Mehr Wölfe in Deutschland - Abschuss rückt näher
In Deutschland leben ungefähr 1.600 Wölfe in gut 200 Rudeln. Im Nordwesten sind es so viele, dass die Bundesregierung einen "günstigen Erhaltungszustand" an die EU gemeldet hat. Als nächstes will sie den Wolf ins Jagdgesetz aufnehmen.
Die Bundesregierung hat die Population von Wölfen in Deutschland zum Teil neu bewertet. In einigen Regionen gebe es erstmals einen "günstigen Erhaltungszustand" für die Tiere, teilten Landwirtschafts- und Umweltministerium mit. Das betreffe die Nordseeküste sowie Teile von Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen. Dieser Befund sei an die EU-Kommission übermittelt worden.
Die Daten aus Deutschland zeigten, "dass der Wolf in einigen Teilen des Landes wieder verbreitet ist", erklärte Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD). Mit einer neuen Methodik solle künftig besser abgebildet werden, "wie es regional unterschiedlich um den Wolf bestellt ist".
Von "ungünstig" zu "günstig"
Ein "günstiger Erhaltungszustand" bedeutet laut der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU (FFH), dass es ausreichend Lebensraum und Nahrungsangebot gibt, die das Überleben der Wölfe langfristig sichern. Die Anzahl der Wölfe gilt dann außerdem als so groß, dass sie in Zukunft nicht wieder aussterben kann, zum Beispiel durch Krankheiten, Verkehrsunfälle oder Wilderei.
Im letzten FFH-Bericht aus dem Jahr 2019 wurde der Zustand der Wolfpopulation noch als "ungünstig" bewertet, weshalb das Raubtier unter Artenschutz steht und als Folge nicht gejagt werden darf. Doch weil die Tiere immer wieder auch Weidetiere wie Schafe reißen, fordern vor allem Landwirte, die Jagd auf Wölfe zuzulassen. Das könnte durch die neue Einstufung schon bald möglich sein.
SPD und Union für neues Jagdgesetz
So kündigte Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) an, dass im nächsten Schritt über die Änderung des Bundesjagdgesetzes abgestimmt werden soll. Zudem solle für weitere Teile Deutschlands eine neue Bewertung der Wolfspopulation erfolgen. In der Folge könnte dann der Schutzstatus der Tiere in ganz Deutschland sinken.
Unionsfraktionsvize Albert Stegemann sprach angesichts der aktuellen Bewertung von einem "politischen Meilenstein". Auch vom Koalitionspartner kam Zuspruch: Die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Esra Limbacher, sprach sich für einen pragmatischen Umgang mit dem Wolf aus, "der den berechtigten Anliegen von Naturschutz und Landwirtschaft gleichermaßen gerecht wird".
Kritik von Umweltverbänden
Kritik kam von Umweltverbänden. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) nannte die Bewertung "politisch motiviert statt wissenschaftlich fundiert".
In zwölf der 16 Bundesländer sei der Wolf nach wie vor selten. Der WWF Deutschland kritisierte, mit einer Meldung für eine Einzelregion gefährde die Bundesrepublik "ein zentrales Prinzip des europäischen Artenschutzrechts, nämlich den Schutz wandernder Arten".
Jagdverband bemängelt Datengrundlage
Der Deutsche Jagdverband (DJV) kritisierte hingegen, die aktuelle Bewertung sei auf Grundlage veralteter Daten erfolgt. Die überfällige Feststellung des "günstigen" Erhaltungszustandes des Wolfes insgesamt werde zudem durch die Aufteilung in einzelne Regionen bewusst verhindert.
"Seit Jahren werden in der Wolfspolitik die Nöte der Menschen im ländlichen Raum ignoriert und die Bestände systematisch heruntergerechnet", sagte DJV-Präsident Helmut Dammann-Tamke.
EU-Gesetzesänderung vereinfacht schnelleren Abschuss
Der Trend geht jedoch in eine andere Richtung: So hatten die 27 EU-Länder im Juni eine Gesetzesänderung für den schnelleren Abschuss von Wölfen beschlossen. Der Wolf soll nicht mehr als "streng geschützt" gelten, der Erhalt der Art aber weiter sichergestellt werden. Das bedeutet, dass die Voraussetzungen für den Abschuss von Wölfen künftig deutlich vereinfacht werden sollen.
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