Die Türkei hält mit Kritik an Israels Gaza-Krieg nicht zurück - und schränkt nun den Handel mit dem Land ein. Auch der Kulturbetrieb steht unter Druck. Ein Konzert des jüdischen Sängers Enrico Macias wurde abgesagt.

So lieben Fans ihren Enrico Macias: er selbst an der Gitarre, die er seit seiner Kindheit in Algerien spielt. Seit Jahrzehnten tritt der französische Chansonnier auf, auch jetzt noch mit 86. Aus dem geplanten Konzert an diesem Wochenende in Istanbul wird allerdings nichts. Die Behörden haben es abgesagt - wegen angekündigter Demonstrationen gegen den Sänger und Israel.

Der zuständige Gouverneur schreibt in einer Erklärung zur Begründung, Demonstrationen gegen Israel könnten zu Problemen führen. Wörtlich heißt es: "Die Demonstrationen gegen den vom Terrorstaat Israel im Gazastreifen begangenen Völkermord und die Unterstützer des Völkermords könnten unsere jungen Menschen, die protestieren wollen, in juristische Schwierigkeiten bringen."

Der jüdische Sänger Enrico Macias gilt für die türkische Regierung als pro-israelisch.

Sänger unterstützt Israel

Macias, der jüdisch ist, reagierte entsetzt. Der Nachrichtenagentur AFP sagte er, er sei "zutiefst überrascht und traurig", sein Publikum nicht sehen zu können, mit dem er "stets Werte wie Frieden und Brüderlichkeit geteilt" habe. Tatsächlich gilt Macias als Unterstützer Israels.

Er wandte sich aber auch bereits vor Jahren in einem französischen Interview gegen jüdische Siedlungen auf besetztem palästinensischen Gebiet und sagte, er "verstehe, dass die Palästinenser einen Staat verdienen, das Recht darauf haben. Vielleicht wird es ein weiterer arabischer Staat, neben Israel, nicht innerhalb oder anstelle von Israel." Doch zuletzt erklärte er auch, israelische Gewalt habe es nur wegen der militant-islamistischen Terrororganisation Hamas gegeben.

Türkei schränkt Handel mit Israel ein

Das mag für sich genommen anfangs auch der Präsident der Türkei, Recep Tayyip Erdoğan, so gesehen haben. Doch schon lange ist dessen Kritik an Israels Regierung scharf. Es folgten symbolische Aktionen wie der Aufruf zum Boykott israelischer Produkte. Demonstrierende in der Türkei forderten einen Handelsstopp mit Israel.

Zuerst war die Regierung zögerlich, beließ es bei einer Liste von Waren, die nicht mehr gehandelt werden dürften. Zuletzt legte Außenminister Hakan Fidan aber nach: "Wir haben unseren Handel mit Israel vollständig eingestellt. Unsere Häfen sind für israelische Schiffe geschlossen, türkische Schiffe dürfen israelische Häfen nicht anlaufen." Containerschiffe mit Waffen und Munition für Israel dürften nicht in türkische Häfen einlaufen, so Fidan. "Und wir verbieten auch israelische Flugzeuge in unserem Luftraum." Das mache kein anderes Land.

Wie überzeugend das ist, sei dahingestellt. Noch immer fließt Öl aus Aserbaidschan nach Israel - durch die Türkei. Türkische Firmen in Staatsbesitz verdienen daran. Kritiker argwöhnen, es fänden sich bestimmt auch noch andere Wege, den Handel nicht ganz abzuwürgen. Belege dafür bringen sie nicht. Allerdings betrug das Handelsvolumen zwischen der Türkei und Israel in den vergangenen Jahren jeweils rund sechs Milliarden US-Dollar.

Aufgeladene politische Stimmung

Dass mit Enrico Macias nicht mal mehr ein jüdischer französischer Sänger mit algerischen Wurzeln auftreten darf, passt in die politische Stimmung. Wie aufgeladen die ist, zeigt der Appell der muslimischen Gruppe "Liebhaber des Propheten", die schon oft pro-palästinensische Demonstrationen organisiert hat. Sie hat auch ein Verbot des geplanten Konzertes verlangt.

Macias, so ein Sprecher, sei dem Islam und den Muslimen gegenüber feindlich gesonnen - und weiter: "Es ist bedeutsam, dass er zu einer Zeit hierherkommen sollte, als Völker aus der ganzen Welt zu Israel sagten 'genug ist genug'."

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