• Im Zentrum der Bauhaus-Ausstellung "After modern Brightness" steht die Pionierarbeit der Künstlerin Marianne Brandt, die in den Zwanzigern neue Lampen entwickelte.
  • Die Ausstellung erkundet, wie die Elektrifizierung vom Bauhaus mitgestaltet wurde, durch neue Design-Produkte.
  • In einer intensiven Recherche wurden diverse künstlerische Entwürfe, Alltagsgegenstände und mehr zusammengetragen.

Im obersten Geschoss des Bauhaus-Gebäudes, da wo sich früher die Metallwerkstatt der berühmten Design-Schule befand, hockt eine junge Frau am Boden, vor sich ein riesiges Metallblech. Sie zeichne gerade die Maße der Bleche ein, gibt sie Auskunft. An den markierten Stellen müsse nämlich gebort werden, um die Möbel für die Ausstellung zu bauen.

Designer aus aller Welt sind im Rahmen des Bauhaus-Lab in die Archive abgetaucht und haben Entwürfe aus den 20er-Jahren gesammelt.Bildrechte: Stiftung Bauhaus Dessau

Marianne Brandt – Pionierin des Elektrodesigns

Valena Ammon, Designerin aus der Schweiz, hat an der Burg Giebichenstein studiert. Zusammen mit sieben weiteren Künstlern und Architekten aus Brasilien, Portugal, Chile  oder den USA hat sie im sogenannten Bauhaus Lab drei Monate lang zu den Themen Licht, Elektrifizierung und Bauhaus-Design geforscht. Die Ergebnisse präsentieren sie in der Ausstellung.

Sie hätten sich viel mit Marianne Brandt beschäftigt, die eine Zeit lang die Leiterin der Metallwerkstatt war, sagt Ammon. Brandt und andere Mitarbeiter des Bauhauses haben damals Leuchten gestaltet, nicht nur für die Industrie: "Die Elektrifizierung hat dazu geführt, dass auch für Zuhause Lampen zugänglich waren und Helligkeit nicht mehr mit Gas oder Kerzen geschaffen werden musste, deshalb waren neue Produkte notwendig."

Dazu zählte Brandts Pendel-Leuchte ME 94, die aus Metall und Glas besteht. Der Leuchtkörper ist teils transparent, teils lichtundurchlässig, so wird das Licht gut gestreut. Kunst und Wissenschaft sind hier eng miteinander verflochten – typisch Bauhaus eben. Ausgehend von dieser Lampe befasst sich die Ausstellung mit verschiedenen Themen rund um die moderne Beleuchtung, von der Stromerzeugung über Braunkohleabbau, Kraftwerke und Glühbirnenproduktion bis zur Versorgung der Haushalte und der Läden.

Bildrechte: (Brandt, Marianne) VG Bild-Kunst, Bonn

Als die Schaufenster erleuchtet wurden

So gab es in den 1920er-Jahren erstmals Schaufensterbeleuchtung.  "Und dann sieht man in der Ausstellung so kleine Büchlein, die damals verteilt wurden", beschreibt Valena Ammon: "an Leute, die die Läden besaßen, wie die ihr Schaufenster ausleuchten können, mit den Produkten von Osram zum Beispiel. Und das waren dann so Zeichnungen und Grafiken: Wenn du es so aufhängst, dann sieht es so und so aus. Wenn du so aufhängst, kannst du einen dramatischen Schatten machen."

Die Elektrifizierung hat dazu geführt, dass auch für Zuhause Lampen zugänglich waren, deshalb waren neue Produkte notwendig.

Valena AmmonTeilnehmerin Bauhaus Lab

Auch mit den sozialen Fragen der Elektrifizierung beschäftigt sich die Ausstellung: Wie haben die Menschen reagiert auf künstliches Licht? Wie hat es das Wohnen verändert? Die Arbeitsproduktivität in den Fabriken? Und es geht um Politik – wenn sich etwa die Glühbirnen-Fabrikanten zusammenschließen und die Zuliefer-Preise drücken.  

Deckenleuchten mit Aluminiumreflektor in drei Größen (1926) von Marianne Brandt; aus einer Bauhaus-Ausstellung von 2015.Bildrechte: picture alliance / dpa | Britta Pedersen

Bauhaus zeigt künstlerische Entwürfe und Alltagsgegenstände

Dafür haben Amman und ihre Mitstreiter unter anderem im Berliner Osram Archiv geforscht, aber auch im Landesarchiv in Dessau, in Halle, Magdeburg und Merseburg, weil der Schwerpunkt auf Sachsen-Anhalt läge, so die Künstlerin.

Im großen Ausstellungsraum sind bis Februar 2026 viele historische Artefakte zu sehen: kleine und große. Ein Strommast aus der Bauhaus-Siedlung Törten, Filme über den Braunkohleabbau und die Arbeit im Kraftwerk, Fotografien und Fotogramme sowie Entwürfe der Bauhaus-Künstler. Gezeigt werden nicht nur Zeichungen von Meistern, sagt Valena Ammon, "sondern tatsächlich Produkte und Alltagsgegenstände, die in Häusern verbaut waren oder Teil des Stromnetzes sind – und die in der Bauhaus Stiftung im Archiv sind, also Lichtschalter oder alte Glühbirnen."

Ein Blick in die Ausstellung "After modern Brightness. Ecologies of Light" im Bauhausgebäude.Bildrechte: Stiftung Bauhaus Dessau

Auch bei der Gestaltung der Schau durfte sich das Forschungsteam aus dem Bauhaus-Archiv bedienen: Glas und Metall sind auch hier die vorherrschenden Materialien. Besonders toll findet Valena Ammon die Solarpanels, die jetzt als Ausstellungstische genutzt werden. Sie holen das Thema Licht/Elektrifizierung aus den 20er-Jahren ins Heute.

Informationen zur Ausstellung

"After modern Brightness. Ecologies of Light"
vom 1. August 2025 bis zum 1. März 2026

Öffnungszeiten:
Mo - So: 10 - 17 Uhr (März bis Oktober)
Di - So: 10 - 17 Uhr (November bis Februar)

Ort:
Bauhausgebäude
Gropiusallee 38
06846 Dessau-Roßlau

Redaktionelle Bearbeitung: lm

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