USA "nicht begeistert" über Militärschlag in Katar
Die internationale Kritik am israelischen Angriff in Katar reißt nicht ab: Auch US-Präsident Trump distanzierte sich vom Vorgehen der israelischen Regierung. In Israel machen sich Geisel-Angehörige große Sorgen.
Der israelische Militärschlag gegen Funktionäre der Terrororganisation Hamas in Doha hat international breite Kritik hervorgerufen. Auch US-Präsident Donald Trump bekräftigte sein Bedauern über den Angriff auf den aus US-Sicht engen Verbündeten Katar, während Israel die Attacke als gelungenen Schlag gegen die Hamas darstellt. Im Laufe des Tages will sich der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in einer Dringlichkeitssitzung mit dem Angriff beschäftigen.
"Ich bin nicht begeistert davon" - so fiel die Reaktion des US-Präsidenten einen Tag nach dem Angriff aus. Bereits zuvor hatte Karoline Leavitt, Sprecherin des Weißen Hauses, den Angriff in einer Stellungnahme kritisiert. Es handele sich um eine "einseitige Bombardierung innerhalb Katars als souveränem Staat und engem Verbündeten der Vereinigten Staaten", die weder Israels noch Amerikas Zielen diene.
Warnung "leider zu spät"
In sozialen Medien unterstrich Trump, dass die Entscheidung für den Militärschlag allein bei Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu gelegen habe. Zwar habe Israel die USA vorab über den Angriff informiert, woraufhin er seinen Sondergesandten Steve Witkoff beauftragt habe, Katar zu warnen, so Trump. Die Warnung sei aber "leider zu spät gekommen, um den Angriff zu verhindern". Die Warnung kam offenbar erst zehn Minuten nach der Bombardierung in Katar an. So schildert Katars Ministerpräsident Mohammed bin Abdulrahman Al Thani vor Journalisten den Ablauf.
"Der erste Anruf eines amerikanischen Regierungsvertreters erreichte uns um 15.56 Uhr, also zehn Minuten nach dem Angriff", sagte Al Thani. Die US-Seite habe in dem Telefonat erklärt, dass sie soeben erst von dem Angriff erfahren habe.
Netanjahu lobt "optimalen und präzisen" Militärschlag
Trotz der internationalen Kritik, der sich auch die Bundesregierung angeschlossen hatte, würdigte Israels Ministerpräsident Netanjahu den Luftangriff in Doha als einen "optimalen und präzisen" Schlag, dessen Ziel die "gezielte Tötung der Führungsspitze der Hamas" gewesen sei. Es habe sich um eine vollständig unabhängige israelische Operation gehandelt, die als Reaktion auf den "mörderischen Anschlag auf unsere Soldaten in Gaza" und auf das "schreckliche Massaker an unseren Bürgern, an einer Bushaltestelle in Jerusalem" erfolgt sei. Bei dem Attentat in Jerusalem, welches der bewaffnete Arm der Hamas für sich beansprucht, waren am Montag sechs Menschen ums Leben gekommen.
Angaben der Hamas zufolge ist der israelische Angriff "gescheitert", kein Mitglied des eigenen Verhandlungsteams sei bei der Attacke getötet worden. Trotzdem habe es Tote gegeben: Sechs Menschen seien bei dem Angriff ums Leben gekommen, darunter der Sohn des höchstrangigen Hamas-Anführers im Ausland, Chalil al-Haja, sowie dessen Büroleiter.
Laut Hamas ist der israelische Angriff erfolgt, als ihre Verhandlungsdelegation gerade über einen Vorschlag der USA für eine erneute Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung der verbliebenen israelischen Geiseln beraten wollte. Israel geht davon aus, dass sich noch 20 lebende Geiseln in der Gewalt der Terrororganisation befinden, hinzu kommen den Vermutungen zufolge die Leichname von 28 Geiseln, die in der Gefangenschaft ums Leben gekommen sind.
Katar will weiter vermitteln
Katar zählt neben den USA zu den wichtigsten Vermittlern im Ringen um ein weiteres Waffenruhe-Abkommen zwischen Israel und der Hamas. Nach Israels Angriff gab es Berichte, dass Katar sich als Vermittler zurückziehen könnte. Dem widersprach Ministerpräsident Al Thani. Vermittlung und Diplomatie seien Teil der katarischen Identität. "Sie wird weitergehen, und nichts wird uns davon abhalten, diese Rolle bei allen Themen (...) in der Region fortzusetzen, bis wir Stabilität für unsere Region und unser Volk erreicht haben", sagte Al Thani.
Angriff schürt Sorge bei Geisel-Angehörigen
In Israel selbst stößt das Vorgehen der eigenen Regierung auf sehr gemischte Reaktionen. Bei einigen Angehörigen der nach wie vor von der Hamas gefangen gehaltenen Geiseln schürt es die Sorgen. So auch bei Einav Sangauker, deren Sohn Matan sich noch in der Gewalt der Terrormiliz befinden soll. "Es könnte sein, dass Netanjahu in diesem Moment meinen Matan im Grunde zum Tode verurteilt hat", sagte sie als Reaktion auf den Militärschlag in Doha. Und sie warf Netanjahu vor, "immer und immer wieder jeden Deal, der auf dem Tisch liegt", zu sabotieren.
Ganz anders fällt die Reaktion von Zvika Mor aus. Auch sein Sohn soll am 7. Oktober 2023 als Geisel in den Gazastreifen verschleppt worden sein. "Wir haben endlich die Angst überwunden, in Katar anzugreifen", äußert sich der Vater. Für ihn sei "die Wahrscheinlichkeit, dass ich meinen Sohn bald im Arm halten kann", mit dem Militärschlag gegen die Hamas-Führungsriege gestiegen. "Weil ich hoffe, dass in Katar niemand mehr übrig bleiben wird, mit dem man Verhandlungen führen kann. Dann müssen die Verhandlungen mit der Hamas im Gazastreifen geführt werden, die sich in den Tunneln befindet. Sie haben seit Monaten kein Tageslicht gesehen, sie haben es dort sehr schwer", so Zvika Mor.
Mit Informationen von Jörg Poppendieck, ARD-Studio Tel Aviv
Jörg Poppendieck, ARD Tel Aviv, tagesschau, 10.09.2025 09:10 UhrHaftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke