Erste Nahost-Gespräche in Ägypten
Im ägyptischen Scharm el Scheich haben Berichten zufolge die Gespräche über Trumps Gaza-Plan begonnen. Sie könnten sich über Tage hinziehen. Die Hoffnungen auf eine Einigung sind groß - wichtige Punkte aber weiter strittig.
Die Verhandlungen über den Nahost-Friedensplan von US-Präsident Donald Trump sind Berichten zufolge angelaufen. Die Delegation um Chalil al-Haja - der höchste Vertreter der Terrormiliz Hamas im Ausland - traf sich dafür heute mit Vermittlern Katars und Ägyptens im ägyptischen Scharm el Scheich, wie die Nachrichtenagentur dpa berichtete. Später traf auch die israelische Delegation um den Minister für strategische Angelegenheiten, Ron Dermer, in dem Ort ein.
Der staatsnahe ägyptischer Fernsehsender Al-Kahira News meldete, dass die indirekten Gespräche zwischen Israel und der Hamas begonnen hätten. Es herrsche eine Stimmung der "kompletten Geheimhaltung" zu den Details der Verhandlungen, hieß es.
Die hohen Hamas-Funktionäre außerhalb Gazas leben zumeist in Katar oder in der Türkei. Die Vertreter der Miliz seien "in deutlichem Maß empfänglich" gewesen für die Bemühungen Ägyptens und Katars, eine Einigung zu erzielen, berichtete die dpa aus Sicherheitskreisen. Sie hätten "ehrlichen Willen" gezeigt, die Lage im laufenden Gaza-Krieg in Übereinstimmung mit Trumps 20-Punkte-Plan zu verbessern.
Gespräche könnten Tage dauern
Ägypten und Katar vermitteln zusammen mit den USA in dem Krieg, der sich morgen zum zweiten Mal jährt. Inhaltlich soll es zunächst um die Freilassung der verbliebenen 48 Geiseln im Gegenzug für eine Waffenruhe und um die Entlassung Hunderter palästinensischer Häftlinge gehen. Wie in vorigen Runden werden Israel und Hamas nicht direkt miteinander verhandeln. Die Gespräche könnten sich über mehrere Tage hinziehen.
Erst vor einem Monat hatte Israel versucht, al-Hajja und andere Hamas-Anführer bei Angriffen in der katarischen Hauptstadt Doha zu töten. Dabei wurde unter anderem der Sohn des Chef-Unterhändlers getötet. Al-Hajja nimmt nun erstmals wieder an Gesprächen für ein Ende des Gaza-Kriegs teil.
Israel will schnell ein Abkommen erreichen
Israels Außenminister Gideon Saar äußerte Hoffnungen auf eine baldige Einigung mit der Hamas. "Wir sind entschlossen, so schnell wie möglich ein Abkommen zu erreichen, um unsere Geiseln wieder nach Hause zu bringen. Das würde natürlich auch einen Waffenstillstand bedeuten", sagte er der Bild-Zeitung.
Zugleich warnte Saar vor Naivität im Umgang mit der Terrororganisation. "Wenn man es mit der Hamas zu tun hat, können Dinge, die einfach aussehen, sehr kompliziert sein." Er habe kein Vertrauen in die Hamas. Saar vertraue aber auf Trump, der die Hamas wiederholt unter Druck gesetzt hatte.
Trump hofft auf schnelle Ergebnisse
Trump selbst zeigte sich optimistisch, dass es noch in dieser Woche Ergebnisse geben wird. "Mir wurde gesagt, dass die erste Phase diese Woche abgeschlossen sein sollte, und ich bitte alle, sich zu beeilen", schrieb er auf der Plattform Truth Social. Es habe "sehr positive Gespräche" mit der Hamas und anderen Ländern an diesem Wochenende gegeben, um die Geiseln freizulassen und den Krieg in Gaza zu beenden. Der US-Präsident sprach erneut eine Drohung aus: Der Faktor Zeit sei von entscheidender Bedeutung - sonst werde es zu "massivem Blutvergießen kommen".
Auch die Bundesregierung unterstützt Trumps Friedensplan. "Es ist alles machbar, es ist alles erreichbar", sagte Bundesaußenminister Johann Wadephul dazu am Sonntag nach einem Treffen mit dem katarischen Außenminister Scheich Mohammed Al-Thani. Allerdings liege "noch ein harter Weg von Verhandlungen vor uns allen".
Bundeskanzler Friedrich Merz sagte in der ARD-Sendung Caren Miosga Deutschland werde bei einer Umsetzung des US-Plans für den Gazastreifen beim Wiederaufbau und der schnellen humanitären Unterstützung der palästinensischen Bevölkerung helfen.

Johann Wadephul, Bundesaußenminister, über einen möglichen Frieden für Gaza
tagesthemen, Das Erste, 06.10.2025 22:15 UhrHamas will politisch weiter mitreden
Bei den Gesprächen in Ägypten dürfte es um eine ganze Reihe strittiger Fragen gehen. So hatte sich die Hamas am Freitagabend auch nicht zu der Forderung in Trumps Friedensplan nach ihrer Entwaffnung geäußert.
Laut ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann ist sie wohl bereit dazu, die Macht abzugeben, will aber weiter politisch mitreden. Auch die Frage, wie die einzelnen Schritte des Friedensplans räumlich und zeitlich koordiniert werden können, sei bisher ungelöst.
Palästinenser melden Tote bei Angriffen
Während die Gespräche laufen, gehen die Angriffe im Gazastreifen palästinensischen Angaben zufolge derzeit weiter. Einem israelischen Medienbericht zufolge herrscht bis zu einer Einigung keine Waffenruhe im Gazastreifen, sondern nur eine "Reduzierung des Feuers". Israels Armee teilte mit, sie werde "weiterhin gegen die Terrororganisationen im Gazastreifen vorgehen".
Seit dem Morgen seien insgesamt sieben Menschen bei Bombardements und Beschuss getötet worden, hieß es laut dpa aus medizinischen Kreisen. Mindestens zwei Tote soll es demnach in der Nähe einer Verteilstelle für Hilfsgüter der umstrittenen Gaza Humanitarian Foundation (GHF) im Süden des Gazastreifens gegeben haben.
Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa meldete, israelische Soldaten hätten das Feuer auf Palästinenser eröffnet, die auf Hilfe gewartet hätten. Eine israelische Armeesprecherin sagte auf Anfrage, ein solcher Vorfall sei dem Militär nicht bekannt. Die Angaben beider Seiten lassen sich derzeit nicht unabhängig verifizieren.
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