"Heute ist der 700. Tag ihrer Entführung"
700 Tage sind die Geiseln nun in der Hand der Hamas - und die Verzweiflung der Angehörigen wächst von Tag zu Tag. Und die Wut auf die Regierung, die weiter Soldaten auf Gaza-Stadt vorrücken lässt. Die Hamas veröffentlichte ein neues Video.
Noch immer sind 48 Geiseln in der Gewalt der Terrororganisation Hamas in Gaza. Mehr als die Hälfte von ihnen soll nicht mehr am Leben sein. Laut den Familienangehörigen könnten aber etwa 20 Geiseln gerettet werden. Allerdings wird die Hoffnung nach 700 Tagen Geiselhaft immer geringer, sagen sie.
Aufgeben wollen sie nicht: "Heute ist der 700. Tag ihrer Entführung. 700 Tage sind zu viel. Jeder Tag zählt", teilten die Familien in einem Statement mit. Statt den Tisch zum Schabbat zu decken, sollte Premier Netanjahu sich noch heute an diesem 102. Schabbat seit ihrer Entführung an den Verhandlungstisch setzen, fordert das Forum der Familien von Geiseln und Vermissten.
Faschismus-Beleidigung sorgt für Eklat
Bereits seit Mitte der Woche demonstrieren Familienangehörige der Geiseln und ihre Unterstützer auch vor dem Haus des Premiers in Jerusalem. Dabei war es zu einem Eklat gekommen. Benjamin Netanjahu hatte die Demonstranten Faschisten genannt, weil er sich bedroht fühle von den Protesten. Die Beleidigung sorgte in Israel für Aufregung.
Die Protestler setzen sich für eine Ende des Krieges in Gaza ein, so dass alle Geiseln freikommen können. Viele lehnen den bevorstehenden Großangriff auf Gaza-Stadt ab, weil sie fürchten, dass dies das Leben der Geiseln gefährdet.
Zwei Geiseln im Hamas-Video
Diese Sorge will die Hamas nun offenbar schüren. Die Terrorgruppe veröffentlichte ein neues Video zweier aus Israel entführter Geiseln. Darin ist neben dem Israeli Guy Gilboa-Dalal auch kurz Alon Ohel zu sehen, der auch deutscher Staatsbürger ist. Israel verurteilt solche Geisel-Aufnahmen als psychologische Kriegsführung.
Das Video zeigt zunächst Gilboa-Dalal in einem Auto. Die Familie stimmte der Veröffentlichung zu und schrieb, dies sei das erste Lebenszeichen seit sechs Monaten. Der junge Mann sagt, er befinde sich in der Stadt Gaza und dass in der Gegend mehrere weitere Geiseln festgehalten würden. Diese sollen laut ihren Entführern während der geplanten israelischen Offensive dort bleiben, wie Gilboa-Dalal weiter schildert. Später ist er in einem Gespräch mit Ohel zu sehen.
Unter welchen Umständen das Video entstanden ist und ob der Mann aus freien Stücken oder unter Druck und Drohungen sprach, ist unklar. Die Aufnahme soll von Ende August stammen.
"Guy, Alon und weitere Geiseln wurden nach Gaza gebracht, und wir sind zutiefst besorgt um ihr Leben", teilte die Familie von Gilboa-Dalal nach Angaben des Forums der Geisel-Angehörigen nach Veröffentlichung des Videos mit. "Sie müssen nach Hause gebracht werden."
Mit Informationen von Bettina Meyer, ARD-Studio Tel Aviv
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