Spanien kämpft weiter gegen Feuer-"Tsunami"
Mehr als Tausend Quadratkilometer Fläche haben schwere Waldbrände in Spanien bereits zerstört. Ministerpräsident Sánchez besuchte nun die betroffenen Gebiete - und will die Klimakrise ganz oben auf die politische Agenda setzen.
In einigen Regionen im Nordwesten Spaniens wüten weiter schwere Waldbrände. Ministerpräsident Pedro Sánchez hat sich ein Bild von der Lage gemacht und dafür seinen Sommerurlaub unterbrochen. Der sozialistische Politiker besuchte die besonders betroffenen Provinzen Ourense und León und sicherte umfassende Unterstützung zu.
Man werde alle Einsatzkräfte der Zentralregierung den Regionen zur Verfügung stellen, sagte Sánchez im Koordinationszentrum für den Feuerwehreinsatz in Ourense. Außerdem kündigte er die Entsendung von 500 weiteren Soldaten in die betroffenen Gebiete an. Mehr als 1.400 Soldatinnen und Soldaten sind bereits im Einsatz.
"Es liegen schwierige Tage vor uns", betonte er. Zugleich warb Sánchez für einen "großen Staatsvertrag zur Abmilderung der Klimakrise", der parteipolitische Auseinandersetzungen außen vor lassen solle. "Die spanische Regierung wird ab sofort daran arbeiten, dass wir im September über die Grundlagen dieses nationalen Pakts verfügen, um die Auswirkungen des Klimanotstands abzuschwächen und uns daran anzupassen."

Ministerpräsident Pedro Sánchez informiert sich bei dem Regionalpräsidenten von Kastilien und León, Alfonso Fernández Manueco (links), über die Lage im Waldbrandgebiet.
20 Brände der höchsten Gefahrenstufe
In den vergangenen knapp zwei Wochen zerstörten die Flammen nach offiziellen Angaben bereits rund 1.150 Quadratkilometer - eine Fläche mehr als doppelt so groß wie der Bodensee. Tausende Menschen mussten aus ihren Häusern gerettet werden. Mindestens drei Menschen kamen ums Leben.
Am Sonntag registrierte Spanien insgesamt 20 Brände der höchsten Gefahrenstufe zwei, erklärte die Generaldirektorin des Zivilschutzes, Virginia Barcones, im Interview mit dem Sender RTVE.
Waldbrand-Spezialisten aus Deutschland helfen
Die Lage sei besorgniserregend und werde durch die andauernde Trockenheit und Hitzewelle mit Temperaturen von über 40 Grad verschärft. Der Wetterdienst AEMET warnt vor erhöhtem Brandrisiko in mehreren Regionen des Landes. Im Rahmen des Katastrophenschutzmechanismus hatte Spanien bei den EU-Partnern Unterstützung erbeten.
Laut Barcones werden im Laufe des Tages zwei Löschflugzeuge aus den Niederlanden erwartet. Aus Bonn sollte sich ein Hilfskonvoi von mehr als 20 Feuerwehrfahrzeugen Richtung Spanien in Bewegung setzen. 67 Feuerwehrleute seien dabei, sagte ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Innenministeriums der Nachrichtenagentur dpa.
Naturschutzgebiete teilweise zerstört
Zuletzt waren in den sogenannten Autonomen Gemeinschaften Galicien, Kastilien und León sowie auch in Extremadura und Asturien insgesamt 13 Landstraßen gesperrt. In Galicien war auch eine Bahnverbindung unterbrochen. In einigen Dörfern und kleineren Gemeinden galt ein Ausgehverbot.
Bisher wurden vor allem dünn besiedelte Gebiete in Mitleidenschaft gezogen. Dabei wurden auch große Teile von Naturschutzgebieten zerstört. Das Dorf Palacios de Jamuz in León wurde teilweise zerstört, wie ein Video zeigt.
Mehrere Verdächtige wegen Brandstiftung festgenommen
Mehrere Menschen wurden unter dem Vorwurf der Brandstiftung festgenommen. Tausende Angehörige der Feuerwehr, der militärischen Nothilfeeinheit UME, des Zivilschutzes und der Polizei kämpfen seit Tagen gegen die Flammen. Sie werden von Dutzenden Hubschraubern und Löschflugzeugen unterstützt.
Feuerwehrleute berichten von extremer Hitze, Rauch und schwer zugänglichen Einsatzgebieten. "Es ist, als wollte man einen Tsunami stoppen", zitierte die Zeitung El País einen Einsatzleiter in Ourense.
2025 eines der schlimmsten Brandjahre
Laut aktuellen Daten des Europäischen Waldbrandinformationssystems (EFFIS) wurden in Spanien seit Jahresbeginn (bis 16. August) mehr als 1.570 Quadratkilometer Wald und Vegetation durch Brände zerstört - das entspricht der doppelten Fläche von Hamburg (755 Quadratkilometer).
Damit ist 2025 nach nur acht Monaten schon das drittschlimmste Brandjahr der vergangenen zwei Jahrzehnte, übertroffen nur von 2022 (rund 3.060 Quadratkilometer) und 2012 (knapp 1.900 Quadratkilometer).
Auch im Nachbarland Portugal brennt es derzeit so heftig wie seit Jahren nicht mehr. Mehr als 3.200 Einsatzkräfte bekämpfen neun größere Brände. Kritisch ist die Lage laut Zivilschutz vor allem in Arganil im Bezirk Coimbra sowie in Sátão im Bezirk Viseu im Zentrum des Landes. Auch Lissabon bat um EU-Hilfe und erwartet zwei Löschflugzeuge aus Schweden.
Landflucht spielt eine Rolle
Die im Zuge des Klimawandels häufigeren und längeren Trockenperioden sind in Spanien laut Experten nicht der alleinige Grund für die zunehmende Brandgefahr. Forst- und Buschlandflächen haben dort in den vergangenen 50 Jahren von zwölf Millionen auf 27 Millionen Hektar zugenommen.
Viele dieser Wälder in Gebieten mit Landflucht werden kaum noch genutzt, sodass sich enorme Mengen brennbaren Materials ansammeln, berichtete RTVE.
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