In Moldau sind die Wahllokale geöffnet. Die Bürger entscheiden auch darüber, ob sich das Land weiter der EU annähert - oder Russland zuwendet. Die pro-europäische Regierungspartei könnte die absolute Mehrheit verlieren.

In der Republik Moldau hat die mit Spannung erwartete Parlamentswahl begonnen. Die Wahl gilt als zentral für den weiteren Kurs der ehemaligen Sowjetrepublik, in der seit Jahrzehnten pro-europäische und pro-russische Kräfte um die Macht buhlen.

Die pro-europäische Regierungspartei PAS von Präsidentin Maia Sandu muss um ihre absolute Mehrheit fürchten. Eine Niederlage Sandus könnte den von ihrem Lager angestrebten EU-Beitritt bis 2030 erschweren. Umfragen lassen erwarten, dass die PAS zwar wieder stärkste Kraft werden könnte, aber nicht mehr alleine regieren kann.

Sandu hatte die Parlamentswahl vorab als die wichtigste in der Geschichte Moldaus bezeichnet. "Bei diesen Wahlen steht für unser Land viel auf dem Spiel", sagte sie. "Wenn die Moldauer stark genug sind und trotz der massiven Einmischung Russlands selbst entscheiden, hat Moldawien die Chance, seine Demokratie weiter zu stärken, seinen Frieden zu schützen und seinen Weg in die EU-Integration fortzusetzen."

Vorwurf der Einmischung Russlands

Die Regierung in Chisinau wirft Russland vor, sich massiv in den Wahlkampf eingemischt zu haben und verstärkte zuletzt ihr Vorgehen gegen mutmaßlich illegale Parteienfinanzierung und pro-russische Netzwerke. Auch die EU-Kommission sprach von einer "beispiellosen Desinformationskampagne" Russlands. Moskau weist dies zurück.

Das Regierungslager warnt, im Falle einer pro-russischen Regierung drohten die Moldauer für den russischen Krieg in der Ukraine instrumentalisiert zu werden.

Der oppositionelle Patriotische Block wirft der Regierungspartei vor, durch den Bruch mit Moskau die wirtschaftliche Lage verschlechtert und die Gaspreise in die Höhe getrieben zu haben.

Wahlbeteilung könnte ausschlaggebend sein

Ein entscheidender Faktor für den Wahlausgang könnten die im Ausland lebenden Moldauer sein. Sie werden in den Umfragen nicht erfasst, neigen aber in der Regel dazu, pro-europäische Parteien zu unterstützen. Hingegen dominiert im Osten an der Grenze zur Ukraine in der abtrünnigen Region Transnistrien das pro-russische Lager. Das Gebiet ist unter Kontrolle pro-russischer Kräfte, Russland unterhält dort einen Militärstützpunkt.

Um die 101 Parlamentssitze bewerben sich rund 20 Parteien sowie einige unabhängige Kandidaten. Sollte keine Seite eine Mehrheit im Parlament erringen, dürften schwierige Koalitionsverhandlungen folgen.

Moldau liegt zwischen der Ukraine und Rumänien. Die ehemalige Sowjetrepublik, die seit Juni 2024 offiziell über einen EU-Beitritt verhandelt, zählt weiterhin zu den ärmsten Ländern Europas. Die Unzufriedenheit unter den rund 2,4 Millionen Bürgerinnen und Bürgern wächst.

Björn Blaschke, ARD Moskau, zzt. in Chișinău, tagesschau, 28.09.2025 11:49 Uhr

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