Die westlichen Unterstützerländer der Ukraine haben sich auf Sicherheitsgarantien für das Land geeinigt. Laut Frankreichs Präsident Macron würden 26 Länder Truppen entsenden. Viele Details sind aber noch unklar.

Die westlichen Unterstützer der Ukraine haben sich bei einem Treffen in Paris auf einen groben Rahmen militärischer Sicherheitsgarantien für das von Russland angegriffene Land geeinigt. Unter dem Vorsitz von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und des britischen Premiers Keir Starmer erörterten 35 Staats- und Regierungschefs teils vor Ort, teils per Video zugeschaltet, wie die Sicherheit der Ukraine nach einem möglichen Kriegsende gewährleistet werden könnte.

Carolin Dylla, ARD Paris, über die Pläne der "Koalition der Willigen" für Friedenstruppen in der Ukraine

tagesschau24, 04.09.2025 18:00 Uhr

Nach den Worten des ebenfalls teilnehmenden ukrainischen Präsident Wolodymyr Selenskyj herrsche in der "Koalition der Willigen" ein Einvernehmen über den allgemeinen Rahmen von Sicherheitsgarantien. Eine starke ukrainische Armee sei dabei von zentraler Bedeutung, sagt er nach dem Treffen der Gruppe in Paris. Zudem seien sich alle einig, dass Russland jede Friedensinitiative ablehne.

Macron: 26 Länder wollen Truppen schicken

Laut Macron sind 26 Länder bereit, Truppen zur Absicherung eines Waffenstillstands oder Friedens in der Ukraine einzusetzen. Diese Länder hätten sich formell verpflichtet, Truppen als Rückhalt in der Ukraine zu stationieren oder auf dem Land, auf See oder in der Luft präsent zu sein, um die Ukraine nach einem Kriegsende zu stärken und einen Frieden abzusichern, sagte Macron nach den Beratungen. Die Namen der Länder nannte er nicht.

Weitere Staaten prüften noch, ob sie sich an den Sicherheitsgarantien beteiligen werden, sagte Macron. "Diese Streitmacht hat weder den Willen noch das Ziel, Kriege gegen Russland zu führen, sondern soll den Frieden sichern und ein klares strategisches Signal setzen."

Macron: Konzept für Sicherheitsgarantien steht

Bereits am Vorabend des Treffens hatte Macron verkündet, dass die Unterstützerländer ihre Vorbereitungen für Sicherheitsgarantien abgeschlossen hätten.

Dank der Vorarbeit der Armeechefs seit dem Ukraine-Gipfel im Weißen Haus seien die Europäer nun bereit, der Ukraine Sicherheitsgarantien zu geben, sobald ein Friedensabkommen unterzeichnet sei. Das von den Armeechefs der Koalition ausgearbeitete Konzept müsse nun politisch gebilligt werden. Weitere Details des Konzeptes nannte Macron nicht.

Eine Truppenpräsenz europäischer NATO-Staaten in der Ukraine könnte nach Angaben aus Militärkreisen vor allem ein großangelegter Ausbildungseinsatz sein. Demnach geht es nicht um eine Friedenstruppe im klassischen Sinn.

Zusagen aus Washington lassen auf sich warten

Die Hauptlast eines Einsatzes würden die europäischen NATO-Mitglieder tragen. Dabei hatten die Europäer immer wieder deutlich gemacht, dass es nicht ohne eine Rückversicherung durch die USA gehen wird. Deren US-Sondergesandter Steve Witkoff nahm ebenfalls am Treffen teil. Im Anschluss an die Pariser Beratungen sollte US-Präsident Donald Trump telefonisch informiert werden. Konkrete Zusagen aus Washington ließen bislang auf sich warten.

Frankreich und Großbritannien hatten sich zuvor zur Entsendung einiger Tausend Soldaten bereit erklärt. Eine Zusage gab es außerdem bereits aus Dänemark, Estland und Litauen. Schweden zeigte sich bereit, einen möglichen Frieden in der Ukraine durch Luftraumüberwachung und vom Meer aus zu sichern. Die Niederlande erklärten, sie könnten sowohl in der Luft als auch zu Wasser und zu Lande Hilfe leisten.

Keine deutschen Pläne für Militäreinsatz

Für Deutschland hat zunächst die Ausrüstung der ukrainischen Streitkräfte Priorität, damit das Land sich selbst verteidigen kann. Über alles andere will die Regierung erst nach einem Waffenstillstand entscheiden. Sie lehnt eine Entsendung von Bundeswehr-Soldaten, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt, jedoch ab, hieß es aus Berlin. Medienberichten zufolge plant die Bundesregierung aber, die ukrainische Luftabwehr zu stärken, das Land beim Bau von Waffensystemen zu unterstützen oder weitere Hilfe bei der Ausbildung ukrainischer Soldaten zu leisten. All das unter der Voraussetzung, dass die USA sich weiter in der Ukraine engagieren.

An dem Pariser Treffen nahm Kanzler Friedrich Merz nur per Videoschalte teil. Russland drohte er laut Regierungssprecher Stefan Kornelius mit weiteren Strafmaßnahmen, sollte es keine Bewegung bei den Verhandlungen um einen Waffenstillstand geben. "Spiele die russische Seite weiter auf Zeit, werde Europa den Sanktionsdruck erhöhen, um so die Chancen auf eine diplomatische Lösung zu erhöhen", so Kornelius.

Viele EU-Länder halten sich zurück

Andere EU-Länder äußerten sich ebenfalls zurückhaltend. Tschechien hält die Diskussion über einen Einsatz von Soldaten für verfrüht, Litauen äußerte sich zurückhaltend. Spanien und Portugal deuteten vor Monaten an, dass sie sich eventuell an einer Friedensmission beteiligen könnten.

Griechenland, die Slowakei, Italien, Zypern, Polen, Österreich, Rumänien, Slowenien, Kroatien und Ungarn wollen keine Soldaten in Richtung Ukraine entsenden. Viele dieser Länder zeigten sich aber bereit, die Absicherung eines künftigen Friedens in der Ukraine auf anderem Wege, etwa mit logistischer Hilfe, zu unterstützen.

Putin bleibt bei alten Forderungen

Ob es überhaupt zu einer Friedenslösung kommt, bleibt jedoch weiter offen. So forderte Russlands Präsident Wladimir Putin bei einer Pressekonferenz in China Selenskyj am Mittwoch auf, nach Moskau zu kommen, wenn er mit ihm reden wolle. Russland sei bereit, weiter Krieg zu führen, sollte es nicht zu einer Einigung kommen, die Moskau genehm sei, sagte er. Der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha lehnte die Einladung an Selenskyj, nach Moskau zu kommen, als "unannehmbar" ab.

Russland wiederum weist laut dem Außenministerium westliche Überlegungen für Sicherheitsgarantien einschließlich der Entsendung von Truppen aus NATO-Staaten in die Ukraine zurück. "Russland wird nicht über eine zutiefst unannehmbare und jede Sicherheit untergrabende ausländische Intervention in der Ukraine diskutieren", sagte Ministeriumssprecherin Maria Sacharowa.

NATO-Chef für Truppenpräsenz nach Waffenstillstand

NATO-Generalsekretär Mark Rutte verteidigte die laufenden Planungen für europäische Truppen in der Ukraine nach einem möglichen Waffenstillstand mit Russland.

Der Niederländer machte deutlich, dass es aus seiner Sicht keine Rolle spielt, dass Moskau eine solche Truppenpräsenz ablehnt. "Warum sollten wir uns dafür interessieren, was Russland über Truppen in der Ukraine denkt?", fragte er rhetorisch bei einer Veranstaltung in Prag. Die Ukraine sei ein souveränes Land. Und es sei nicht an Russland, über eine Truppenpräsenz zu entscheiden.

Mit Informationen von Carolin Dylla

Carolin Dylla, ARD Paris, tagesschau, 04.09.2025 18:30 Uhr

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