das genauso sieht, deshalb gibt es diese enge Abstimmung", sagte Merz in den tagesthemen.

Europas Interessen stehen auf dem Spiel

Bei einer Schaltkonferenz heute Nachmittag beraten die Außenminister der EU über die nächsten Schritte. Europas Kerninteressen stehen auf dem Spiel, erklärte die Außenbeauftragte Kaja Kallas. Jede Vereinbarung zwischen Washington und Moskau zum Ende des Krieges in der Ukraine müsse die Ukraine und die EU einbeziehen.

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