Die Proteste gegen die serbische Regierung von Präsident Vucic reißen nicht ab. Erneut gab es in mehreren Städten Demonstrationen - begleitet von Gewalt. Ursprünglich ausgelöst wurden die Proteste durch den Einsturz des Bahnhofsdachs in Novi Sad.

Seit neun Monaten demonstrieren in Serbien immer wieder Menschen gegen die Regierung von Präsident Aleksandar Vucic. In der vergangenen Nacht gingen wieder Tausende in verschiedenen Städten auf die Straße. Seit einigen Tagen gibt es dabei vermehrt Gewalt und Zusammenstöße mit der Polizei.

In der zentralserbischen Stadt Valjevo protestierten Tausende Regierungskritiker. Ein Teil der Demonstranten lieferte sich dabei Berichten zufolge Auseinandersetzungen mit der Polizei. Eine Gruppe griff demnach am Abend das dortige Büro der regierenden Serbischen Fortschrittspartei (SNS) an und setzte es in Brand. Auch Gebäude der Stadtverwaltung und der örtlichen Staatsanwaltschaft seien beschädigt worden.

In Valjevo flogen bei Protesten Feuerwerkskörper.

Polizei geht brutal gegen Demonstranten vor

Eine Eskalation hatte sich in Valjevo angebahnt: Die Polizei war dort vor wenigen Tagen brutal gegen Demonstrierende vorgegangen. Bilder davon verbreiteten sich im Internet - und lösten die jüngsten Proteste aus, die Polizeigewalt beklagten.

Berichten zufolge wurden Regierungskritiker in der Stadt auch abseits der Protestzüge Opfer von Angriffen: Das Café eines Sympathisanten der Protestbewegung wurde demnach vor zwei Tagen zerstört. Die Werkstatt des Vaters einer Aktivistin sei in derselben Nacht überfallen und ihr Betreiber verprügelt worden. Die Protestbewegung macht Anhänger der Vucic-Partei SNS für die Angriffe verantwortlich.

Demonstranten in Belgrad festgenommen

Auch in der serbischen Hauptstadt Belgrad formierten sich in der Nacht Proteste. Die Polizei feuerte Tränengas in die Menge. Sicherheitskräfte stoppten Protestierende, die zum Hauptquartier der SNS marschieren wollten. Aus der zweitgrößten Stadt des Landes, Novi Sad, wurden ebenfalls Zusammenstöße gemeldet.

Innenminister Ivica Dacic sagte kurz vor Mitternacht, es seien 18 Demonstranten festgenommen worden. Ein Polizist sei verletzt worden. Zu verletzten Demonstranten machen serbische Behörden keine Angaben.

Auslöser der neuen Gewalt

Die Proteste in Serbien werden bereits seit einigen Tagen von Gewalt begleitet. Als Auslöser dafür gelten Vorfälle in den Städten Vrbas und Backa Palanka: Am Dienstag waren dort Anhänger der Regierungspartei vor den Augen der Polizei auf Demonstranten losgegangen - mit Feuerwerkskörpern und Schlagstöcken. Die Sicherheitskräfte waren nicht eingeschritten. Regierungskritiker und unabhängige Beobachter werfen der Regierung vor, gezielt Gewalt provoziert zu haben.

Ursprünglich ausgelöst hatte die Proteste eine Tragödie im November: 16 Menschen starben, als ein frisch renoviertes Bahnhofsvordach in Novi Sad einstürzte. Die Protestbewegung macht Korruption der Regierung und Schlamperei dafür verantwortlich.

Die Protestierenden fordern eine Übergangsregierung, die faire und freie Wahlen organisiert. Damit soll auch die Stellung von Präsident Vucic geschwächt werden. Der Präsident hat zwar in Serbien offiziell kaum Befugnisse, der autoritäre Vucic hat aber faktisch die Macht im Land auf sich vereint. Premierminister Djuro Macut gilt als Handlanger.

Mit Informationen von Silke Hahne, ARD-Studio Wien

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